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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
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auf ihn zu, und ich wich unwillkürlich zurück. Nicht so Dr. Krawczyk, der seine Schultern sichtlich straffte und Leo direkt in die Augen blickte. Er musste dazu ein wenig aufschauen, denn Leo überragte ihn um einige Zentimeter. Unbeeindruckt verschränkte Dr. Krawczyk die Arme vor der Brust. Leos Kiefermuskeln traten hervor, und in seinen Augen blitzte unverhüllte Wut, als er mühsam beherrscht erwiderte: „Ich bin ganz sicher, dass Sie das ziemlich bald auch ohne mich herausfinden.“
    Jetzt nahm seine Stimme einen drohenden Klang an. „Falls nicht, treffen wir uns auf eine Art wieder, die Sie unmöglich wollen können.“
    Seine Haltung entspannte sich etwas, und er machte einen Schritt zurück. Unvermindert wütend, wandte er sich nun zu mir. „Kommst du bitte kurz in mein Büro“, befahl er. Mein Herz sank.
    „Einen Moment bitte“, ließ sich da Dr. Krawczyk vernehmen. Seine Stimme war nach wie vor sanft, klang aber unnachgiebig. „Meine Mandantin wird ohne meine Begleitung nirgendwohin gehen.“ Er blickte mir in die Augen, und ich konnte fühlen, wie Leos Zorn sich dadurch zur Raserei steigerte. Das war auch dem Rechtsanwalt nicht entgangen, und er setzte freundlicher hinzu: „Es sei denn, sie stimmt zu.“
    Fast unmerklich nickte er mir ermutigend zu. „Aber ich bleibe hier, bis Sie da herauskommen.“
    Leo drehte auf dem Absatz um und öffnete die Tür zu seinem Zimmer. Mit einer ironischen Verbeugung ließ er mich an sich vorbei gehen. Ich nahm einen Hauch seines unglaublich guten Geruches wahr, und das entmutigte mich noch mehr als sein Basiliskenblick. Er schloss die Tür mit einem deutlichen Geräusch und kam auf mich zu.
    „Was fällt dir ein, diesen … diesen Don Juan zu engagieren?“, donnerte er.
    Diesen – was? Ich hatte mich verhört. Das konnte er nicht gesagt haben.
    „Mein Vater kennt ihn. Und Dana hat gesagt, er sei der Beste.“
    „Dana?“ Leo sah aus, als sei er kurz davor, die Einrichtung zu zertrümmern. Er pfefferte die Akte, die er eben noch so fest umklammert hatte, auf seinen Schreibtisch. Einige lose Blätter segelten zu Boden.
    „Haben sich hier alle gegen mich verschworen?“, rief er aus, mehr zu sich selbst als zu mir.
    „Leo, was kannst du dagegen haben, wenn ein guter Rechtsanwalt wie er mich verteidigt“, wagte ich einzuwenden.
    „Ich habe nichts gegen gute Rechtsanwälte, ich habe etwas gegen ihn. Der Kerl greift sich alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.“ Er durchmaß sein enges Dienstzimmer mit langen Schritten, von einer Ecke in die andere, als könne ihn das beruhigen.
    Ach, daher wehte der Wind. Eifersucht! Hätte mir auch schon früher auffallen können. Doch ich hatte ihm gar keinen Anlass dazu gegeben. Spitzer als ich wollte, erwiderte ich: „Beschuldigst du alle Männer so, die ich kennenlerne?“
    Verblüfft stoppte er seinen unruhigen Spaziergang. „Wen sollte ich jemals beschuldigt haben?“
    „Da fallen mir gleich mehrere ein. Ludwig Fuchs, deinen Trainer. Sogar deinen Freund Johannes verdächtigst du, mir schöne Augen zu machen!“
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das ist nichts. Gar nichts im Vergleich zu diesem … Aufreißer.“
    „Wieso nennst du ihn so? Er war sehr professionell und nett zu mir. Ich möchte, dass er mich verteidigt.“ Langsam reichte es mir. Wer hatte denn hier das Problem? Sollte ich dem Haftrichter vorgeführt werden oder er? Ich stemmte die Arme in die Hüften.
    Er trat auf mich zu und packte meine Oberarme. Unter anderen Umständen wäre mir nichts willkommener gewesen als diese Berührung. „ Tu capisci un cazzo . Du weißt nichts. Nichts.“ Seine Augen flammten auf vor Zorn. „Er … er hat …“
    „Was hat er?“, fragte ich so besänftigend, wie ich unter diesen Umständen konnte. „Jemanden umgebracht? Verraten? Kann ich mir alles nicht vorstellen.“
    Leo rollte mit den Augen. „ Porca miseria ! Er bricht in Beziehungen ein. Zerstört sie.“
    „Man kann nur in Beziehungen einbrechen, in denen es nicht mehr stimmt.“
    Er schaute mich an, als sei ich ein Alien, heruntergekommen aus dem Weltall, um ihn zu verhöhnen.
    „Du hast null Ahnung. Und ich hoffe, das bleibt auch so.“ Sein Blick verdüsterte sich. Die Glut in seinen Augen wich einem resignierten Blick.
    Ich legte meine Hand auf sein Herz. Sein Griff um meine Oberarme lockerte sich.
    „Leo, bitte. Dieser Mann soll mich ´raushauen. Meine Unschuld beweisen. Mehr nicht. Er ist ein Profi. Und wenn er deine

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