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Herzgespinst - Thriller

Herzgespinst - Thriller

Titel: Herzgespinst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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vergesse ich immer irgendwelche Strophen … Das geht mir in der Schule genauso.«
    Lotte sah ihn hingerissen an. »Ach, da kann ich dich coachen, wenn du Lust hast. Ich hatte dieselben Schwierigkeiten und deshalb hat mein Vater mir letzten Winter einen Nachhilfelehrer aufgedrückt. Der hat mir aber total coole Sachen beigebracht, also, wie man sich für Arbeiten Texte merken kann und so weiter. Seitdem bin ich in jedem Fach eine Note besser geworden. Sogar in Mathe.«
    Oliver sah sie überrascht an. »Jetzt im Ernst? Dann legen wir am besten sofort morgen los. Wir proben am Nachmittag wieder. Komm doch vorbei und dann gehen wir ins Café oder runter an den See, wenn es noch warm genug ist. Willst du noch was trinken?«
    Er sah, wie Julia aufstand und Luis auf die Tanzfläche zog und loslegte. Es war ganz merkwürdig, sie beim Tanzen zu beobachten. Seit Kurzem hing eine riesige Discokugel aus den Achtzigern in der Roten Sonne. Die vielen Spiegelscherben reflektierten das Scheinwerferlicht auf ganz besondere Weise und Julia sah sehr fremd und schön aus. Mitten im Song verließ sie mit Luis die Tanzfläche und verschwand nach draußen. Gerade jetzt bekam Oliver eine Bestellung über zehn Zombies, es hatte sich herumgesprochen, dass seine Mischung unschlagbar war. Das gab gutes Trinkgeld. So hatte er keine Zeit mehr, sich über Julia und Luis Gedanken zu machen. Vielleicht war das auch besser so.
    In der Roten Sonne war es wirklich unerträglich heiß gewesen und das stechende Licht auf der Tanzfläche schmerzte immer noch in Julias Augen, obwohl es draußen angenehm dunkel und ruhig war.
    Sie setzten sich auf eine Bank, die ein Stück entfernt von der Roten Sonne unter einer Birkenreihe stand. Soeben ging der Mond auf.
    Luis drehte sich einen Joint und Julia sah ihm schweigend zu, wie er den kleinen braunen Klumpen zerbröselte und zwischen den Zigarettentabak mengte.
    »Diese Lotte ist eine richtige Zecke«, sagte sie schließlich. »Hast du gesehen, wie sie sich an Oliver herangeschmissen hat? Die hat früher kein Wort mit ihm gesprochen, aber seit er bei euch in der Band singt, ist sie ganz verrückt nach ihm. Unfassbar nervig so etwas.«
    Luis lachte belustigt und zündete sich den Joint an. »Ist doch cool. Dann kriegt er mal ein paar Weiber ab. Ich hatte nicht den Eindruck, dass da viel läuft. Oder?« Er machte einen tiefen Zug und hielt ihr den Joint hin. »Auch mal?«
    Julia schüttelte heftig den Kopf. »Ich mag das Zeug nicht, habe ich dir schon gesagt.« Sie fröstelte plötzlich trotz der lauen Nacht. Luis legte den Arm um ihre Schultern. »Kalt? Na, komm, ich wärme dich.«
    Er machte nicht den Versuch sie zu küssen, und das war Julia nur recht so. Ihre Brust schmerzte wieder und sie fühlte, dass ihr Herz unregelmäßig schlug.
    »Manchmal denke ich, dass ich herzkrank bin«, sagte sie aus heiterem Himmel. »Es drückt hier immer so.« Sie tippte auf ihr Herz.
    Luis lachte erneut. »Du bist echt ein empfindliches Pflänzchen, Julia. Lass mal hören.« Er legte seinen Kopf an ihre Brust und lauschte. »Poch, poch, poch«, sagte er. »Alles in Ordnung.«
    Seine Nähe tat Julia gut. Luis wäre der ideale Bruder, dachte sie, während sie zusammen in den vollen Mond starrten. So einen wie ihn habe ich mir schon immer gewünscht. Auch wenn alle um sie herum gesagt hatten, dass Oliver und sie wie Bruder und Schwester waren, fühlte es sich nicht genauso an wie mit Luis. Es waren merkwürdige Gedanken, die ihr plötzlich durch den Kopf gingen. Sie versuchte sie auch sogleich wieder loszuwerden, denn sie klangen aufregend und verboten zugleich.
    »Ach, Julia«, seufzte Luis. »Ich glaube, ich fange gerade an, mich in dich zu verlieben.« Er zog ein letztes Mal an dem Joint, bevor er ausging. »Aber erst einmal muss ich ein Stündchen schlafen.« Er streckte sich auf der Bank, legte seinen Kopf in ihren Schoß und schloss die Augen.
    Julia strich über sein lockiges Haar. Er schlief friedlich wie ein kleiner Junge und seufzte behaglich. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, stand sie auf und bettete seinen Kopf auf den Sweater, den sie mitgenommen hatte.
    Sie hatte keine Lust mehr auf die Rote Sonne. Sie warf einen letzten Blick auf Luis, bevor sie losfuhr. Es war beruhigend, nicht ganz alleine zu sein.

12
    E s dämmerte bereits, als Oliver die Rote Sonne verließ.
    Es kam häufiger vor, dass er die Schlusskasse machte, und es gab Zeiten, da fand er es richtig schön mit seinem Lohn in der Tasche als Letzter nach

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