Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
Glasplättchen.« Zu Sondra sagte er: »Kommen Sie. Ich zeige Ihnen etwas.«
    Das kleine Labor neben der Ambulanz war kaum größer als eine Kammer, an der einen Wand ein Arbeitstisch, an der anderen Waschbecken und Kühlschrank. Derry nahm eine kleine Glasflasche mit sterilem destilliertem Wasser vom Arbeitstisch, entnahm ihm mit einer Spritze 10 ml und entleerte das Wasser in ein Reagenzglas. Dann griff er nach einer Flasche Tabletten und warf eine der Tabletten in das Reagenzglas.
    »Was ist das?« fragte Sondra.
    »Null komma zwei Gramm Natriummetabisulfit«, antwortete er und hielt das Glas hoch, um zuzusehen, wie sich die Tablette auflöste.
    »Und wozu ist das gut?«
    »Das werden Sie gleich sehen.«
    Die Schwester kam mit dem Glasplättchen herein. Mit einer Pipette gab Derry zwei Tropfen der Lösung aus dem Reagenzglas auf die Blutprobe, gab ein Abdeckglas darüber, tupfte es ab und schob das Glasplättchen unter das Mikroskop.
    »Jetzt warten wir fünfzehn Minuten«, sagte er mit einem Blick auf seine Uhr.
    Bei Sondras nächster Patientin war nur eine Routinebehandlung nötig; eine Kopfwunde mußte gereinigt und genäht werden. Als Sondra fertig war, kam Derry. »Kommen Sie«, sagte er, schon auf dem Weg zum Labor. »Jetzt sehen wir uns die Blutprobe mal an.«
    Während Derry sich mit verschränkten Armen an den Arbeitstisch lehnte, setzte sich Sondra auf den hohen Hocker und drehte den Mikroskopspiegel so, daß er das Morgenlicht einfing. Dann drückte sie ihr rechtes Auge auf das Okular und stellte die Schärfe ein.
    »Oh«, sagte sie. »Jetzt versteh’ ich …«
    »Sie haben so was noch nie gesehen?«
    »Nein.«
    »Wir behandeln das Blut vorher mit dem Natriummetabisulfit, damit es nicht austrocknet. Getrocknetes Blut sichelt nicht.«
    »Sie hat Sichelzellenanämie.«
    »Ja.«
    Sondra starrte durch das Okular auf die deformierten roten Blutkörperchen, die die Gestalt von Sicheln hatten. Wegen ihrer abnormen Gestalt konnten sie die kleinen Blutgefäße nicht passieren und verstopfen so die {180} Blutbahn. Hinzukam, daß sie im Blutstrom zerfielen, so daß der Erkrankte buchstäblich verhungerte.
    Sondra hob den Kopf und sah Derry fragend an. »Und die Prognose?«
    »Behandeln kann man nur die Symptome, und auch das nur vorübergehend. Sonst kann man nicht viel tun. Bei Sichelzellenanämie gibt es keine Heilung. Der Zustand des Mädchens wird sich immer weiter verschlechtern, bis sie schließlich an einer Lungenembolie oder Thrombose oder Tuberkulose stirbt.«
    Mit dem Voranschreiten des Morgens wuchs die Zahl der Wartenden auf der Veranda. Sondra und Derry arbeiteten mit der Schwester zusammen ohne Pause, untersuchten, verbanden, spritzten, erklärten, wie dieses oder jenes Medikament einzunehmen sei (Sondra hatte entdeckt, daß viele der Patienten ihre Tabletten nicht schluckten, sondern sie in kleine Beutel stopften, die sie sich als Amulett um den Hals hängten). Es wurde Mittag, ohne daß die Menge auf der Veranda merklich abgenommen hätte.
    Als Sondra und Derry eine kurze Mittagspause einlegten, um eine Tasse Tee zu trinken und ein Brot zu essen, teilte ihnen eine der Schwestern, die im Krankensaal arbeiteten, mit, daß nun kein Bett mehr frei sei.
    Der Strom der Patienten riß nicht ab; Infektionen, Schnittverletzungen, parasitäre Krankheiten mußten behandelt werden. Eine Frau brachte ihre kleine Tochter, die nach einer Magen- und Darminfektion stark geschwächt war. Die Krankheit war vorbei, aber das Kind wollte nicht essen. Weder gutes Zureden noch Drohungen halfen. Sondra beschloß, die Kleine ins Krankenhaus einzuweisen und intravenös zu ernähren. Derry kam hinter dem Vorhang hervor und legte Veto ein.
    »Wir haben kein freies Bett. Außerdem wäre es gelacht, wenn wir das Kind nicht hier und jetzt dazu bringen könnten, etwas zu sich zu nehmen.«
    Ehe Sondra Einwendungen erheben konnte, schickte er die Schwester mit dem Auftrag, eine Flasche Coca-Cola und einen Beutel Chips zu holen, in die Küche.
    »Da kann kein Kind widerstehen«, bemerkte er, während sie warteten.
    Er hatte recht. Er brauchte die Cola-Flasche nur zu öffnen, den Beutel mit den Chips nur aufzureißen, und schon machte sich das kleine Mädchen mit Wonne über beides her.
    »Bei der Diät«, sagte Derry, »wird sie schnell wieder zu Kräften kommen. Entlassen Sie sie.«
    Am frühen Nachmittag kam eine Mutter mit ihrem neun Monate alten Säugling, einem kleinen Mädchen. Das Kind hatte hohes Fieber, Ohren und Hals

Weitere Kostenlose Bücher