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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
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meinen Willen erwiderte ich seinen Kuss heftiger als geplant. Meine Knie hatten nicht dieselbe Standkraft wie noch vor wenigen Sekunden. Seine Nähe ließ mich schneller atmen. Seine Hände blieben sittsam an meinem Rücken liegen, doch es war, als hätte er Elektroden an meinen Körper gelegt, durch die ständig Strom floss. Ohne es auch nur im Geringsten zu wollen, rieselten weitere Schauer der Erregung mein Rückgrat hinab. Als er es merkte, löste er sich von mir.
    „Das war wirklich falsch, Sabina. Bitte entschuldigen Sie. Ich hätte das nicht tun sollen. Unser Abkommen ….“ Sein Blick strafte seine Worte Lügen. Er hatte es tun wollen. Und ich? Hätte alles gemacht, was er verlangt hätte. Gerade deshalb, weil er es nicht verlangte. Sondern nur durchblicken ließ, dass er es irgendwie angenehm fände.
    Ich schloss kurz die Augen. Er sollte nicht sehen, dass auch ich ohne Zögern unser kollegiales Einverständnis aufs Spiel gesetzt hätte. Doch ich musste mir auf die Lippen beißen, um die Bitte herunterzuschlucken, dass er jetzt nicht aufhören möge. Bitte nicht aufhören.
    Er legte zwei Finger unter mein Kinn und zwang mich so, ihn anzusehen. Sein Blick war nicht zu deuten, aber es lag eine Art Zärtlichkeit darin. Mit der anderen Hand strich er mir das Haar aus dem Gesicht.
    „Das war trotz allem sehr schön, Sabina. Aber wir wiederholen das lieber nicht. Ich kann und will kein Ersatz für etwas sein, das Sie nicht bekommen.“
    Oh Gott. Nein, natürlich nicht. Ich fühlte, wie ich rot wurde. Er lächelte jetzt doch.
    Ich nickte stumm. Ich hatte es verstanden. Trotzdem …
    „Bitte verzeihen Sie mir. Wir müssen vernünftig sein, Frau Kollegin.“
    Ja. Das sollten wir wahrscheinlich. Und doch gelang es mir nicht. Ich reichte ihm meine Hand.
    „Auf Wiedersehen, Pawel. Ich muss jetzt wohl gehen.“ Hastig drückte ich ihm einen letzten Kuss auf die Wange und stürzte zur Tür hinaus. Zum Glück war seine Sekretärin nicht mehr da. Als ich die Tür zu seiner Praxis aufstemmen wollte, war er neben mir. Er hielt mir mit einem beherrschten Lächeln die Tür auf und verbeugte sich leicht.
    „Kommen Sie wieder. Ihre Unterlagen warten hier auf Sie. Mein Angebot steht. Denken Sie in Ruhe darüber nach. Und: Ich werde an Sie denken. Oft.“
    „Ja, Pawel. Vielen Dank.“ Ich blickte zu Boden und sah zu, dass ich Land gewann. So schnell wie möglich. Als die Tür ins Schloss fiel, war ich schon eine Etage tiefer. Und sah nichts mehr, weil Tränen mir die Sicht nahmen. Ich hörte das eilige Klackern meiner Absätze auf dem weißen, blank polierten Kunststein der Treppe und den Widerhall meines unterdrückten Schniefens.
     
     
    Auf dem Weg zum Auto, das meine Mutter mir extra für diesen Weg geliehen hatte, studierte ich intensiv die Gehwegpflasterung, immer in der Hoffnung, niemand auf der belebten Straße könne mich heulen sehen. Fast rempelte ich eine Clique pickliger Jugendlicher an, die geräuschvoll das Ende ihres Schultages feierten. Ich konnte gerade noch einem Dutzend Sneakers in Größe 44 und mehr ausweichen, streifte aber einen oder zwei mit der Schulter.
    „Ey, pass doch auf.“
    „Haste die gesehn?“
    Ein paar Kommentare musste ich mir anhören. Zum Glück kam keiner auf die Idee, mich zur Rede zu stellen.
    Ich stieg ins Auto, machte Musik an und legte meinen Kopf auf das Lenkrad. Im Autoradio lief ausgerechnet „How Can You Mend A Broken Heart“ von Al Green und Joss Stone. Ein altes Lied von den BeeGees. Es passte hervorragend zu meiner Stimmung, und ich schluchzte haltlos. Was für ein Scheißnachmittag. Den Pawel sich auch noch extra freigehalten hatte. Nur um mich nach weniger als einer Viertelstunde zu verabschieden.
    Er mochte mich weit mehr, als ich geahnt hatte – und er zugab. Sonst hätte er sicher keine Hemmungen gehabt, Leo einen Strich durch die Rechnung zu machen. Er hatte Rücksicht auf mich genommen – und auf ihn. Und jetzt stand ich alleine da. Leo war weg, und unter welchen Umständen ich Pawel wiedersehen würde, mochte ich mir nicht ausmalen.
    Ich schlug mit den Fäusten auf das Armaturenbrett. Jemand starrte durch das Seitenfenster in mein Auto, erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei.
    „Hau ab“, schrie ich und machte eine Handbewegung, als scheuchte ich ein lästiges Tier davon.
    „Lass ´mich in Ruhe!“
    Ein anderer Typ nahm den Mann bei der Schulter. Durch die geschlossenen Fenster konnte ich hören, wie er knurrte: „Lass´ sofort die Frau in

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