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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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schmerzhafte Krümmung seines Rückens. Zu seinem Glück war Sondra geübt, so daß die qualvolle Prozedur schnell vorbei war. Nur einen Moment lang mußte er, von den kräftigen Armen der Schwester gehalten, gekrümmt auf der Seite liegen, während Sondra behutsam seine Wirbelsäule abtastete. Dann ein schneller Einstich, und schon wurde die Nadel wieder herausgezogen.
    Die Flüssigkeit war klar; Blutungen im Schädelinneren waren damit ausgeschlossen. Eine mikroskopische Untersuchung ergab, daß keine Eiterzellen vorhanden waren.
    {183}
    Da sie keine Ahnung hatten, mit was für einer Erkrankung sie es zu tun hatten, und da der Befund der Blutkulturen frühestens in zwei Wochen aus Nairobi zurückkommen würde, beschlossen sie, Ouko in ein Bett ganz am Ende des Saals zu legen und von den anderen Patienten abzuschirmen.
    Inzwischen war es Abend geworden, und auf der Missionsstation kehrte Ruhe ein, Sondra ging in ihre Hütte, um sich zu waschen und zum Abendessen umzuziehen. Doch Ouko blieb bei ihr. Sie konnte den quälenden Gedanken nicht loswerden, daß sie bei ihm etwas übersehen hatten.

21
    Sie war beim Briefeschreiben, als eine Schwester aus dem Krankenhaus bei ihr klopfte. Oukos Zustand hatte sich verschlechtert.
    Sondra zog sich eine Jacke über und lief durch den stillen Hof zum Krankenhaus. Der Schreibtisch der Nachtschwester am Eingang des langen, strohgedeckten Hauses war in das gelbe Licht einer Petroleumlampe getaucht. Der Saal mit den zwanzig Betten war dunkel.
    Sondra nahm die Lampe und ging schnell zum hinteren Ende des Saals, wo Oukos Bett stand. Der Junge zuckte zusammen, als sie um den Schirm herumkam.
    Sie stellte die Lampe nieder und beugte sich über ihn.
    »Ouko«, sagte sie leise.
    Er sprang beinahe aus dem Bett.
    Sondra betrachtete ihn mit tiefer Besorgnis. Als die Schwester etwas sagte, und Ouko wiederum zusammenzuckte, wurde aus Sondras Besorgnis Angst. Das war keine Meningitis. Das war etwas ganz anderes …
    Nachdem sie der Schwester bedeutet hatte, nicht zu sprechen und ihr zu folgen, drehte sich Sondra um und ging leise zum Schwesterntisch zurück.
    »Ich bin sicher, es ist Tetanus«, sagte sie so ruhig es ihr möglich war. »Wir brauchen sechzigtausend Einheiten Antitoxin. Haben wir das da?«
    »Ja,
memsabu«
, flüsterte die junge Schwester mit großen, erschreckten Augen.
    Ouko bekam die erste Spritze Pferdeserum in den linken Oberschenkel. Er sprang so heftig in die Höhe, daß er beinahe aus dem Bett gefallen wäre.
    Sondra hatte noch nie mit Starrkrampf zu tun gehabt; in einer Stadt wie {184} Phoenix, wo es Schutzimpfungen gab, kam diese Erkrankung nur selten vor. Sie wußte, daß das Antitoxin, mit dem sie Ouko beandelte, nicht viel helfen würde; es würde lediglich das Gift neutralisieren, das noch nicht ins Nervensystem gelangt war. Das Gift jedoch, das bereits in Oukos zentrales Nervensystem eingedrungen war, konnte das Serum nicht angreifen. Diese Tatsache war es, die ihr große Angst machte.
    Sie holte sich einen Stuhl ans Bett und setzte sich, um bei dem Jungen zu wachen. Sie wußte, daß Ouko bald von den Krampfanfällen heimgesucht werden würde, die für die Krankheit charakteristisch waren: schmerzhafte Krämpfe der Hals- und Kiefernmuskeln, Anspannung der gesamten Körpermuskulatur, Rückwärtsbeugung des Kopfes, Durchdrücken des Rückens bis zum Äußersten. Die größte Gefahr war die mögliche Verkrampfung der Atemmuskulatur; bei einem schweren Anfall konnte der Junge buchstäblich ersticken.
    Sondra blickte in das angstvolle Gesicht, das von Schweiß glänzte, und wußte, daß eine schwere Nacht bevorstand.
    Etwas später kam Derry und musterte Ouko mit langem, nachdenklichen Blick. »Haben Sie die Wunde gefunden?« fragte er dann so leise wie möglich.
    Sondra nickte. »An der Fußsohle. Sie ist schon verheilt.«
    Derry nahm die Spritze mit dem Antitoxin vom Nachttisch, warf einen Blick darauf und legte sie wieder zurück. »Hat er schon einen Anfall gehabt?«
    Sondra schüttelte den Kopf, ohne den Blick von Ouko zu wenden. Der erste Krampfanfall würde bald kommen; sie mußten vorbereitet sein.
    Schweigend blieb Derry neben ihr stehen, das Gesicht im Schatten außerhalb des Lichtkreises der Lampe. Sondra spürte seine Anspannung, obwohl er nichts sagte; spürte seine Besorgnis so scharf wie ihre eigene.
    Plötzlich schrie jenseits des Wandschirms irgendwo im Dunklen einer der Patienten im Schlaf auf, und Ouko fiel in einen Krampf. Ober- und Unterkiefer

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