Herzgefaengnis
Mauer zu sehen war. Und ein bisschen blauer Himmel. Mit gerunzelter Stirn fuhr er fort:
„Die zweite Möglichkeit wäre, dass der Täter bewusst den Verdacht auf Heimke lenken wollte. Kein anderes Auto hat gebrannt. Es gab in der Nacht auch keine dieser Brandserien. Ihres war das einzige. Das spricht dafür, dass er – oder sie – es sich absichtlich ausgesucht hat.“
„Und das bedeutet, dass diese Person nicht nur hinter Heimke, sondern auch hinter mir her ist. Dann müsste sie wissen, dass Heimke und ich …“
„Das würde es vielleicht erklären. Stellen wir uns mal hypothetisch eine – sagen wir, verlassene Liebhaberin vor. Sie hat entdeckt, dass Heimke in Sie verliebt ist. Ihr kommt der Gedanke, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: ihre Rivalin zu erschrecken und Heimke das Feuer in die Schuhe zu schieben.“
„Aber woher sollte sie das wissen? Heimke wird das doch nicht ausgeplaudert haben. War doch eine Niederlage für sie.“
„Es müsste jemand gewesen sein, der oder die Sie zusammen gesehen hat. Auf der Party von Ihrem Kollegen oder danach an der Uni. Eine ihrer drei Begleiterinnen vielleicht.“
Denen traute ich so etwas eigentlich nicht zu, aber …
„Die eine war ziemlich fertig mit der Welt. Aber vielleicht war sie ja auch nur betrunken. Trotzdem: Die wirkten alle harmlos auf mich.“
„Das ist kein Kriterium. Schauen Sie sich Ihre Mitgefangene an. Die wirkt sicher auch harmlos. Genau wie Heimke wahrscheinlich. Aber es gibt noch andere Wege, wie der Täter davon Wind bekommen haben könnte. Vielleicht hat er oder sie ihr Handy durchsucht. Machen doch verlassene Liebhaber gerne.“
Er schien zu wissen, wovon er sprach, denn er verzog das Gesicht, als wenn es ihm selbst schon passiert sei.
„Dabei hat sie die SMS gesehen. Vielleicht auch noch die E-Mails gelesen, die sie geschrieben hat. Ein böser Verdacht: betrügt sie mich? Hatte sie eine Affäre? Jetzt fängt sie an nachzuforschen. Sie verfolgt Heimke auf Schritt und Tritt. Beobachtet, dass sie hinter Ihnen her ist. Und nach und nach findet sie heraus, wo Sie wohnen und dass Sie ein Auto haben. Eins, drei fix angezündet. Der Verdacht fällt auf Heimke, und Ihr Auto ist futsch. So funktioniert wirklich schlaue Rache. Dann beobachtet sie Heimke weiter. Vielleicht erfährt sie, dass der Brandstifter nicht gefunden werden kann. Also muss sie sich etwas neues ausdenken. Jetzt schmiedet sie den Plan, sie zu töten. Nimmt das Messer mit. Sie nutzt die günstige Gelegenheit, als sie am Boden liegt – und zack! Praktischerweise fallen Sie daneben um, und kein Verdacht fällt auf die wahre Täterin.“
Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Wenn es so war, wäre ich vielleicht auch noch in Gefahr.
„Dann muss sie sie aber sehr gehasst haben. So einen Racheplan schmiedet man doch nicht einfach so aus Spaß. Vielleicht hasst sie mich jetzt auch.“
„Wenn Sie entlassen werden, könnte es sein, dass sie ihren Racheplan noch einmal überarbeitet.“
Ach du meine Güte. Er tätschelte beruhigend meine Hand. „Es müsste leicht herauszufinden sein, welche von ihren Verflossenen dafür infrage kommt. Denken Sie an ihre Computer, an Facebook …“
„Dann müsste man sie nur noch finden. Bevor sie mich findet.“
Er nickte.
„Wahrscheinlich hätten sie sie schon nach wenigen Tagen. Jeder Mensch hinterlässt Spuren, und wenn es so ist, wie ich denke, haben wir ja keine Gewohnheitsverbrecherin vor uns, die über genügend Geld und Helfer verfügt, um sich lange verborgen zu halten.“
„Bleibt die Frage, ob und wie sie in die Wohnung von Heimke gekommen ist, um das Messer zu holen.“
Dr. Krawczyk kratzte sich am Kopf. „Sie könnte einen Nachschlüssel haben“, sagte er langsam. „Lassen wir Heimkes Hausschlüssel untersuchen. Möglicherweise befinden sich daran Kopierspuren. Das kann man nachweisen. Ich werde mit Dana reden. Sie wird es machen – wenn sie nicht längst selbst daran gedacht hat.“
„Kennen Sie sie denn so gut, dass sie Ihnen einen Gefallen tun würde?“
Meine Neugier. Immer zur Stelle ...
Dr. Krawczyk schmunzelte. „Liebe Frau Jung, ich wäre ein schlechter Verteidiger, wenn ich nicht ab und an jemanden dazu bringen könnte, mir gerne einen Gefallen zu tun. Ich hoffe sogar, eines Tages gehören auch Sie zu diesen Personen.“ Er räusperte sich. Oh, in diesem Moment täte ich ihm jeden Gefallen. Er müsste mich nur darum bitten.
Als hätte er meine Gedanken gelesen, schüttelte er den
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