Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzgespinst - Thriller

Herzgespinst - Thriller

Titel: Herzgespinst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
Vom Netzwerk:
dort in Julias Gesicht zu schauen. Sie wirkte ernst und angespannt.
    »Julia?«, sagte er laut zu sich selber. Er runzelte die Stirn und guckte noch einmal genauer, aber sie war verschwunden und da, wo sie gestanden hatte, küsste sich nun ein Pärchen.
    »Was ist mit Julia?«, fragte Luis und trank den Rest von Olivers Zombie aus.
    »Ach, gar nichts«, sagte Oliver. »Es ist alles in Ordnung.«
    Das war gelogen. Er fühlte sich aus irgendeinem Grund schlagartig nicht besonders wohl.

10
    D ie Jungs hatten die Garage in rasender Geschwindigkeit zu einem Probenraum umgestaltet. Tatsächlich sah es aus, als hätte niemals etwas anderes darin stattgefunden.
    Selbst ein paar gemütliche Sofas und einen Kühlschrank, inzwischen vollgestopft mit Bierdosen, hatten sie aufgetrieben.
    Es war immer noch nicht kühler geworden, deshalb stand die Garagentür offen. Davor spielten ein paar kleine Kinder auf dem Bürgersteig und steckten immer wieder neugierig ihre Köpfe hinein, um schreiend wegzulaufen, wenn Ronnie ihnen mit seinen Sticks drohte oder auf das Schlagzeug haute.
    Oliver machte gerade Soundcheck, als Julia auftauchte.
    Es war Luis gewesen, der ihr eine SMS geschickt und sie zu den Proben eingeladen hatte. Keine Ahnung, woher er ihre Telefonnummer hatte. Sicher nicht von Oliver.
    Sie sah Oliver am Mikro stehen, mit dicken Kopfhörern auf den Ohren, Luis spielte gerade die Bridge von Sunrise Avenue , Tom und Ronnie improvisierten dazu.
    Auf ein Zeichen von Oliver brachen sie ab und begannen von vorne mit der Strophe.
    This is the end, you know,
    Lady, the plans we had went all wrong
    We ain’t nothing but fight and shout and tears
    sang Oliver mit geschlossenen Augen und voller Gefühl ins Mikrofon.
    Julia blieb fast das Herz stehen, so berührte sie seine Stimme. Sie spürte ihren Herzschlag wieder bis in den Kopf steigen.
    We got to a point, I can’t stand
    I’ve had it to the limit; I can’t be your man
    I ain’t more than a minute away from walking
    Sie wurde von seinem Gesang wie auf einer Klangwolke davongetragen und hielt den Atem an, um jede Sekunde davon aufzusaugen.
    Out of my head, Out of my bed
    Out of the dreams we had, they’re bad
    In diesem Moment kreuzten sich ihre Blicke. Selbst von der Garagentür aus konnte sie erkennen, wie er die Augenbraue hochzog. Er sang sie direkt an.
    Tell them it’s me, who made you sad
    Tell them the fairytale gone bad!
    Ihr Herz krampfte sich zusammen wie verrückt.
    »Super!!! Total geil!« Hinter ihr setzte ein teenagerähnliches Gekreische ein. Sie drehte sich hastig um.
    Meerie stand mit ein paar Mädchen aus ihrer Jahrgangsstufe direkt hinter ihr. Sie klatschten und trampelten wie wild. Verwundert sah sie, dass auch Lotte dabei war.
    Julia hatte kaum Kontakt mit den Mädchen in ihrer Schule. Das war nie anders gewesen und hatte nichts mit dem Tod ihres Vaters zu tun, auch wenn der Schulpsychologe das ihrer Mutter einreden wollte.
    Eine Weile hatte sie sich mit Lotte getroffen, damit die beiden sie in Ruhe ließen. Die bohrenden Fragen des Psychologen waren noch unangenehmer gewesen, als sich an manchen Nachmittagen mit Lotte zu treffen.
    Zum Glück hatte Lotte, kurz nachdem sie sich mit ihr zwangsbefreundet hatte, ein Pferd bekommen, das ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Sie war eine höchst begabte Reiterin und gewann immer häufiger wichtige Turniere. So sahen sie sich immer seltener.
    Julia hatte das Mitleid ihrer Mutter über die gescheiterte Freundschaft geduldig über sich ergehen lassen und in diesem Sommer viel bei der Ernte geholfen. Nach den Sommerferien hatte sich die Sache mit Lotte von ganz alleine erledigt und kein Psychologe krähte mehr danach.
    Wegen der allgemeinen Sparmaßnahmen hatte die Krankenkasse keine weiteren Therapiestunden für Julia genehmigt. Das war wirklich das Beste, was Julia seit Langem passiert war. Vor Freude hätte sie sich den Brief der Krankenkasse am liebsten eingerahmt. Denn natürlich konnte es sich ihre Mutter nicht leisten, die Stunden aus eigener Tasche zu bezahlen. Sie kamen ja sonst kaum über die Runden ohne ihren Vater.
    Julia genoss das schlechte Gewissen ihrer Mutter, es hielt eine ganze Weile an und brachte ihr jede Menge Vorteile. Aber selbst das war mittlerweile Schnee von gestern.
    »Ihr seid total peinlich«, sagte sie abfällig. »Wie dumme Dreizehnjährige.«
    Lotte guckte verlegen. »He, Julia. Ich bin nur zufällig mit. Wir haben das Referat gemacht, als Meerie die SMS von Tom kriegte. Ich

Weitere Kostenlose Bücher