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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
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Papa an. Der sagt mir sicher einen“, sagte Max.
    „Nein! Bitte, sag´ Papa noch nichts. Er soll sich keine Sorgen machen.“
    Die Vorstellung, dass mein Vater jemandem sagen musste, dass seine Tochter einen Verteidiger braucht, war undenkbar. Sicher war er gerade erst in München eingetroffen. Das konnte ich ihm nicht antun.
    „Ich möchte darüber schlafen“, verlangte ich. „Vielleicht fällt mir selbst ein Name ein. Jemand, den wir anrufen könnten.“ Darauf ließ Max sich ein.
    Bevor er sich verabschiedete, sagte er mit schiefem Grinsen zu mir: „Übrigens hoffe ich, auch mal ´ne Frau zu treffen, die ich so ansehen kann wie Leo dich.“ Damit drückte er mir einen Kuss auf die Wange. „Den scheint´s erwischt zu haben.“
    Ich musste trotz allem lächeln.
    „Ja, vielleicht.“
    „Jetzt ruh dich noch ein bisschen aus. Morgen kommst du hier raus, das hat mir dein Arzt gesagt. Dieser Dr. Westhage. Er lässt keine Polizisten zu dir rein, das hat er versprochen.“
    „Und wie ist Leo dann hereingekommen?“
    „Mensch Sabina, du Schaf. Der hat natürlich gesagt, er ist dein Freund. Was glaubst du denn.“
    Max schüttelte den Kopf.
    Als er gegangen war, erschien der Arzt noch einmal, um mich zu untersuchen.
    „Alles soweit gut. Die Fäden ziehen wir dann nächste Woche“, sagte er, nachdem er meine Platzwunde inspiziert hatte. „Ich denke, Sie können morgen nach Hause.“
    Er hielt mir eine Visitenkarte hin. „Das hier ist ein sehr guter Psychiater und Neurologe. Wenn Sie Beschwerden wie starke Kopfschmerzen, Albträume oder Schlaflosigkeit haben, gehen Sie dort hin. Er wird Ihnen Entspannungstechniken vermitteln und Ihnen helfen, den Schock zu verdauen. Wenn Sie ihm sagen, dass ich Sie schicke, bekommen Sie schnell einen Termin.“
    Ich bedankte mich bei ihm, und er lächelte. „Wissen Sie, ich glaube nicht daran, dass Sie diese Tat begangen haben. Ich bin sicher, bald wird sich alles aufklären.“
     
     
    Die Nacht war unruhig. Ich träumte wildes Zeug, immer wieder tauchte das Bild von Heimke auf, wie sie in ihrem Blut lag. Dazwischen Leos Stimme: „Wir können alle schuldig werden …“
    Als die Schwester am frühen Morgen hereinkam, hatte ich das Gefühl, die ganze Nacht wach gewesen zu sein. Mein Kopf schmerzte und meine Augenlieder zuckten.
    Es war eine andere Krankenschwester als die hübsche Asiatin. Sie war etwa Mitte 40 und ein wenig stämmig, hatte kurz geschnittenes Haar und ein herzliches Lächeln. Über ihrer Schwesternkleidung trug sie eine türkisfarbene Strickjacke.
    „Warum haben Sie nicht geklingelt? Ich hätte Ihnen was zum Schlafen gebracht“, fragte sie, als sie mich so sah. Doch ich wollte nicht noch mehr Pillen, Säfte und was weiß ich noch alles einnehmen.
    „Wenn die Visite war, dann können Sie sicher nach Hause“, sagte sie, als sie mein Kissen aufschüttelte. Sie sah mich mit schief gelegtem Kopf an. „Ich habe gehört, was Ihnen passiert ist. Lassen Sie sich nicht unterkriegen.“
    Natürlich nicht. Auf keinen Fall. Ich bemühte mich um ein Lächeln, aber es gelang mir nicht so recht.
    Es war fast Mittag, als Dr. Westhage mit dem üblichen Visiten-Gefolge erschien. Nach wenigen Minuten war endlich klar, dass ich gehen konnte. Gottseidank.
    Dr. Westhage verabschiedete mich und drückte meine Hand.
    „Das wird schon“, sagte er. „Sie werden wieder vollkommen gesund. Und das andere überstehen Sie auch. Sie werden schon sehen.“ Er lächelte und sagte dann leiser: „Da warten übrigens noch eine Dame und ein Herr auf Sie. Ich habe ihnen gesagt, dass Sie entscheiden, ob Sie sie hereinlassen.“
    Ups. Eine Dame und ein Herr? Meine Eltern konnten das schlecht sein – sie waren ja gerade erst abgereist.
    Als ich fertig zum Gehen war, klopfte es an der Tür.
    „Ja.“
    Ich musste mich setzen, als Dana Kanther in Begleitung eines kleinen, drahtigen und dunkelhaarigen Mannes erschien, der mich mit professioneller Neugier betrachtete.
    „Frau Jung, mein Kollege, Herr Helmers, und ich, wir würden Ihnen gerne noch ein paar Fragen stellen. Sie müssen nichts sagen, wodurch Sie sich selbst belasten,“ ergänzte sie. Heute hatte sie ihr Haar zu einem Knoten hochgesteckt. Ihre beneidenswert langen Beine steckten in hellen, engen Jeans, und dazu trug sie einen weiten, dunkelblauen Pulli. Ein schmales Goldkettchen schmiegte sich um ihren Hals. Über dem Arm hatte sie eine schwarze Lederjacke im Bikerstil, passend zu ihren schwarzen Stiefeletten. An ihrer Hand konnte

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