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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
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– alles neu und mit einer dicken Arbeitsplatte aus Eichenholz – und drückte mich auf einen Stuhl. Ich musste ekelhaften Kräutertee herunterwürgen, angeblich gut für die Milchbildung bei Schwangeren. Und gegen depressive Anfälle. Um mir anschließend weitere Bemerkungen anzuhören wie:
    „Du bist unverbesserlich leichtsinnig. Da triffst du auf den süßesten Typen in Town und schäkerst noch mit deinem Anwalt rum. Wie dumm muss man eigentlich sein?! Kein Wunder, dass der jetzt sauer ist.“
    „Aber doch nicht so. Ich habe nichts Schlimmes gemacht. Pawel ist einfach … einfach …“
    „Jaja. Der ist einfach so nett und liebenswürdig. Wahrscheinlich schleicht er sich so an seine Opfer an, um sie dann mit Haut und Haaren …“
    „… für sich einzunehmen. Ja, so ungefähr. Aber bei mir will er eine Ausnahme machen. Leo hat ihm schon mal das Nasenbein gebrochen.“
    Wir diskutierten eine Weile, bis Nick seufzend den Kopf schüttelte.
    „Ich weiß nicht, wie du das wieder gut machen willst. Vor allem, wenn du auch noch bei Krawczyk arbeitest. Das muss ihn doch zur Weißglut treiben …“
    „Sie müssen sich versöhnen. Ich will doch nichts von Pawel. Außer seiner Gesellschaft, ab und zu. Das muss doch gehen. Freundschaft meine ich.“
    „Hey, warst du nicht diejenige, die sich immer auf diese tollen ‚Männer-und-Frauen-können-nicht-befreundet-sein-Filme‘ beruft? Die behauptet, da ist immer mindestens einer, der mehr will?“
    „Mag ja sein. Aber das bin in dem Fall doch nicht ich.“ Ich fühlte, dass das nicht so ganz stimmte. War ich ihm nicht um den Hals gefallen? Gleich mehrmals?
    „Ich sag dir was: Dein Dr. Krawczyk braucht eine Frau. Eine, die er lieben kann. Dann könnte es funktionieren. Sonst verletzt du beide.“
    Leider war die Frau, die Dr. Krawczyk wahrscheinlich lieben konnte, dieselbe, die auf Kriminalhauptkommissar Leo König stand.
    Es gab keine Lösung. Jedenfalls keine einfache. Aber das war jetzt sowieso egal. Denn Leo meldete sich nicht. Kein Anruf, keine SMS. Keine E-Mail.
    Mein Anrufbeantworter, von dem ich sämtliche Nachrichten aus der Zeit davor gelöscht hatte, zeigte nichts Neues an, als ich am Sonntagabend heimkehrte. Bis auf einen Anruf von Elin, die mir die Examenstermine unserer Lerngruppe durchgab. Damit ich allen rechtzeitig gratulierte.
    Auch am nächsten Tag Funkstille. Nur Pawel meldete sich, und seine ersten Worte waren:
    „Sie warten auf einen anderen Anruf. Keine Ausreden.“
    Meine fadenscheinigen Entschuldigungen wischte er mit der Bemerkung weg: „Kommen wir zu etwas Erfreulichem. Ihr Examen ist gerettet.“
    Er hatte es tatsächlich geschafft, mich für Freitag zu entschuldigen. Unter Hinweis auf meine Gehirnerschütterung an Heimkes Todestag. Er hatte mir einen Termin bei dem Neurologen besorgt, den mir Dr. Westhage aus der Klinik empfohlen hatte. Ich sollte da heute Nachmittag hingehen und er würde mir ein Attest ausstellen. Dann könnte ich den Nachholtermin in zwei Wochen wahrnehmen und hätte bis dahin genug Gelegenheit, mich vorzubereiten und zu lernen.
    „Danke, Pawel, Sie sind ein Genie!“
    Er lachte leise. „Ja, das bin ich wohl in gewisser Weise. Empfehlen Sie mich ruhig weiter.“
    Das klang zynisch.
    „Das mache ich nicht. Dann haben Sie ja keine Zeit mehr für mich.“
    Er schwieg einen Moment.
    „Sabina, Sie spielen mit dem Feuer. Lassen Sie das. Sie werden doch nicht unsere Abmachung vergessen haben?“, kam es trocken aus dem Hörer.
    „Bitte entschuldigen Sie, Herr Doktor. Ich habe es nicht vergessen.“
    „Nein. Ich entschuldige gar nichts. Schon gar nicht, dass Sie wieder in ‚Herr Doktor hier und Herr Doktor da‘ verfallen. Gehen Sie da heute Nachmittag hin, und dann rufen Sie mich an und sagen mir, was herausgekommen ist. Und wehe, ich höre noch mal ein ‚Herr Doktor‘ von Ihnen. Dann können Sie was erleben, wenn Sie in meine Kanzlei kommen. Und das werden Sie – hören Sie?“
    Ich sah vor mir, wie er die Schultern straffte und das Kinn reckte. Er würde sich nichts von mir gefallen lassen. Aber es gab auch nichts, das ihn an mir abschreckte. Noch nicht mal meine grenzenlose Eitelkeit, die mich dazu brachte, noch hier am Telefon mit ihm zu flirten.
    „Ja, Pawel. Das mache ich. Ich werde auch nie wieder …“
    „Schon gut. Kommen Sie am Mittwoch gegen vierzehn Uhr. Punkt vierzehn Uhr. Sonst haben wir zu wenig Zeit.“ Jetzt grinste er bestimmt.
    „Ich bin pünktlich. Was soll ich mitbringen?“
    „Gute

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