Herzgefaengnis
verflossene Beziehung zerstört hat, dann kann ich persönlich nur froh darüber sein. Denn sonst würde ich dich nicht kennen.“ Meine Hand lag genau auf seiner Narbe. Mit dem Daumen streichelte ich sie vorsichtig. „Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber ich freue mich darüber, dass ich dich kennengelernt habe.“
„Ich soll ihm also auch noch dankbar sein“, versetzte Leo mit beißender Ironie. Doch er zog mich in seine Arme und seufzte. Ich schloss die Augen und atmete tief ein. Mir wurde gerade klar, wie sehr er mir in den vergangenen zwei Tagen gefehlt hatte.
„Ich habe Angst“, flüsterte ich.
„Ja, mein Schatz. Ich weiß.“ Leo drückte mich fest an sich. Seine Hände auf meinem Rücken ließen eine sanfte Wärme durch meinen Körper fließen. „Musst du aber nicht. Ich tue alles, um herauszufinden, was wirklich passiert ist.“
„Auch, wenn das heißt, dass du mit Dr. Krawczyk reden musst?“
Er stöhnte genervt. „Wenn es unbedingt sein muss, auch das. Aber lass´ mich bitte nicht dabei sein, wenn er mit dir spricht. Ich habe Angst, dass ich ihm sonst eine ´reinhaue.“ Er knirschte mit den Zähnen.
„Leo, bitte. Er ist nur mein Anwalt. Ich brauche jetzt euch beide.“
„Ich tue mein Bestes. Aber vergiss eins niemals: Du gehörst mir.“
Der Takt meines Herzens geriet zum Stakkato. Ich schaute in seine Augen. Er meinte es so, wie er es sagte.
„Ja“, sagte ich langsam. „Ich gehöre dir. Ich werde es nicht vergessen.“
Seine Augen leuchteten auf, und wir küssten uns. Ich gehöre ihm. Er will es so. Und ich auch.
„Du musst jetzt gehen“, murmelte er kurz darauf. „Sie warten draußen auf dich.“
Es war, als hätte jemand gerade einen Stein auf meine Brust plumpsen lassen.
„Ich bleibe bis zum Schluss. Du wirst mich nicht sehen können. Aber ich bin da. Denk´ daran.“
Er gab mich frei und lächelte extra ermutigend. „ Ciao amore . Geh´ jetzt. Die können dir nichts tun.“
Er brachte mich zur Tür, ich ging hinaus. Draußen standen sie: Dana, Helmers und mein Anwalt. Leo zwinkerte mir noch einmal zu und schloss die Tür hinter sich. Der Stein auf meiner Brust schien an Gewicht zuzulegen.
Dr. Krawczyk kam auf mich zu und zog meine Hand unter seinen Arm.
„Wohin?“, fragte er die Beamten. Helmers deutete mit dem Kopf auf sein Zimmer.
„Was immer Herr König Ihnen über mich erzählt haben mag: Ich fürchte, es stimmt“, raunte mir Dr. Krawczyk zu, während er mich in das Zimmer von Kriminaloberkommissar Helmers führte. Ich sah ihn von der Seite an. Würde er mich wirklich – anbaggern? Er blickte geradeaus, und um seinen Mund spielte ein mutwilliger Zug.
„Meine Mandantin macht von ihrem Recht Gebrauch, keine Angaben zur Sache zu tätigen. Gibt es schon so etwas wie Ermittlungsakten, in die ich schauen kann? Eventuell äußern wir uns nach Kenntnis des gegenwärtigen Ermittlungsstandes.“
Rechtsanwalt Dr. Krawczyk saß an meiner Seite, und es war, als umgebe mich nun ein unsichtbarer Schutzschild. Seine Ruhe und Sicherheit ließen meinen Puls ruhiger gehen. Nur der Stein in meiner Magengegend wollte einfach nicht kleiner werden.
Die Kriminalbeamten tauschten einen erleichterten Blick. Jetzt noch zu später Stunde ein stundenlanges Vernehmungsprotokoll zu schreiben, wäre auch nicht gerade das, was man sich an einem Freitagabend wünscht. Sie ließen mich und den Rechtsanwalt das Kurzprotokoll unterschreiben. Dann kündigten sie an, dass ich die Nacht hier verbringen müsste.
Ich fühlte mein Herz in die Hose rutschen. Dr. Krawczyk tätschelte beruhigend meinen Unterarm. An KOK Helmers und Dana Kanther gewandt, sagte er: „Dafür besteht doch kein Anlass. Sie hat einen festen Wohnsitz. Sie hat eine feste Beziehung mit jemandem, dem Sie vertrauen. Und sie steht kurz vor ihrem zweiten Staatsexamen. Lassen Sie sie gehen.“
Helmers schüttelte den Kopf.
„Sie wissen, dass wir jetzt den Richter entscheiden lassen müssen. Die Staatsanwaltschaft hat schon den Vorgang.“
Dana machte hinter Helmers´ Rücken eine bedauernde Geste, widersprach aber nicht.
„Ich bin morgen da“, kündigte mein Anwalt zum Abschied an, bevor meine Fingerabdrücke genommen wurden. „Bleiben Sie ruhig. Sie werden es überstehen. Soll ich Ihnen noch einmal Herrn König hinunterschicken? Keine Angst, er wird mir nichts tun.“
Leo schickte den uniformierten Beamten aus dem Besucherraum und schloss die Tür hinter sich. Dann zog er mich an den kleinen
Weitere Kostenlose Bücher