Herzgefaengnis
unwahrscheinlich lieb von dir. Wie geht es dir?“
„Das ist hier nicht die Frage. Mir geht es gut. Wichtiger ist, wie es dir geht.“
„Ich sitze mit einer Mörderin zusammen.“
Er pfiff leise durch die Zähne. Schockierte ihn denn gar nichts?
„Und? Was abgeschaut?“
„Johannes! Wie kann man so zynisch sein!“
„Mecker nicht, sonst sage ich unseren Hochzeitstermin noch ab!“ Augenzwinkern.
„Wie hast du das gemacht? Man darf nur alle zwei Wochen Besuch haben.“
„Oh, ich bin zu deiner Staatsanwältin reinmarschiert und habe ein bisschen rumgejammert. Dass ich keine Zeit habe und so. Nur heute. Ob sie da nicht was deichseln könnte. Dann hat sie unterschrieben.“
„Johannes, du hast deine fiesen Tricks angewendet, mit denen man eine Frau ´rumkriegt. Gib es zu!“
Er schmunzelte.
„Das habe ich für Leo und dich gemacht. Er vermisst dich tödlich, sagt er. Ich soll ihm gute Nachrichten bringen von dir.“
„Sag´ ihm, dass ich ihn genau so vermisse. Und dass mein Verteidiger gesagt hat, ich komme bald ´raus. Er hat eine Idee, wie es gewesen sein könnte. Aber die haben Leo und seine Kollegen ja vielleicht auch schon.“
„Sie haben deine Wohnung durchsucht, sagt Leo. Du hast da einen Zettel vergessen. Den untersuchen sie jetzt. Sonst haben sie wohl nichts gefunden.“
Ach ja, den angekokelten Zettel an meiner Türschwelle.
„Danach hat er Senora Isabel und Max hingeschickt, um Ordnung zu machen.“
„Lieb von ihm.“
Leo hatte auch die Sache mit Franz und meinem Job geregelt. Er hatte ihm Maxens Kommilitonen Felix als Nachfolger vorgestellt und ihm erzählt, was mir passiert war. Er hatte Krach mit Dana gehabt, weil er ihr verschwiegen hatte, dass er bei Heimke gewesen war. Dann hatte er sich mit Johannes in irgendeiner Kneipe die Kante gegeben. Johannes hatte ihn gezwungen, Dana um Entschuldigung zu bitten.
„Er und Dana haben dann eine Theorie entwickelt, wie sich das Ganze abgespielt haben könnte.“
Sie hatten die gleiche Vermutung wie mein Anwalt und suchten jetzt nach Beweisen für ihre Annahmen.
„Bitte sag´ ihm danke für die Musik. Er weiß dann schon Bescheid. Ich konnte ihm das nicht schreiben, das liest die Staatsanwältin.“
Er nickte. „Er möchte wissen, wie du – mit deinem Verteidiger auskommst.“ Ein fragender Blick. Wusste er Bescheid?
„Ach Johannes. Ich komme gut mit ihm aus. Er hilft mir. Aber mehr ist da nicht. Sag´ das Leo bitte. Er denkt, mein Anwalt will mit mir … du weißt schon.“
„Aber du findest ihn nett.“
Sollte er mich etwa aushorchen? Das würde zu Leo passen.
„Ja. Finde ich. Er gibt mir eben etwas Sicherheit. Leo soll nicht so misstrauisch sein.“
Johannes seufzte. „Das sage ich ihm ja auch immer. Weißt du, Sabina, ich glaube, er liebt dich. Deswegen ist er so. Ich kenne das von ihm sonst nicht. Bisher war er da immer ganz entspannt. Verstehst du?“
Er liebt mich. Holla. Mein Herz machte einen Hüpfer.
„Hat er das zu dir gesagt?“ Ich legte den Kopf schief.
„Natürlich nicht. Ist meine eigene Interpretation. Ich kenne ihn schon lange, weißt du. Da merkt man sowas. Also, ich wenigstens. Ich schaue hin.“
„Danke, dass du mir das sagst. Das hätte nicht jeder gemacht.“
Er lächelte. „Vielleicht würde er es gerne von dir hören. Soll ich ihm was ausrichten? Dass du ihn auch liebst?“
Mein Herz schlug jetzt noch schneller.
„Das – das würde ich ihm zu gegebener Zeit lieber selbst sagen. Käme doch sonst irgendwie komisch rüber.“ Ich schlug die Augen nieder und inspizierte für einen Moment die Oberfläche des Besprechungstisches.
„Na gut. Ich kann ihm ja sagen, was ich beobachtet habe.“ Er grinste.
„Was hast du denn beobachtet?“
„Dass du rot wirst.“
Oh Mann.
Kapitel 16
Die Stunden schienen heute besonders langsam zu vergehen. Zäh klebten die Zeiger der Uhr an ein und derselben Stelle. Hartnäckig hielt sich die Sonne an einem Punkt hoch über meinem Fenster. Heute war der Tag, an dem die letzten fehlenden Zeugen befragt werden sollten. Der Tag, der über meine baldige Entlassung entscheiden würde. Und er wollte und wollte nicht weitergehen.
Ich schritt auf und ab, versuchte erfolglos mehrere Entspannungsübungen und sang sogar laut, nur um die Zeit totzuschlagen. Olga brachte mir ein ukrainisches Volkslied bei, und wir kicherten, als wir es zusammen sangen.
Erst gegen Abend kam eine genervte Bewacherin, um mich in das Besprechungszimmer zu führen. Dr. Krawczyk
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