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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
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kurz ´raus gehen. Sie begleiten mich doch? Bislang sind Sie freiwillig hier.“
    Was sollte das heißen? Dass sie mich gleich verhaften würden?
    Er hielt mir die Tür auf, und wir gingen den Gang entlang, vorbei an Leos Dienstzimmer. Dessen Tür war geschlossen. Mein Puls ging schneller als sonst. Und das nicht nur, weil ich gerade Leo zu sehen hoffte … Schreck lass nach. Wo hatte ich mich nur hineinmanövriert?
    In einem Treppenhaus am Ende des Ganges standen Aschenbecher. Man konnte riechen, dass dieses Treppenhaus die inoffizielle Raucherecke war, die man den Mitarbeitern (gesetzeswidrig natürlich) zugestand. Wir gingen jedoch hinunter und traten vor die Tür, die zu einem Innenhof führte.
    Dr. Krawczyk holte ein silbernes Feuerzeug aus der Hosentasche, mit dem er eine der „Romeo y Julietas“ anzündete. Er nahm einen Zug, und aromatischer Qualm umgab uns.
    „Wollen Sie wirklich keine?“, fragte er mit einem entschuldigenden Grinsen.
    „Nein danke. Immer noch nicht.“
    „Es wird jetzt folgendes passieren: Man wird Sie vorläufig festnehmen. Sie werden vernommen und dem Haftrichter vorgeführt. Dort wird man Sie erneut vernehmen. Danach entscheidet sich, ob ein Haftbefehl ergeht.“ Das erste Mal, dass jemand aussprach, was mich jetzt erwartete. Meine Knie drohten nachzugeben, als ich diese sachliche Aufzählung hörte. Er blickte einer Rauchwolke nach, die er gerade ausgestoßen hatte. Als er sich zu mir wandte, packte er mich rasch an einem Ellenbogen und hielt mich fest.
    „Ups! Fallen Sie mir nicht gleich um.“ Er tätschelte beruhigend meinen Oberarm, und ich fühlte ein sanftes Prickeln von dieser Berührung ausgehen. Er zog seine Hand zurück, als ob er es spürte.
    Gedankenvoll sah er mich an. „Sie sollten nichts sagen, bis ich Akteneinsicht hatte. Gar nichts. Ich muss erst wissen, was schon ermittelt wurde. Übrigens – ich glaube Ihnen. Anders als den anderen 95 Prozent meiner Mandanten.“
    Ich atmete auf.
    „Und was tun Sie, wenn Ihre Mandanten Ihnen nicht die Wahrheit sagen?“, fragte ich. Er hob die Hände und zog die Schultern hoch.
    „Frau Jung, ich arbeite mit dem Material, das man mir zur Verfügung stellt. Fehlende Elemente ersetze ich durch …“, er schmunzelte, „... scharfes Nachdenken.“
    Als wir ins Gebäude zurückkehrten, kam Leo aus seinem Zimmer und direkt auf uns zu. Mein Herz tat einen kleinen Hüpfer. Einige seiner kastanienfarbenen Locken hingen ihm ein wenig wirr in die Stirn. Ich verspürte den starken Wunsch, sie ihm aus dem Gesicht zu streichen. Abwesend blätterte er in einer Akte, bis er aus dem Augenwinkel wahrnahm, dass wir fast vor ihm standen.
     
     
    Er blickte auf – und seine Gesichtszüge entgleisten im Zeitlupentempo. Zuerst sah er mich, und ein Leuchten trat in seine Augen. Doch dann fasste er meinen Begleiter näher ins Auge und erstarrte mitten in der Bewegung. Ungläubig schaute er von Dr. Krawczyk zu mir. Ich konnte ihm ansehen, wie kalter Zorn in ihm aufstieg. Fast hätte ich mich schutzsuchend an meinen Anwalt geklammert, doch ein Rest gesunder Menschenverstand bewahrte mich vor diesem Fehler.
    „Guten Tag, Herr König“, sagte dieser mit gefasster Stimme.
    „Guten Tag. Hallo Sabina. Was – was machst du mit diesem … was ist hier los?“ Seine Stimme hatte Leo in der Gewalt, nicht aber seinen Gesichtsausdruck. An seiner Stirn schwoll unverkennbar seine Zornesader, und sein Blick durchbohrte abwechselnd Dr. Krawczyk und mich mit kalten Pfeilen.
    „Dr. Krawczyk wird mich verteidigen“, antwortete ich, und es klang wie eine lahme Entschuldigung.
    „Sie kennen sich also“, stellte dieser sachlich und keineswegs überrascht fest, bevor Leo zu einer Erwiderung ansetzen konnte. Er sah prüfend zu mir und dann auf Leo.
    „Herr König, es tut mir ausgesprochen leid, aber Frau Jung hat keine Ahnung von unseren Differenzen.“ Nun traf mich ein vorwurfsvoller Blick. „Und ich hatte keine Ahnung, das Sie beide so gut bekannt sind. Obwohl ich das hätte wissen müssen.“
    Dieser Tadel ging eindeutig an mich.
    Leos Hände krampften sich um seine Akte, seine Handknöchel wurden weiß.
    „Das hätte doch für Sie ohnehin keine Bedeutung“, stieß er mit zusammengebissenen Zähnen hervor. Zu meiner Überraschung trat eine leichte Röte in die Wangen meines Rechtsanwalts, und er reckte kampflustig das Kinn.
    „Sagen Sie mir doch, welche Bedeutung das für mich haben sollte“, gab er in sanftem Tonfall zurück.
    Leo machte einen Schritt

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