Herzgefaengnis
wissen?“
„Ja, stell´ dir vor. Ich will´s wissen. Ich sag´s auch nicht weiter. Großes Eskimo-Ehrenwort.“
„Na gut. Es – sind zwei Männer, die ich sehr mag. Und ich habe beide verloren.“
„Das waren zwei Sätze. Füll´ mal die Lücken dazwischen. Franz, noch mal zwei!“
Ich seufzte. Und erzählte ihm fast alles. Jedenfalls das Wesentliche, damit er verstand. Ich brauchte dazu nur noch ein drittes Bier. Und einen zweiten, dritten und vierten Wodka. Bernie war ein guter Zuhörer. An den richtigen Stellen schüttelte er den Kopf oder nickte. Manchmal sagte er auch Sachen wie „Mensch, das ist ja ´n Ding.“
Am Schluss fragte er: „Du liebst also einen Bullen. Und dann gibt´s da noch einen Rechtsverdreher, der dir schöne Augen macht. Eins allein reicht dir wohl nicht?!“ Er kratzte sich am Kopf und blickte an die Decke, als sei ich ein selten dämliches Frauenzimmer.
„Aber … was soll ich denn jetzt machen?“
„Dir die Kerle aus dem Kopf schlagen. Andere Väter haben auch nette Söhne. Was willst du mit ´ner beleidigten Leberwurst und einem eitlen Fatzke, der sich nicht zu schade ist, um …“
„Bernie! Wie redest du denn.“
„Es gibt auch Männer, die nicht so ´n Aufstand machen. Guck mich an. Wie wär´s?“ Er grinste. Ich boxte ihn.
„Du bist vergeben. Schon vergessen? Wie hieß sie gleich? Lisa?“
Er blickte schuldbewusst drein.
„Stimmt ja. Aber mit der mache ich auch nicht so ein Theater. Außer, sie will mit zur Bandprobe.“
Wir verließen gemeinsam das Randale und schlenderten – zugegebenermaßen ein bisschen im Zickzack-Kurs – meinem Zuhause entgegen. Er hatte mich untergehakt und gestikulierte mit der anderen Hand beim Erzählen.
„Was sagt deine Lisa, wenn du hier mit mir ´rumspazierst?“
„Was soll sie schon sagen. Was sie nicht weiß …“
„… macht sie nicht heiß. Na toll. Aber wenn sie´s wüsste? Alles ganz in Ehren und so?“
„Keine Ahnung. Das riskier´ ich lieber nicht. Obwohl, wahrscheinlich wird sie sagen, ich soll dich nach Hause bringen, so angeschickert wie du bist. Alleine lasse ich dich jetzt nicht.“ Er klemmte meinen Arm etwas fester unter seinen. Das kam mir gerade gelegen, da ich durch eine Unebenheit im Bürgersteig etwas ins Straucheln gekommen war. Die Laternen schienen eine zweite Glühbirne bekommen zu haben, und die Straßenbäume waren über Nacht doppelt so viele geworden. Ich musste aufpassen.
Als wir vor meiner Haustür waren, schwankten die Laternen sogar ein bisschen. Vor allem die, hinter der vor nicht allzu langer Zeit Leo König verschwunden war, nachdem er mich das erste Mal geküsst hatte. Die schwankte besonders. Wahrscheinlich, weil ich die ganze Zeit da hinsah. Obwohl da gar nichts Sehenswertes war.
„Soll ich dich noch ´raufbringen? Du kriegst doch den Schlüssel nicht mehr ins Schloss.“ Bernie entriss mir meinen Hausschlüssel und öffnete die Haustür.
„Nein, nicht nötig. Ich schaffe das. Danke, dass du mich hier hergebracht hast. Wie kommst du denn jetzt nach Hause? Du wirst doch nicht Lisa anrufen?“
Er schüttelte den Kopf. Dann zog er sein Handy heraus und rief ein Taxi herbei. So lange, bis es kam, wollte ich ihm noch Gesellschaft leisten.
„Sag´ mir doch, was du tun würdest. Du würdest sie sehen – in Begleitung ihres Verteidigers. Und der hält ihre Hand.“
„Oh, keine Ahnung. Wahrscheinlich dem Typ ein Bier ins Gesicht kippen.“ Bernie feixte schon wieder. Männer waren aber auch alle gleich.
„Das haben die schon hinter sich. Noch mal lassen die sich darauf nicht ein, verstehst du? Gebrochene Nasenbeine und Rippen …“
„Du kennst ja ganz schöne Schlägertypen – dagegen sind ja meine Rockerfreunde echte Lämmchen.“
Als das Taxi herankam, schlang ich ihm meine Arme um den Hals und küsste ihn auf seine stoppelige Wange. „Bernie, du hast heute mein Leben gerettet. Danke.“
Er küsste mich flüchtig auf den Mund. „Jederzeit gerne wieder. Komm´ doch mal zu uns, zu Lisa und mir. Wir könnten zusammen Billard spielen. Ich habe einen Tisch zu Hause. Bestimmt hat Lisa ein paar Tipps von Frau zu Frau. Das wollt ihr doch immer gerne.“ Er grinste sein schiefes Grinsen.
Er winkte mir lässig, bevor er ins Taxi stieg.
Ich fiel in mein Bett und schlief sofort ein.
Kapitel 20
Das Gute am Alleinsein ist, dass man sich vor niemandem schämen muss, wenn man morgens mit einem Kater aufwacht. Keiner da, dem du erklären musst, was, wie viel und aus
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