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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
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Oder selber kommen?“
    „Nein, Mama. Bitte nicht. Ich bin zu nichts nutze“, flüsterte ich. „Ihr würdet nur unter mir leiden. Das will ich nicht. Ich komme morgen. Und dann sehen wir mal …“
    Sie seufzte. „Na gut. Ich will dich nicht drängen. Aber denke dran, dass wir immer für dich da sind.“
    Ach Mama. Als sie aufgelegt hatte, suchte ich Leos Bild heraus. Ich steckte es in den Bilderrahmen mit dem Foto meiner Eltern und stellte es vor mich auf den Couchtisch. Es war von ihm für mich. Daran konnte es keine Änderung geben. Nicht, weil ich mit meinem Verteidiger Mittag gegessen und er mich dabei ein bisschen aufgebaut hatte.
    Ich holte mir eins der beiden Biere und trank vor dem Fernseher. Abendschau, Nachrichten, das lenkte mich ab von Leo, von meinem Examen und all dem anderen. Ich hatte gehofft, meine Gedanken könnten nach der Entlassung zur Ruhe kommen. Aber sie schienen sich noch schneller im Kreis zu drehen als vorher. Ich schaute auf DVD Doris Day und Cary Grant in „Bettgeflüster“, ein Film, der mich bisher immer getröstet und abgelenkt hatte, obwohl ich die Dialoge fast auswendig hersagen konnte. Früher, wenn ich nicht schlafen konnte, hatte ich den Film oft mit meinem Papa zusammen gesehen.
    Irgendwie musste ich auf der Couch eingeschlafen sein. Der Film war längst zu Ende, und bei ohrenbetäubender Musik war nur noch das Standbild mit dem Menü zu sehen. Warum klopfte Dr. Dr. Jahnke nicht an die Heizung? Die Uhr zeigte halb drei, als ich ins Bett wankte. Wo ich mich bis zum nächsten Morgen schlaflos von einer Seite auf die andere wälzte.
     
     
    Es regnete, als ich am nächsten Vormittag zwei prall gefüllte Einkaufstaschen nach Hause schleppte und dabei schmerzlich mein Auto vermisste. Endlich mal kein Junggesellinnenkühlschrankinhalt. Heute gönnte ich mir was. Beim Nachhausekommen vermied ich es sorgfältig, auf die Stelle zu schauen, wo Heimke … Lange würde ich das nicht durchhalten. Irgendwann musste ich dort vorbei gehen.
    Im Hausflur traf ich auf Dr. Dr. Jahnke. „Oh Frau Jung, Sie sind wieder da. Das freut mich sehr. Ich konnte mir gar nicht vorstellen …“ Er schüttelte meine Hand.
    „Herr Dr. Jahnke, das habe ich Ihnen zu verdanken. Vielen, vielen Dank dafür. Ich säße heute noch immer da, wenn Sie das nicht beobachtet hätten. Ich war gerade einkaufen. Kann ich Sie auf eine Tasse Kaffee einladen?“
    Er schüttelte den Kopf. „Vielen Dank, Frau Jung. Ein andermal gerne. Aber heute bin ich auf dem Weg zum meinem Schachclub. Dort ist heute Turnier, und ich werde gewinnen.“ Seine Augen funkelten hinter den Brillengläsern. Ich wünschte ihm viel Erfolg und er nickte. „Den kann ich brauchen.“
    „Ach noch etwas, Herr Dr. Jahnke. Wieso haben Sie gestern Abend nicht bei mir an die Heizung geklopft?“
    „Ich wollte Sie noch etwas schonen, nach dem, was Sie mitgemacht haben.“
    Offenbar mochte er mich.
    Beim Aufschließen der Wohnungstür hörte ich schon das Telefon. Ich ließ die Einkäufe im Flur stehen und hastete an den Apparat. „Ja – Jung?“ Das klang etwas atemlos.
    „Du hast jemand anderen erwartet. Stimmt´s?“
    „Nick! Wie lieb, dass du anrufst! Ich hab dich so vermisst!“
    „Schwindlerin. Leo hast du vermisst. Nicht mich. Vielen Dank übrigens für Deinen Brief.“
    „Danke gleichfalls.“
    „Wie geht es dir?“ Wieder mal sprachen wir beide gleichzeitig. Mit der Antwort ließ sie mir diesmal den Vortritt.
    „Den Umständen entsprechend. Ich bin froh, draußen zu sein. Und dass sie mir jetzt glauben. Und dir?“
    „Nee, nee, meine Liebe, so schnell kommst du mir nicht davon. Ich will jetzt alles wissen. Vor allem, was mit Leo ist. Deine Mutter hat da so was angedeutet …“ Mama! Die olle Klatschbase.
    „Wieso meine Mutter? Hast du sie angerufen?“
    „Was soll ich denn machen, wenn du dich nicht meldest.“
    „Bis gestern Nachmittag konnte ich das nicht. Weißt du doch. Und da bin ich eingeschlafen und erst spät nachts wieder aufgewacht.“
    „Los, erzähl.“
    Ach Nick.
    „Menschenskinder. Du bist schlimmer als meine Mutter.“ Am anderen Ende der Leitung kicherte es.
    „Bitte erzähl es mir. Ich bin deine beste …“
    „Also gut.“ Ich schilderte zum zweiten Mal die Umstände meiner Entlassung und wie ich Leo begegnet war. „Er war stinkwütend. Seine Kollegin hat er vor sich her geschubst.“
    „Nur weil du mit dem Anwalt ein bisschen geflirtet hast?“
    „Habe ich gar nicht! Er hielt bloß meine Hand.“
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