Herzgefaengnis
hältst DAS zurück. Das ist unfair.“
Mit meiner Beherrschung war es vorbei. Schluchzer kamen aus mir heraus. Unaufhaltsam flossen Tränen meine Wangen hinab. Er riss mich in seine Arme und streichelte mein Haar. Geduldig ließ er es über sich ergehen, dass ich sein T-Shirt nass weinte.
„Sabina, wirst du es mir jetzt erzählen?“ Seine Stimme war sanft, aber ich entdeckte einen unbeugsamen Ton darin. Du meine Güte. Machte er das mit seinen Beschuldigten auch so? Er küsste ein paar meiner Tränen weg und förderte aus seiner Hosentasche ein säuberlich gebügeltes, schneeweißes Herrentaschentuch zutage, mit dem er mein Gesicht abtupfte.
„Sabina. Tesoro . Das ist der einzige Weg für dich, mich nicht zu verlieren. Hörst du? Ich will bei dir sein. Wenn du Sorgen hast, muss ich das wissen.“
Ich schniefte und entriss ihm sein Taschentuch, um es mit meinen Händen zu kneten. Die Zärtlichkeit in seiner Stimme ließ mich zu ihm aufschauen. Sein Anblick sorgte dafür, dass ich zu heulen aufhörte. Mein Puls ging schneller – es war einfach nicht möglich, sich der Magie seiner grünen Augen zu entziehen, die forschend auf mir ruhten. Ein aufmunterndes Lächeln spielte um seinen energischen Mund.
„Also gut.“ Stockend begann ich zu berichten. „Letzte Woche, da stand sie im Park vor meiner Haustür ...“
„Sie?“ Er riss die Augen auf. Und kniff sie dann in einem abschätzenden Blick zusammen.
„Welchen Anlass hätte eine Frau, dich zu verfolgen?“
Mein Herz rutschte in die Hose. Ich hatte ihn verletzt. Und jetzt sollte ich auch noch das zugeben. So eine Scheiße. Aber gut. Ich straffte mich.
„Sie ist lesbisch.“
Er legte den Kopf schief, als betrachte er mich plötzlich aus einem neuen Blickwinkel. Vielleicht versuchte er, mich mit den Augen einer Frau zu sehen. Einer Lesbe.
„Und sie steht auf dich?“
Ich zuckte die Schultern und schaute ihm in die Augen. „Ich nehme es mal an – ja.“
Ich sah, wie es in seinem Kopf arbeitete. „Und gibt es einen Grund dafür?“
Ich brachte trotz meiner Verlegenheit ein Lächeln zustande. „Leo, ist der Grund nicht bei allen Menschen immer der Gleiche? Menschen stehen eben manchmal auf jemanden.“
Er legte die Hand unter mein Kinn und zwang mich, ihn anzusehen. Mit einem unergründlichen Blick sagte er: „Ich möchte von dir gerne wissen, ob das auf Gegenseitigkeit beruhte.“ Er ließ mir keinen Weg, ihm auszuweichen. Sein Blick hielt mich fest, mit einer Mischung aus Neugier und Unnachgiebigkeit, entschlossen, die Wahrheit aus mir herauszuholen.
„Nein. Sie war mir nur irgendwie sympathisch. Mehr nicht. Ich war vielleicht ein wenig naiv. Sie hat sich falsche Hoffnungen gemacht.“
„Die du genährt hast.“ Das war jetzt keine Frage, sondern eine Feststellung. Die leider stimmte.
„Leo, was kann denn das zwischen uns ändern? Ich kannte dich da noch nicht einmal. Ich bin auch nicht lesbisch. Noch nicht mal bi.“ Und wahrscheinlich hat er in seiner Vergangenheit selbst Dutzende vergeblicher Hoffnungen genährt, um sie dann zu enttäuschen. Mein verdammter Stolz. Immer zur Stelle, wenn man ihn gerade am wenigsten erwartete.
„Ich möchte es nur verstehen. Ich möchte dich verstehen.“ Ein Lächeln stahl sich in seine Augen und ließ die goldenen Pünktchen darin aufleuchten. „Dass du unmöglich lesbisch sein kannst, habe ich übrigens längst selbst festgestellt. Und? Hattest du Sex mit ihr?“
„Muss ich darauf antworten?“ Meine Wangen röteten sich, und das nicht nur vor Verlegenheit. Was fiel ihm ein, so eine Frage zu stellen?
Irgendetwas in meinem Blick gebot ihm Einhalt, und er sagte: „O. k., diese Frage ziehe ich zurück. Aber wie war es? Eine Wiederholung wert?“
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und fuhr ihn an: „Was glaubst du denn? Wäre ich dann heute hier?“
„Ist ja gut, mein Schatz. Entschuldige. Das geht mich sicherlich nichts an.“ Ja sicher. Er würde so lange nachbohren, bis er alles wusste, was er für nötig hielt. Oh Leo.
Ich drehte ihm den Rücken zu und murmelte: „Ich bin da abgehauen. Morgens um fünf. Genügt dir das?“
„Nein. Ich möchte wissen, ob es sich so angefühlt hat wie das hier.“ Er umfing mich von hinten mit beiden Armen, küsste mich auf den Halsansatz und ließ seine Hände spielerisch über meine Brüste fahren. Ich hielt sie fest, obwohl sich gerade ganz gegen meinen Willen ein wollüstiger Schauer über meinen Körper ergoss.
„Lass das. Du willst dich
Weitere Kostenlose Bücher