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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
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Fakultätsparty, einfach alles. Warum ich mitgegangen und warum ich dann abgehauen war. Nach einem zweiten Cognac schilderte ich noch einmal unsere Begegnung beim Italiener gestern. Es sprudelte nur so aus mir heraus. Das Mienenspiel meiner Eltern hätte für einen ganzen Kinofilm gereicht. Sie tauschten verstohlene Seitenblicke, wenn sie sich unbeobachtet glaubten.
    Ganz am Ende wagte ich sogar, ihnen von Pawel Krawczyks Plänen für meine juristische Weiterbildung zu erzählen. Nachdem ich ihnen eine Verhaftung wegen Mordverdachts, einen tödlich beleidigten Liebhaber und eine tote Maus zugemutet hatte, kam es darauf jetzt auch nicht mehr an.
    Mein Vater nickte wissend. „Dachte ich mir schon, dass es erst mal nichts wird mit deinem Eintritt in unsere Kanzlei. Das war dir anzumerken. Mach´ erst einmal das, was dir am Herzen liegt. Wenn es Strafrecht bei Dr. Pawel Krawczyk ist, kann mir das nur recht sein. Ich hätte vielleicht selbst mal auf die Idee kommen sollen.“
    Dafür fiel ich ihm um den Hals.
    „Ich habe mich nie getraut, das anzusprechen“, gestand ich. Papa nickte noch einmal.
    „Ich weiß. Ich hätte dich nicht drängen dürfen.“ Oh Papa.
    „Nun muss ich es bloß noch schaffen.“
    Nächsten Dienstag sollte das Vorstellungsgespräch mit meinen Prüfern stattfinden. Ich hatte vier Kollegen in meiner Prüfungsgruppe, von denen ich keinen kannte. In weniger als einer Woche sollte ich die mündliche Prüfung absolvieren.
    „Schatz, da wird Dr. Krawczyk noch etwas deichseln, hat er mir am Telefon gesagt. Eventuell hast du die Chance, die Prüfung zu verschieben. Wir müssen sehen, ob das klappt.“
    „Aber ich will am Freitag mein Examen machen. Ich muss es endlich schaffen. Ich will kein halbes Jahr warten.“ Fast kamen mir wieder die Tränen.
    „Sabina. Es geht doch nur um eine oder zwei Wochen. Bis zum Nachholtermin. Du musst dich doch erst ein bisschen erholen.“ Meine Mutter legte mir die Hand auf den Arm. „Du willst dir doch nicht die Note versauen.“
    Natürlich nicht.
     
     
    Erst am Sonntagabend kehrte ich wieder nach Hause zurück. Ich hatte bei meinen Eltern geschlafen und gefrühstückt , bevor ich dann bei Nick und Cedric vorbeigeschaute. Nick hatte ausgesehen, als würde sie jeden Moment platzen, aber von Wehen war nichts zu merken. In ihrer neuen Wohnung hatten alle Sachen bereits ihren Platz gefunden. Nur ein Stapel zusammengefalteter Umzugskartons im Flur war zurückgeblieben. Alles hatte frisch gestrichen und neu gerochen, nach Neubeginn und Zukunft. Cedric hatte jetzt ein eigenes Übungszimmer mit dicken Vorhängen und stoffbespannter Tür, wegen der Schalldämmung. Im Kinderzimmer stand ein weißer Korb-Stubenwagen für das Baby, bespannt mit bunt bedrucktem Stoff und passender Bettwäsche.
    „Jetzt zeig´ es mir schon“, forderte Nick mit ausgestreckter Hand, nachdem wir uns begrüßt hatten.
    „Was denn?“, erkundigte ich mich harmlos.
    „Das Foto. Los.“
    Sie betrachtete es lange. Mit gerunzelter Stirn. Ihr forschender Blick fiel auf mich und wanderte eine Weile von ihm zu mir. Ohne Worte gab sie mir das Bild zurück.
    „Und?“ Ich konnte es kaum abwarten, ihre Meinung zu hören.
    „Er ist – süß. Sehr gut aussehend. Aber er kann auch schwierig sein. Grausam. Hier, sieh dir den Gesichtsausdruck an. Der legt dich ohne mit der Wimper zu zucken übers Knie, wenn du nicht spurst. Er setzt durch, was er will. Ich glaube, ich mag ihn. Er ist nicht so ein Weichei.“
    „Was du so alles aus einem alten Foto liest.“
    „Er ist richtig für dich. Endlich mal einer, der sich traut, dir die Meinung zu geigen.“
    „Das musst du gerade sagen. Du machst das doch ständig, ohne dass ich mich dagegen wehren kann.“
    „Ja, ich will aber auch nichts von dir. Du bist nur meine beste Freundin. Und wirst es auch bleiben, wenn ich mal meckere.“
    „Und wenn ein Mann mal meckert, bin ich gleich weg, oder wie?“
    Sie warf mir einen spöttischen Seitenblick zu und nickte. „Bisher bist du ja schon abgehauen, wenn einer mal die falsche Krawatte zum Hemd trug. Oder auf – lass mich nachdenken – ja, auf ‚Berlin Tag und Nacht‘ stand.“
    Ich konnte mich kaum daran erinnern, aber es stimmte.
    „Zum Glück steht Leo auf andere Dinge“, bemerkte ich leichthin. „Und mit Schlips habe ich ihn auch noch nie gesehen.“
    „Na, dann ist ja alles in Ordnung.“
    „Eben nicht. Er geht nicht ans Telefon. Ruft nicht an. Ist einfach nicht da.“
    Sie schob mich in die Küche

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