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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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zugänglich. Er war zu fatalistisch, fand Sondra, zu schnell bereit, die Dinge zu akzeptieren, anstatt erst einmal zu kämpfen.
    Sondra wandte sich von ihrem Bett ab und warf einen flüchtigen Blick in den Spiegel. Ihre Haut war dunkel von der Sonne, hatte einen warmen, nußbraunen Ton, der in reizvollem Kontrast zu den bunten afrikanischen Gewändern stand, die zu tragen sich Sondra angewöhnt hatte. Nachdem sie auf dem Markt mehrere leuchtend bedruckte Stoffe erstanden hatte, hatte sie ihre Blue Jeans und T-Shirts weggepackt und angefangen, sich wie die einheimischen Frauen zu kleiden. Die Wirkung war bemerkenswert. Sie sah aus, als wäre sie in diesem Land geboren.
    Neues Stimmengewirr zog sie vom Spiegel weg. Pastor Sanders fragte Kamante gerade, ob er genug Dosen mit Butter besorgt hätte, Derry rief irgend etwas auf Suaheli, Alec MacDonald fragte, ob dies das ganze Eis wäre, das sie für den Polioimpfstoff hätten, und Rebecca unterhielt sich laut mit einer anderen Schwester.
    Sondra war froh, daß Rebecca auf diese Safari mitging. Sie war die Oberschwester, eine Samburu, Mitte vierzig, die als Kind zum christlichen Glauben bekehrt worden war und ausgezeichnet Englisch sprach. Und sie machte Sondra große Schwierigkeiten.
    Wären die Probleme mit den Schwestern nicht gewesen, so hätte Sondra vielleicht nicht jeden Tag mit dem beklemmenden Gefühl beginnen müs {176} sen, gegen Windmühlen anzukämpfen. Sie konnte sich nicht genau erinnern, wann die Schwierigkeiten angefangen hatten. Wahrscheinlich schon am ersten Tag, als die Schwestern mit Bestürzung festgestellt hatten, daß der neue Arzt eine Frau war. Aber vielleicht hätte diese Hürde überwunden werden können, wenn Sondra nicht den Fehler gemacht hätte, die Freundschaft der Schwestern zu suchen.
    »Diese Frauen haben einen ausgeprägten Sinn für Rang und Ordnung«, hatte Alec ihr erklärt. »Sie wissen nicht recht, wo sie Sie einordnen sollen.«
    Sondra hatte erfahren, daß Ärzte und Schwestern streng auf Abstand zu halten pflegten, und sie offenbar einen Verstoß gegen diese Rangordnung begangen hatte, als sie sich im Gemeinschaftsraum zu den Schwestern gesetzt hatte. Dennoch, diese Probleme hätten vielleicht bewältigt werden können, wenn es nicht zu dem katastrophalen Zwischenfall mit dem Katheter gekommen wäre.
    Das war zwei Wochen nach ihrer Ankunft gewesen. Sondra befand sich allein im Krankensaal und untersuchte gerade einen jungen Mann, der am Blinddarm operiert worden war, als sie bei einem flüchtigen Aufblicken sah, daß Rebecca im Begriff war, etwas Unverzeihliches zu tun. Das sterile Katheterröhrchen war vom Bett gerollt und auf den staubigen Boden hinuntergefallen. Rebecca hob es auf und ging daran, es dennoch einzuführen.
    »Nicht!«, rief Sondra so laut, daß alle im Saal sich ihr zuwandten. Sie befahl Rebecca, ein neues Röhrchen aus der Verpackung zu nehmen und erklärte vor allen, was die Schwester falsch gemacht hatte. Rebecca warf ihr nur einen zornfunkelnden Blick zu, schmiß den Katheter hin und ging hinaus.
    Von da an war der Widerstand gewachsen. Und da Rebecca die Oberschwester war, hatten sich die anderen Pflegerinnen ihrer Haltung angeschlossen. Aber Sondra wollte sich davon nicht abschrecken lassen. Irgendwie würde es ihr gelingen, den Widerstand zu überwinden.
    Sie zog die Tür ihrer Hütte auf und ging ins strahlend helle Morgenlicht hinaus. Blinzelnd blickte sie über den Hof. Die drei Rover waren zur Abfahrt bereit; die Teilnehmer der Safari – Alec, Pastor Thorn, Rebecca und die beiden Fahrer – versammelten sich zum Abschiedsgebet. Sondra gesellte sich zu ihnen und stellte sich neben Alec. Während Pastor Sanders das Gebet sprach, beobachtete sie aus dem Augenwinkel, wie Derry von den Autos wegging und im Krankenhaus verschwand.
    Ein unmöglicher Mensch, und eine unmögliche Situation, die sich für Sondra nun auf höchst unwillkommene Weise verschärft hatte.
    {177}
    Die Träume hatten in einer regnerischen Nacht im Oktober angefangen. Am Abend hatte sie mit Alec MacDonald im Gemeinschaftsraum gesessen. Sie schrieb gerade einen Brief an Ruth, um ihr zur Geburt der Zwillinge zu gratulieren, als die Tür aufgestoßen wurde und Derry hereinkam, naß bis auf die Haut, verärgert, weil der Wagen im Schlamm auf der Straße steckengeblieben war. Doch Sondra hatte kaum ein Wort seiner zornigen Tirade mitbekommen. Sie hatte nur den Mann gesehen; das regennasse schwarze Haar, das ihm ins tiefgebräunte Gesicht

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