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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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langen, schmalen Bierglas, und sein Daumen streicht immer wieder über diese angesagte, stylishe Kuhle, sodass mir ganz anders wird. Himmel, ist der Mann umwerfend! Oder will ich vielleicht nur mein störrisches, bockiges Herz mit aller Gewalt in eine andere Richtung drängen? Soll es endlich von Georg ablassen und einen vernünftigen Weg einschlagen?
    Ich will irgendwas Unbekümmertes, Fröhliches sagen, aber mir fällt nichts ein.
    »Ganz schön voll hier«, presse ich schließlich hervor.
    Sehr originell. Juliane, du warst auch schon mal witziger.
    »Mir gefällt’s, wenn es so eng ist. Dann können wir beide näher zusammenrücken!« Falk zieht meinen Barhocker näher zu sich heran.
    »Was haben Sie beim Staatsanwalt erreicht?«, beginne ich so beiläufig wie möglich, wobei ich leider ziemlich schreien muss, weil es hier so laut ist.
    »Das Mädchen wird morgen dem Amtsarzt vorgeführt«, informiert mich Falk Huber und streift wie zufällig meinen Arm, als er das schmale Bierglas vor meiner Brust abstellt. »Richterliche Verfügung.«
    »Das ist ja fantastisch!«, schreie ich begeistert. »Da werden sie feststellen, dass mein flüchtiger Bekannter …« – hier mache ich Gänsefüßchen in die Luft und finde mich dabei wahnsinnig charmant – »… nichts mit der Sache zu tun hat!«
    »Und wenn doch?«, fragt Falk Huber und schaut allen Ernstes besorgt auf mich herab. »Haben Sie darüber schon mal nachgedacht?«
    Mein Herz fängt an zu hämmern. Ich muss es jetzt sagen. Er ist mein Anwalt, und ich zahle ihm viel Geld. Also schulde ich ihm auch die Wahrheit. Und nichts als die Wahrheit. Oder nicht?
    »Also, da ist was Komisches passiert«, schreie ich gegen den Lärm an, »ähm, ich weiß nämlich aus ziemlich sicherer Quelle, dass mein … hahaha … flüchtiger Bekannter … nicht pädophil veranlagt ist! Und auch nicht irgendwie sexuell gewalttätig«, füge ich mit gekünsteltem Lachen hinzu. »Das weiß ich von einer sehr … ähm … engen Freundin! Haha, lustig, nicht? Wie das Leben so spielt!«
    »Aha«, nickt der Anwalt, ohne mich anzusehen.
    »Was natürlich reiner Zufall ist«, schreie ich ihm ins Ohr und trinke schnell noch einen Schluck Bier. Georg, wie gut, dass du nicht hören kannst, wie ich hier versuche, mein Herz wie einen störrischen Hund an die Leine zu nehmen. Es will immer wieder zu dir traben!
    »Sie setzen sich für jemanden ein, der obdachlos und arbeitslos ist und mit einer engen Freundin sexuelle Beziehungen hat?«
    So, wie er es sagt, klingt es wirklich ein bisschen unwahrscheinlich. Ich überlege fieberhaft.
    »Na ja, ich habe eben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.«
    »Das sagten Sie gestern schon.« Seine Miene ist undurchdringlich. Er wirkt so, als könne er sich keinen Reim auf mich machen.
    Und das kann ich selbst auch nicht!
    Was ist nur mit mir los? Hier stehe ich mit einem Arnold Schwarzenegger in jung und schön und versuche ihm weiszumachen, dass ich für Georg nichts empfinde, sondern nur einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn habe?
    »Wenn Sie die Sache erfolgreich erledigt haben, sprechen wir hoffentlich über angenehmere Dinge«, sage ich und versuche, die Sache auf die leichte Schulter zu nehmen.
    »Dann ist der Penner sicher kein Thema mehr!«
    Ich bin selbst überrascht, wie kalt ich bin.
    Wenn Georg mich jetzt gehört hätte!
    Oder wenn er mich jetzt sehen könnte!
    Wie ich hier im kurzen Kostümrock und knappen Spitzentopp unter dem aufgeknöpften Jackett auf Tuchfühlung mit diesem Dr. Huber gehe und ihm kokett zu verstehen gebe, dass ich für ihn zu haben bin!
    Wie weh würde ihm das tun?!
    Mein Herz zieht sich so schmerzhaft zusammen, dass ich ganz schnell einen großen Schluck Bier nehmen muss.
    So, Herz. Jetzt reicht’s. Du bist krank. Du kannst dich doch nicht einfach gegen mein Hirn durchsetzen! Mein Hirn ist das Einzige, was noch funktioniert, und das übernimmt jetzt die Führung. Ich zerre innerlich an der Leine und reiße mein störrisches Herz in Richtung Falk. Guck mal. Der hier ist doch wirklich nicht zu verachten. Jetzt schnupper doch wenigstens mal an seinem Barhocker!
    Falk schaut mich etwas verwundert an, so als könne er mithören. Habe ich etwa Selbstgespräche geführt? Ist es schon so schlimm mit mir?
    Jetzt wird sofort etwas unternommen.
    Dieser Mann passt zu mir. Passt, sitzt, wackelt und hat Luft. Der Rest wird sich schon einstellen. Los, Herz. Komm jetzt. Endlich einer, mit dem ich mich sehen lassen kann. Wir müssen ja nicht

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