Herzgespinst - Thriller

Titel: Herzgespinst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann

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Sand und Erde aufgefüllt und mit Johannisbeeren bepflanzt.
    »Oliver spielt jetzt in einer Band«, sagte Julia plötzlich. Sie wusste nicht, warum sie plötzlich damit anfing. Eigentlich sprach sie mit ihrer Mutter nie über Oliver. Und auch ihre Mutter hatte es immer vermieden, sie nach ihm auszuhorchen, wie sie das sonst mit Julias Mitschülern tat.
    »Ach«, sagte ihre Mutter. »Wie kommt’s?«
    Julia zuckte mit den Achseln. »Er will doch schon ewig Sänger werden. Die Typen kommen extra aus Hamburg und bleiben den Sommer über hier, weil sie eine Reihe Konzerte machen. Wenn alles klappt, will er vielleicht mit ihnen mitgehen. Seine Mutter hat einen Neuen, sie heiratet sogar. Da ist er dann sowieso überflüssig.«
    »Ach«, wiederholte ihre Mutter überrascht. Sie sprach nicht aus, was beide in diesem Moment dachten. Dass Oliver Sänger werden wollte, davon war früher nie die Rede gewesen. Er hatte immer von einem großen Bauernhof mit ganz vielen Tieren geträumt. Schafen, Pferden, Kälbchen und ein paar Dutzend halbwilden Kaninchen.
    Tja. Manchmal änderten sich Träume im Laufe der Zeit eben. Andere gewannen immer mehr Gewicht.
    Julia fiel schlagartig ein, was Oliver über sie beide gesagt hatte. Dass sie zusammenbleiben würden, für immer und ewig.
    Wenn es um die Band ging, war er zwar nicht gerade aufgeschlossen. Aber auch das würde sich mit der Zeit ändern. Sie musste eben Geduld haben.

11
    E s hatte sich auf jeden Fall gelohnt, dass sie den ganzen Nachmittag zusammen mit ihrer Mutter im Garten geackert hatte. Und zwar für beide. Erstens war die Stachelbeermarmelade wirklich gut gelungen, damit würde ihre Mutter bestimmt gut Geld machen auf dem Markt. Und außerdem hatte diese ihr erlaubt, dass sie noch ziemlich spät in die Rote Sonne gehen durfte, obwohl sie das eigentlich nicht gerne sah. So brauchte sich Julia nicht heimlich aus dem Haus schleichen, was sie ohnehin höchst ungern tat. Ihre Mutter hatte einen leichten Schlaf und es war nur eine Frage der Zeit, wann sie dabei erwischt würde.
    Lotte wartete bereits ungeduldig vor dem Eingang auf sie.
    Ach, sie waren ja verabredet. Das hatte Julia beinahe vergessen. Luis hatte ihr vorhin eine SMS geschickt, dass sie mit den Proben fertig waren. Dabei hatte sie gar nicht mehr an Lotte gedacht.
    »Hey, warum bist du noch nicht drin?«, fragte sie überrascht. Sie befürchtete, dass Lotte den ganzen Abend wie eine Klette an ihr hängen würde. Darauf hatte sie wirklich keine Lust.
    Lotte guckte verlegen. »Drinnen ist es total voll und vor allem laut. Und ich kenne gar keinen.« Sie grinste entwaffnend. »Von meinen früheren Freundinnen aus dem Stall ist keine dabei. Die gehen nicht in solche Clubs. Ich glaube, ich brauche erst einmal eine Einführung von dir.« Sie zuckte entschuldigend mit den Achseln.
    »Kein Problem«, sagte Julia und ging voran.
    Sie war ein wenig beruhigt. Lotte hatte eine direkte Art, die Dinge anzusprechen, und machte es einem leicht, mit ihr auszukommen. Damals hatte sie Julia sogar angeboten, auf ihrem Pferd zu reiten, ohne dass Julias Mutter den hohen Mitgliedsbeitrag zahlen musste, denn Lottes Vater hatte Geld in den Reitstall gesteckt und natürlich wusste er über den Unfall Bescheid.
    Aber Julia hatte keine Lust auf Almosen und Pferdemist gehabt.
    Die Band war schon vollzählig.
    Die Jungs standen aufgereiht vor der Bar wie Cowboys in einem Saloon, während Oliver hinter der Theke am Wirbeln war.
    Julia blieb einen Augenblick stehen und beobachtete ihn aus einem verborgenen Winkel. Sie fand es unglaublich, wie viel Energie er hatte. Die Proben waren doch sicher ziemlich anstrengend gewesen. In alles, was er anpackte, tauchte er mit voller Kraft ein.
    Ziemlich crazy, der Typ! Genauso hatte er das zusammen mit ihrem Vater bei der Ernte gemacht, die beiden waren die ganze Nacht zusammen auf dem Mähdrescher geblieben, und erst frühmorgens um sechs ins Bett gefallen.
    Oliver war schrecklich müde aber total stolz gewesen. Einen ähnlichen Gesichtsausdruck hatte sie heute bei ihm gesehen, als er mit der Band spielte.
    Die Songs von Sunrise Avenue passten perfekt zu ihm.
    »Wieso gehst du nicht weiter?«, fragte Lotte und riss Julia aus ihren Gedanken.
    »Mir ist früher nie aufgefallen, wie gut Oliver aussieht«, fuhr sie fort. »Aber seit ich ihn heute singen hörte, habe ich gedacht, er ist wirklich für die Bühne geboren.«
    Julia sah Lotte überrascht an. So begeistert hatte sie diese noch nie über einen Jungen