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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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die Nase hoch und wischt sich mit dem Handrücken darüber.
    Mir bleibt fast das Herz stehen, als ich den Namen meiner Tochter höre. Vicki weiß ja nicht, dass ich hier sitze. Ich weiß aber, dass Vicki lügt.
    Trotzdem. In so einer formellen Verhandlung hört sich das Ganze doch noch mal anders an. Mein Gesicht glüht, als ich versuche, Georgs Miene zu ergründen.
    Georg vergräbt fassungslos das Gesicht in seinen Händen, und der große starke Falk, der in seiner Anwaltsrobe einfach toll aussieht, tätschelt ihm aufmunternd den Rücken und flüstert beruhigend auf ihn ein.
    Das alles kann Vicki in ihrem Verhörzimmer ja nicht sehen, sodass sie ungehemmt weiterspricht: »Mit Fanny hat eigentlich alles angefangen.«
    »Wieso denn das?«
    »Die Fanny saß schon im Sommer immer bei dem Typen auf der Bank.«
    »Warum? Was hatten die beiden denn miteinander zu besprechen?«
    »Sie hat ihm ihr Frühstück gegeben.«
    »Freiwillig?«
    »Weiß nicht.«
    »Was hat er denn mit der Fanny gemacht?«
    »Mathe und so.«
    »Mathe?!«
    Vicki zuckt die Achseln: »Die Fanny war erst ziemlich schlecht in Mathe, und dann war sie plötzlich total gut in Mathe.«
    »Genau wie du …«, sagt plötzlich die Mutter. »Von einem Fünfer auf einen Zweier!«
    Vicki geht auf diese Bemerkung nicht ein. Zu Charlotte Sandmann sagt sie: »Die Fanny hat, glaube ich, auch ein paarmal auf seinem Schoß gesessen.«
    Ich beobachte Falk, wie er über sein Mikro mit Charlotte Sandmann spricht. Sie hat einen Knopf im Ohr, hört also zu und fragt Vicki dann: »Bist du da sicher oder glaubst du das nur?«
    Vicki wischt sich mit dem Ärmel über das Gesicht: »Das weiß ich. Die Fanny hat ihm sogar ihr Schmusekissen geschenkt.«
    O Gott. Das fängt nicht gut an. Das fängt gar nicht gut an.
    »Warum hat sie das gemacht?«, will Charlotte Sandmann wissen.
    »Sie hat mir gesagt, dass sie den total mag und so. Der war auch bei ihr zu Hause und alles.«
    »Was heißt: und alles?«
    »Sie hat den ins Badezimmer gelassen, und er hat sich in ihrem Zimmer nackt ausgezogen.«
    Ach du Scheiße. Mir wird ganz heiß und kalt vor Peinlichkeit.
    Falk spricht wieder etwas ins Mikrofon, und Charlotte Sandmann richtet dann seine Frage an Vicki: »Warum hat denn Fanny den Mann nicht angezeigt?«
    Vicki zuckt die Achseln. »Keine Ahnung! Ich glaube, die kriegt sonst total Ärger mit ihrer Mutter. Die Mutter ist nämlich nie zu Hause, und die Fanny hat das alles hinter dem Rücken ihrer Mutter gemacht.«
    Der Lauscher an der Wand … Ich winde mich auf meinem Stuhl und frage mich, ob es gut war, dass ich mich hier reingeschlichen habe.
    Wie auf ein Stichwort mischt sich Vickis Mutter ein: »Wir haben das ja alles bereits auf einem Elternabend besprochen, weil wir das haben kommen sehen. Wir haben darüber abgestimmt, ob der Mann von der Parkbank entfernt werden soll. Nur die Mutter von Fanny hat sich als Einzige enthalten.«
    Ein kurzer Blick zu Georg: Der hebt den Kopf um ein paar Zentimeter.
    »Aber der Penner ist ja einfach wiedergekommen, und die Polizei war machtlos!« Jetzt fängt sie an zu heulen: »Die lässt unsere Kinder ins offene Messer laufen! So ein hergelaufener Verbrecher darf sich einfach an unseren kleinen Mädchen vergreifen! Und die Mutter von Fanny interessiert das noch nicht mal, ist das nicht schrecklich?«
    Charlotte Sandmann schiebt ihr die Kleenex-Box rüber, die für solche Fälle schon in Reichweite steht. Ich muss auch fast heulen. So wie Vicki und ihre Mutter das schildern, ist Georg ein hinterhältiger Triebverbrecher, dem wir alle zum Opfer gefallen sind! Und ich bin eine kaltherzige Rabenmutter, die sich um nichts gekümmert hat!
    Falk spricht wieder unauffällig in sein Mikrofon, und Charlotte Sandmann fängt die Frage auf.
    »Vicki. Das, was er mit der Fanny Hempel gemacht hat, weißt du ja nur vom Hörensagen. Aber was er mit dir gemacht hat, hast du ja am eigenen Leib gespürt.«
    »Ja«, sagt Vicki und starrt an die Wand. Sie zieht ihre Ärmel noch weiter über das Handgelenk und vergräbt ihre Fäuste darin.
    »Was denn genau?«
    »Ja, also, ich wollte eigentlich nur zur Schule gehen, und er saß da auf seiner Bank.«
    »Um wie viel Uhr war das genau?«
    »So um sieben rum. War schon dunkel.«
    »Du meinst es war noch dunkel.«
    »Ähm … nee …« Vicki wirkt kurzfristig irritiert. »Abends.«
    »Wieso gehst du denn abends um sieben zur Schule?«
    Pause. Vicki ist total perplex. »Nee, das war dann wohl auf dem Rückweg.«
    »Aber so

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