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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
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vor deiner Haustür einfach gegangen, wenn ich das geglaubt hätte? Da hätte ich doch ´nen One-Night-Stand noch gleich mitnehmen können.“
    Er nahm mein Gesicht in beide Hände und lächelte. Diesmal war es zärtlich und nicht zynisch. Dann küsste er mich. Sanft und nachgiebig. „Und wo wir schon mal hier sind … komm´.“ Er schob mich aufs Bett und ließ seine Hände unter mein T-Shirt gleiten. Er gab mir auch diesmal keinen Grund, vorzeitig abzuhauen.
     
     
    „ Strafanzeige
    Hiermit erstatte ich Strafanzeige wegen Nachstellung - § 238 Absatz 1 Nummer 1, 2 und 4 StGB.
    Zugleich stelle ich Strafantrag aus allen rechtlichen Gründen.
    Sachverhalt:
    Am 26. Februar …“
    Flüssig diktierte Leo mir eine Stunde später eine Strafanzeige gegen Heimke, die ich an seinem Computer schreiben musste. Ich hatte ihm alle E-Mails und SMS gezeigt, die ich noch nicht gelöscht hatte. Routiniert schilderte er, was bis heute geschehen war. Es klang, als täte er das jeden Tag. Schließlich ließ er mich noch die Sache mit meinem Auto schildern und alle E-Mails und SMS als Anhang einfügen.
    „Du machst das, als wäre das dein Job. Warum bist du kein Anwalt?“ fragte ich. Er lachte.
    „Anzeigen schreiben ist ein Teil meines Jobs. Und: Ich sitze nicht gerne an Schreibtischen.“
    „Musst du doch nicht. Du kannst herumlaufen und Reden halten, mit Mandanten sprechen …“
    „Die lügen mir zu viel. Und Reden kann ich halten, wann ich will. Meine Mutter gibt Rhetorik-Kurse. Da findet sich immer eine Gelegenheit.“
    Er druckte zwei Exemplare aus und hielt sie mir hin. „Los, unterschreiben. Den Antrag extra.“
    Ich gehorchte.
    „Und nun? Glauben denn die Polizisten nicht, dass ich das nur gemacht habe, um von meiner Täterschaft bei meinem Auto abzulenken?“
    „Quatsch. Du warst doch bei mir. Die werden das nicht anzweifeln. Du hast doch so etwas gar nicht nötig. Bist Tochter eines renommierten Anwalts. Warum solltest du die Versicherung zu betrügen versuchen? Noch dazu kurz vor deinem zweiten Staatsexamen? Das ist Unsinn. Morgen gibst du das direkt bei der Polizei ab. Nein – ich nehme es mit ins Büro. Da kann ich es gleich den richtigen Leuten weiterleiten.“
    „Dann wissen alle in deinem Büro, dass du und ich ...“
    „Ja. Sollen sie doch.“ Leo zog die Augenbrauen hoch. „ Tesoro , das gehört irgendwie dazu, wenn man ...“ Er unterbrach sich und suchte nach dem richtigen Wort. Einem Wort, das unverbindlich klang. Unverbindlicher, als er es meinte.
    „... viel Zeit miteinander verbringt?“ half ich nach.
    „Du meinst, viel Zeit im Bett“, ergänzte er mit einem anzüglichen Grinsen. „Mein Schatz, ich hoffe doch sehr, dass du die Art unserer Beziehung nicht so beschreiben würdest.“ Sein Blick wurde ernst.
    Natürlich nicht. Nicht nach diesem unfassbaren Wochenende. Nicht, nachdem er mich darum gebeten hatte, ihn an meinem Leben teilhaben zu lassen. Ich schüttelte den Kopf. Nahm seine Hand und legte sie auf mein Herz. Seine Augen wurden ein winziges bisschen dunkler, und ich atmete tief ein. „Leo, dazu fühlt es sich hier drin einfach viel zu gut an.“
    Er schenkte mir sein strahlendes Lächeln. „Ich sehe, wir verstehen uns.“

Kapitel 10
     
    Ich erwachte, weil mir heiß war. Kein Wunder, Leos Hand und ein Bein bedeckten meinen Körper. Noch im Schlaf besitzergreifend. Ich schlug die Bettdecke zurück. Leo rührte sich nicht, seufzte nur im Schlaf. Ich legte die Hand auf seinen Oberschenkel, fühlte die mächtigen Muskeln unter der glatten Haut. Draußen tirilierte schon irgendein früh aufstehender Vogel mit seniler Bettflucht. Es dämmerte noch nicht einmal.
    Ich konnte es kaum fassen, wie sehr sich mein Leben gewandelt hatte. Wie sollte ich damit umgehen, dass mein sanftmütiger Liebhaber sich von einer Minute auf die andere in einen Wilden verwandelte? In jemanden, der nicht davor zurückschreckte, mich zu fesseln, zu beißen oder mir unbeugsam seinen Willen aufzuzwingen? Der sich mir hingab, um mir hinterher dafür Vorwürfe zu machen, dass ich ihn verführt hätte? Der mich mit seinem Gitarrenspiel zum Weinen brachte und mit seinen Sprüchen zum Lachen. Der mich ansah, so … unfassbar unwiderstehlich.
    Er hatte viel mehr mit mir gemacht als nur blaue Flecken, wunde Stellen und eine blutende Unterlippe. Er hatte die verborgene Stelle in meiner Seele gefunden, die sich nach ihm sehnte. Nur nach ihm. Und er hatte diese Stelle einfach verpflastert und gesund gemacht. Ich wünschte

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