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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
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Rose, die Kanzleivorsteherin meines Vaters.
    „Ich stelle Ihnen jetzt ein, zwei Fragen. Die würde die Polizei Ihnen auch stellen. Aber ich bitte Sie, erst mal nur mir zu antworten. Verstehen Sie das? Sie sagen mir alles. Alles bedeutet: auch das Unangenehme. Ich bin Ihr Anwalt und muss das wissen. Können Sie das?“
    Was, wenn ich jetzt Nein sage? Mein Innerstes begehrte dagegen auf. Ich war unschuldig. Warum musste ich unangenehme Bekenntnisse abgeben – auch wenn es nur ihm gegenüber war? Er erkannte meine Ablehnung und lächelte verschmitzt. „Ich verstehe fast alles. Wirklich. Und ich verurteile nichts. Darum habe ich diesen Beruf. Und nicht den anderen. Also los.“
    Ich seufzte und nickte ergeben. Was hatte ich für eine Wahl?
    „Brav. Also: Was für einen Grund hatte die Tote, Sie zu verfolgen?“
    Genau diese Frage hätte ich ja eben gerne unbeantwortet gelassen. Mist.
    „Sie und ich hatten mal einen … also, ich war mal bei ihr.“
    Dr. Krawczyk hob die Augenbrauen.
    „Frau Jung, geht es etwas genauer, bitte.“
    Ich holte tief Luft.
    „Wir haben uns auf einer Party getroffen. Sie hat mich zu sich nach Hause – abgeschleppt. Morgens um fünf bin ich dann abgehauen. Das war ´s.“
    Mit unbewegtem Gesicht tippte der Rechtsanwalt eine Notiz in sein Macbook. Er blickte auf und legte wieder die Fingerspitzen mit dieser konzentrierten Geste aneinander. Seine Augen suchten meinen Blick, und er schien darin lesen zu wollen. Das, was ich nicht gesagt hatte. Er hatte lange Wimpern.
    „Diese Art der Begegnung entspricht aber keineswegs Ihren Neigungen, wenn ich Sie recht verstehe.“ Das klang so sachlich, als frage er mich nach der Uhrzeit.
    „Ähh, nein. Doch. Doch. Das ist richtig.“ Obwohl er sich vorsichtig ausgedrückt hatte, musste ich stottern und stammeln. Er blickte konzentriert auf sein Notebook. Völlig unbeeindruckt von meiner Verlegenheit, die er überhaupt nicht wahrzunehmen schien.
    „Gestatten Sie mir die Frage, was eine Frau Ihrer Veranlagung dazu veranlassen kann, sich mit einer Frau einzulassen?“ Er faltete die Hände. In seinem Gesicht stand die Andeutung eines süffisanten Lächelns. Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Eigentlich hatte ich nicht vor, diese Frage zu gestatten. Was meinte er mit – Veranlagung?! Geduldig wartete er auf meine Antwort, beobachtete mich abwägend.
    „Welche Veranlagung?“, fragte ich trotzig zurück.
    Ein belustigter Ausdruck trat in seine Augen, die zu funkeln begannen. Sein anerkennender Blick machte mich nervös. „Frau Jung. Sie stehen auf Männer. Nicht auf Frauen.“ Er sagte das so spöttisch, dass ich errötete. Ebenso gut hätte er sagen können: Sie stehen auf mich . Du meine Güte. Er gefiel mir. Und er hatte es eher gemerkt als ich.
    „Sagen Sie es mir nun?“ Hartnäckig beharrte er auf einer Antwort. Taktvollerweise hatte er den Blick abgewendet, als er mein Erröten bemerkte. Doch nun schaute er mich wieder an, mit einem Ausdruck professionellen Interesses. Nur im Hintergrund seiner blauen Augen schimmerte ein Funkeln, das verriet, wie viel weiter sein Interesse in diesem Moment wirklich ging.
    „Nennen Sie es Experimentierfreude“, stieß ich wütend hervor. „Ich dachte, probierst du´s mal mit ´ner Frau, nachdem es mit Männern meistens –enttäuschend war.“ Ich schlug die Beine übereinander und wippte mit einem Fuß. Was sollte diese Antwort zu meiner Entlastung beitragen?
    Dr. Krawczyk nickte verständnisvoll. „Ich kann mir allerdings beim besten Willen nicht vorstellen, dass auch nur irgendein Mann den Wunsch hätte, Sie zu enttäuschen.“ Er sagte das leichthin, doch mit einem bewundernden Blick, der mir durchaus schmeichelte. Wollte er etwa mit mir flirten?
    „Es geschieht ja meist nicht absichtlich“, brummte ich. „Man trifft eben zu oft die Falschen.“
    Wieder nickte er. „Was Männern allerdings genau so passiert“, stellte er fest. Ich seufzte. Diese Phase schien bei mir zumindest vorüber zu sein. Ich war seit Kurzem mit dem faszinierendsten Mann meines Lebens zusammen – und gerade saß ich einem weiteren Mann gegenüber, den ich unter anderen Umständen höchstwahrscheinlich ähnlich faszinierend gefunden hätte. Verdammt.
    „Rauchen Sie?“, fragte Dr. Krawczyk plötzlich. Er kramte in seinem Jackett und holte eine Packung kubanischer „Romeo y Julieta“-Zigarillos hervor.
    Ich schüttelte den Kopf. „Danke. Hier ist Rauchen auch verboten, glaube ich.“
    „Ich weiß. Lassen Sie uns

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