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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greta Schneider
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seinen Zügen.
    „Vielleicht ein andermal“, setzte er mit samtener Stimme hinzu. Wenn er mit allen Frauen so sprach, war klar, dass sie ihm reihenweise zu Füßen lagen. Er flirtete tatsächlich mit mir. Und das tat so gut.
    Er war schon fast durch die Tür, als er sich noch einmal umwandte und sagte: „Fast hätte ich übrigens vergessen, es Ihnen zu sagen: Ihr Schubser war nicht die Todesursache. Sie hatte keine Schädelverletzung und keine Gehirnblutung. Nur eine kleine Platzwunde. So ähnlich wie Ihre. Ich hoffe, das beruhigt Sie ein bisschen. Bis nachher.“ Er nickte mir zu und verschwand. Ich atmete auf, aus mehr als einem Grund. Noch länger mit ihm in einem Raum, und ich wäre seinem Charme erlegen, so wie Dana es vorhergesagt hatte.
     
     
    Es war früher Nachmittag, als ich in die Haftanstalt zurückkam. Und gleich in die Arztpraxis geführt wurde, wo man die Fäden aus meiner Wunde zog.
    „Es wird jetzt höchstens noch ein bisschen jucken. Aber das lässt schnell nach.“ Die Ärztin gab mir noch zwei Schmerztabletten.
    Dr. Krawczyk kam nicht. Ich hatte schon verstohlen auf die Uhr geschaut, die man mir wenigstens gelassen hatte. Aber bis 20 Uhr war er immer noch nicht da. Hatte mein „Geständnis“ ihn doch schockiert? Oder las er noch daran? Ich bereitete mich gedanklich auf mein zweites einsames Wochenende im Knast vor.
     
     
    Ich wurde am Sonnabend früh angenehm überrascht, als eine Bewacherin mir mit den Worten aufschloss: „Ihr Verteidiger möchte Sie sehen.“
    Durch die Jalousie im Besprechungszimmer kämpfte sich ein wenig Sonnenlicht. Staubkörner in der Luft reflektierten die Sonnenstrahlen, die in Streifen auf den Besprechungstisch fielen. Ich lief nervös auf und ab, als sich die Tür öffnete und mein Anwalt erschien. Zum ersten Mal nicht im Anzug, sondern in Jeans. Er sah auch darin elegant und distinguiert aus.
    „Bitte entschuldigen Sie. Ich hatte gestern noch ein neues Mandat. Das kommt bei uns leider immer ziemlich unvorhergesehen. Ich konnte Sie schlecht erreichen.“
    Die Wärme in seiner Stimme und seinem Händedruck ließ mein Herz ein wenig höher schlagen. Wenn ich auch dabei ein schlechtes Gewissen hatte.
    Er schob die Ärmel seiner Jacke hoch und entblößte an seinem Handgelenk eine teuer aussehende Uhr. Der Sonnenschein hatte den Raum bereits um einige Grade erwärmt. Ausgerechnet dieses Wetter hatte mein Anwalt sich ausgesucht, um mich in der Haftanstalt zu besuchen.
    „Ich habe Ihr Werk gelesen. Alle Achtung“, bemerkte er.
    „Meinen Sie damit die literarische Qualität?“, konnte ich mir nicht verkneifen. Er schmunzelte.
    „Nein. Nicht direkt. Eher Ihren Mut. Es so aufzuschreiben, aber auch, so zu handeln. Ich staune.“
    Ich hatte aus meiner Sicht keineswegs bewunderungswürdig gehandelt, und das sagte ich ihm auch.
    „Frau Jung, jeder hat seine eigenen Methoden, nach ‚Mr. oder Mrs. Right‘ zu suchen. Ihre ist vielleicht nicht meine, aber …“
    „Aber was?“
    „Ich bewundere Ihre Konsequenz.“
    Oh Mann. Das konnte ja heiter werden. Ich werde ein Psycho-Gespräch führen.
    „Sie meinen, weil ich abgehauen bin?“ Oh Gott. Welche peinlichen Geständnisse würde ich ihm gegenüber noch alles ablegen – und noch dazu freiwillig?
    „Ja. Ihr dringender Wunsch, nicht neben dem falschen Menschen liegen zu bleiben. Das hat mich nachdenklich gemacht.“
    Neugierig. So schaute er mich an. Als hätte ich kein Geheimnis verraten, sondern ein neues erzeugt. „Nicht jeder ist so ehrlich zu sich selbst, dass er sofort die Konsequenzen zieht.“
    „Sie finden das ehrlich?“ Ich selber hätte da eher ein anderes, nicht so freundliches Wort gefunden.
    „Ja.“ Er lächelte. „Sie lassen sich nicht auf halbe Sachen ein.“
    Jetzt schnappte ich nach Luft. „Ich? Aber das mache ich doch dauernd. Mein Traktat ist doch der beste Beweis dafür, dass ich mich auf halbe Sachen einlasse. Oder besser: eingelassen habe.“
    Es ging ans Eingemachte. Oh weh. Aber ich wollte es ja so.
    „Bis Sie Leo König trafen.“ Er blickte in meine Augen. „Das ist keine halbe Sache.“ Er stellte diesen Sachverhalt fest, als schildere er eine juristische Tatsache.
    Ich schüttelte langsam den Kopf. „Nein. Das ist es nicht.“
    Sein Lächeln blieb unverändert breit. „Ich sage Ihnen was. Es ist etwas Ernstes. Das sehe ich Ihnen an. Ich habe Sie beide beobachtet am letzten Freitag. Sie sehen ihn so an ... und er Sie ... obwohl er ziemlich sauer war, glaube ich.“
    Ja. Es

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