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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
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weißt schon. Wenn Du an mich denkst, dann bitte daran. Nicht an den Brief hier.
    Ich für meinen Teil denke an Deine Lippen, wie sie aussehen, wenn du lächelst. Und an Deinen wunderschönen Körper denke ich natürlich auch. Öfter als gut für mich ist.
    Ich vergesse nie Deine Art, mich anzusehen und wie Du Dich anfühlst. Gibt es Hoffnung, das zu wiederholen? Bitte, sag ja.
    Ich erwarte eine Antwort. Kürz´ bitte mein Leiden ab :-(
    Dein L.“
     
    Keine Ahnung, wie oft ich diesen Brief in den letzten zwei Tagen gelesen hatte. An manchen Stellen war die gleichmäßige Handschrift bereits verschmiert, weil ich darauf geweint hatte. Er hatte ein Foto von sich mitgeschickt. Darauf stand er auf einem flachen Steg, fast im Wasser, und schaute triumphierend in die Kamera. Mit einem Siegerlächeln hatte er die Arme vor der Brust verschränkt. Er trug ein Basecap mit dem Vereinswappen seines Ruderclubs und ein ärmelloses Trikot, das seine breiten Schultern und seine muskulösen, männlichen Oberarme zur Geltung brachte. Seine Locken waren länger als heute, und er hatte sie in einem Pferdeschwanz gebändigt, was zugleich verwegen und witzig aussah. Sein Oberkörper glänzte in der Sonne, und man wusste nicht zu sagen, ob er nass von Schweiß oder gerade aus dem Wasser gekommen war. Auf der Rückseite stand „Für Sabina von Leo.“ Mehr nicht. Ich musste aufpassen, das Bild nicht auch noch vollzuweinen.
    Olga hatte das Bild angesehen und gelächelt. „Er ist schön. Ich hoffe, er ist nicht so ein Schwein wie mein Mann.“
    „Nein. Er bringt solche Schweine ins Gefängnis. Er ist Polizist, weißt du.“
    Sie nickte. „Er sieht auch nicht aus, als wenn er so was Böses tun könnte.“
    „Deinem Mann konnte man das sicher auch nicht ansehen.“
    „Nein. Aber immerhin musste er Geld ausgeben, um eine Frau zu kriegen.“
    Sie schien sich ein wenig von dem Schock erholt zu haben, den ihre eigene Tat ihr versetzt hatte. Auch ihre Hämatome waren jetzt kaum noch zu sehen.
    „Lieber Leo,
    Du hast meinen ersten Brief wohl noch nicht bekommen, sonst hätte Deiner sicher nicht ganz so bitter geklungen. Hoffentlich ist er in der Zwischenzeit bei Dir angekommen. Dein Foto ist so schön, vielen Dank. Ich schaue es jeden Tag zwanzigmal an und freue mich darauf, Dich bald in natura wieder zu sehen. Davon träume ich jede Nacht.
    Zu Deiner Beruhigung: Ich bin dem Charme von Dr. Krawczyk keineswegs erlegen, habe ihn aber durchaus zu spüren bekommen. Er hat ausdrücklich versprochen, Dir auf keinerlei Weise in die Quere zu kommen. Also keine Vorwürfe, bitte :-)
    Deine Hoffnung, all´ das Schöne mit Dir zu wiederholen, was wir schon erlebt haben, teile ich mit Dir. Ich sage JA dazu und freue mich schon so darauf. Bitte, verzeih´ mir, dass ich solche Sch... angerichtet habe. Ich werde es wieder gut machen!
    Vergiss mich nicht
    Deine Sabina
    PS: Übrigens vermisse ich Dich wahnsinnig ... das kannst Du Dir gar nicht vorstellen.“
     
    Ich steckte den Brief in einen Umschlag und klebte die letzte mir verbliebene Briefmarke darauf. Wenn Dr. Krawczyk kam, würde er den Brief mitnehmen.
    Am nächsten Tag holte mich eine Bewacherin mit den Worten ab: „Ihr Verlobter ist da.“
    Mein Herz machte einen Riesensalto. Mein – Verlobter? Sie führte mich in den Besuchsraum, der auch heute wieder voll war. Ich hielt Ausschau nach Leo. Vergeblich. Stattdessen erblickte ich – Johannes. Mein Verlobter? Ich hoffte, man konnte mir meine Enttäuschung nicht anmerken.
    Johannes Heinrich steuerte mit breitem Lächeln auf mich zu. „Hallo, Sabina.“
    „Hallo, mein Verlobter.“ Ich zog fragend die Augenbrauen hoch. Herzklopfen. Hatte Leo ihn geschickt? Wir durften uns an einen Tisch setzen, eine kleine Zwischenwand verhinderte, dass wir uns darauf etwas zuschieben oder uns die Hände reichen konnten. Stimmengewirr. Einige der Gefangenen musterten ihn interessiert.
    Johannes strahlte mich an, als seien wir wirklich verlobt. Der schmerzhafte Zug in seinem Gesicht war kaum noch zu erkennen. Ich musste sein Lächeln einfach erwidern.
    „Ich habe einen Sondersprechschein ergattert“, sagte er mit gesenkter Stimme. Die Bewacherinnen hörten nicht mit, dazu waren zu viele Gespräche an den Tischen im Gang. „Als dein Verlobter.“ Verschwörerisches Lächeln.
    „Was sagt Leo dazu?“ Ich musste grinsen.
    „Oh, der hat mich stundenlang bekniet, dass ich das mache. Und hier bin ich. Mit schönen Grüßen. Freust du dich?“
    „Na klar. Das ist

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