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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
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war bereits dort und erhob sich, um mich zu begrüßen. Sein Gesicht drückte Zuversicht aus, und ich zappelte innerlich vor Ungeduld.
    Er hielt einen Schriftsatz in der Hand, den er mir überreichte. Es war sein Antrag auf mündliche Haftprüfung, den er bereits vor zwei Tagen gestellt hatte.
    „Termin zur mündlichen Haftprüfung ist am Freitag. Wenn die Ermittlungen bis dahin nichts Neues zu Ihren Ungunsten ergeben, werden Sie entlassen. Das hat mir der Richter bestätigt.“
    Ich setzte mich erst mal, atmete heftig aus. „Puh. Das klingt gut.“
    „Ist es auch. Und ich habe hier noch etwas für Sie. Lesen Sie es nachher in Ruhe - oder möchten Sie es gleich aufmachen?“ Er reichte mir einen umfangreichen Brief des Justizprüfungsamtes. Mein Herz begann zu rasen. Die Ergebnisse meiner langen Ausbildung lagen hier vor mir. Ich musste nur noch hineinschauen.
    Hastig riss ich den Umschlag auf und studierte meine Noten. Gesamtnote vollbefriedigend. Das war ein super Ergebnis. Prädikatsexamen! Jetzt musste ich nur noch das Mündliche in derselben Qualität bestehen. Ich strahlte Dr. Krawczyk an. „Vollbefriedigend im schriftlichen Teil.“
    Er nickte, als habe er dies erwartet.
    „Selbstverständlich. Ich wusste, dass Sie das können. Herzlichen Glückwunsch.“ Er lächelte, und ich musste den Wunsch unterdrücken, ihm um den Hals zu fallen.
    „Na los. Tun Sie´s ruhig.“ Er breitete die Arme aus, und meine Selbstdisziplin war dahin. Ich legte die Arme um seinen Hals, und er drückte mich kurz an sich. Aber nicht zu kurz, um mich spüren zu lassen, dass ihm meine Nähe angenehm war. Was ganz auf Gegenseitigkeit beruhte.
    Sanft schob er mich ein Stück von sich weg und sagte mit einem mutwilligen Lächeln: „Aber das war rein kollegial, das das klar ist.“
    Natürlich. Bald sind wir sogar richtige Kollegen. Ich erwiderte sein Lächeln, trat aber einen Schritt zurück, rein vorsichtshalber.
    „Lassen Sie uns mal sehen, wann Ihre mündliche Prüfung ist“, versetzte er. Ich blätterte in dem Brief - und konnte es kaum fassen: Meine mündliche Prüfung sollte schon am übernächsten Freitag stattfinden. Ich musste mich setzen.
    „Kommen Sie. Das machen Sie doch mit links. Nach diesen schriftlichen Ergebnissen brauchen Sie nicht mehr viel zu pauken. Die Prüfer wollen doch nur noch dieses Ergebnis bestätigt wissen.“
    Dr. Krawczyks Zutrauen in meine Fähigkeiten war deutlich größer als mein eigenes.
    „Ich müsste dazu nur hier ´raus“, gab ich zu bedenken.
    Er nickte. „Selbstverständlich. Aber das klappt. Schauen Sie, ich habe mal wieder mit Dana Kanther telefoniert. Und sie hat heute den Anruf eines Dr. Dr. Jahnke entgegengenommen. Der wollte was über den Tattag erzählen. Er war bis gestern verreist, weshalb er den Fragebogen der Polizei in seinem Briefkasten erst heute gefunden hat. Morgen fahren sie hin und nehmen seine Aussage auf. Er hat angedeutet, dass er jemanden bei der Leiche beobachtet hat. Also, als sie noch nicht tot war, meine ich.“
    „Sie meinen, er hat den Täter gesehen?“ Inzwischen schlug mein Herz bis zum Hals. Wenn das stimmte ...
    „Schon möglich. Jedenfalls entfällt dann der dringende Tatverdacht gegen Sie. Und damit muss der Haftbefehl aufgehoben werden. Wenn Sie Glück haben, schon vor dem Haftprüfungstermin. Ich werde morgen mal mit der Staatsanwältin darüber reden.“
    Ich sprang auf und ballte die Faust in einer Triumphgeste. „Yes!“ Dr. Krawczyk lachte.
    Vielleicht fanden sie bald den Menschen, der Heimke so sehr hasste, dass er mit einem Messer hinter ihr her war.
    Er – oder sie – musste irgendetwas mit ihr und mir zu tun haben. Sonst wäre das Ganze nicht vor meiner Haustür passiert. War Heimke wirklich beschattet worden? Warum? Von wem?
    Im Bett grübelte ich lange darüber nach. Über ihre Begleiterinnen und über die Möglichkeit, dass ich als nächste auf der Liste der Täterin stehen könnte.
    „Aber Fräulein Jung, wo waren Sie denn?“
    Die Stimme kannte ich. Sie gehörte meinem Nachbarn Dr. Dr. Jahnke, der mich durch seine dicken Brillengläser hindurch anblinzelte.
    Wie hörte sich das an, wenn ich antwortete „Im Untersuchungsgefängnis“? Bevor ich noch eine passende Antwort hatte, flüsterte er geheimnisvoll: „Ich habe die Feuerwehr gesehen.“
    Hä? Die Feuerwehr? Als ich nachfragen wollte, war Dr. Dr. Jahnke plötzlich weg. Stattdessen stand Heimke vor mir, und ich zuckte zusammen. „Na, hast du´ s immer noch nicht

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