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Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Herzgesteuert: Roman (German Edition)

Titel: Herzgesteuert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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lebender Vorwurf, als es sich mir entzieht und missgelaunt das Weite sucht.
    »Geh ruhig schlafen, mein Herz«, sage ich sanft. »Du musst morgen wieder früh raus.«
    Ich weiß nicht, wen ich mehr hassen soll.
    Den Rottweiler oder seinen Schatten.

4
     
    IMMOBILIEN GLÜCKSGRIFF
     
    LEBEN IM PARADIES
     
    Sehr geehrter Herr Rottweiler,
    nachdem Sie der erste Mann in meinem Leben sind, für den ich mir die ganze Nacht um die Ohren geschlagen habe, möchte ich Ihnen mitteilen, dass der Kirchturm 19 Meter hoch ist. Der Zaun des trapezförmigen Baugrundes ist meiner Meinung nach 24 Meter lang. Die Zufahrt Z kann man durch zwei Trapeze errechnen, die in diesem Fall je 55 Meter Fläche haben, die Zufahrt selbst ist also fünf Meter breit. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir die Lösungen bestätigen würden, denn ich möchte meine Tochter mit der positiven Nachricht wecken, dass ich die Matheaufgaben verstanden habe.
    Mit freundlichen Grüßen
Juliane Hempel
     
    PS: Es tut mir leid, dass ich nicht auf dem Elternsprechtag war, aber es gibt Menschen, die haben einen tagesfüllenden Beruf.

GESCHÄFTSFÜHRERIN JULIANE HEMPEL
     
    VILLEN, HÄUSER, EIGENTUMSWOHNUNGEN, LIEGENSCHAFTEN UND PRIVATE RESIDENZEN
     
    So. Dem habe ich es gegeben. Hastig scanne ich alle meine Berechnungen und Zeichnungen und schicke die E-Mail ab. Ich bin eine liebende Mutter, die für ihr Junges kämpft !
    So einfach lasse ich mich nicht beiseiteschieben! Christianes geistige Kapazitäten mögen begrenzt sein, meine sind es nicht !
    Ein Blick auf die Uhr: 6 Uhr 18. Noch ein paar Minuten, dann muss ich mein armes, unschuldiges Kind aus den süßesten Träumen reißen.
    Während ich mir in der Morgendämmerung einen Kaffee mache, meldet sich auch schon mein Computer: Sie haben Post. Nervös reibe ich mir die Hände und lasse mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen.
    »So, Rottweiler. Bist du also auch schon wach. Ich bin noch wach, nur dass du es weißt!« Mit einem Plong öffnet sich die neue Mail, und ich lese:
    Sehr geehrte Frau Hempel,
     
    es freut mich, dass Sie sich in die Mathematikaufgaben Ihrer Tochter vertieft haben, und ich kann Ihnen hiermit die Richtigkeit Ihrer Lösungen bestätigen. Allerdings muss ich Sie darauf hinweisen, dass es nicht üblich ist, die Leistungen einer Mutter, sondern die des Schülers selbst zu bewerten. Dazu lasse ich zweimal pro Halbjahr Tests schreiben, die die Kinder in Abwesenheit ihrer Eltern und somit selbstständig und ohne fremde Hilfe ausführen. Leider ist der Lerneifer Ihrer Tochter Fanny nicht ganz so ausgeprägt wie der Ihre, aber ich hoffe, Sie können Ihre Tochter noch motivieren, sich der spannenden Materie der Geometrie zu widmen.
     
    Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Rottmeier
     
     
    PS: Nach einem Blick ins Klassenbuch habe ich mich davon überzeugt, dass Hempel Ihr wirklicher Name ist, aber keine Sorge, ich werde nicht unter Ihr Sofa schauen.
    Jetzt werde ich langsam wütend. Der heißt gar nicht Rottweiler? Aber warum hat Fanny mir das nicht gesagt? Rottmeier heißt der, das ist ja etwas völlig anderes!
    Ich wecke mein Kind und sage ihr als Erstes, wie hoch der Kirchturm ist. Dann berichte ich erfreut von meinem neuesten Brieffreund.
    Fanny ist total entsetzt.
    »Du hast ihm geschrieben ? Mama, jetzt kann ich dem nie wieder unter die Augen treten!«
    Ich bin bestürzt. Ich wollte meinem Kind doch nur helfen!
    »Aber natürlich kannst du ihm unter die Augen treten … Ich meine, der ist doch total nett …«
    Sie schüttelt den Kopf. »Mama, du hast sie nicht mehr alle. Der Mann bringt mich um!« Sie verzieht das Gesicht, als wolle sie jeden Moment losheulen.
    Ich schlucke. Als ich sehe, wie sie da am Frühstückstisch sitzt, mit ihren zerstrubbelten Haaren und den weichen Wangen, die noch Kopfkissenabdrücke aufweisen, könnte ich gleich selbst losweinen. Die durchwachte Nacht und der Stress der letzten Tage sitzen mir in den Knochen. Ich greife nach ihrer Hand, die ihr Schmusekissen mit der Aufschrift »Ohne dich ist alles doof« umklammert.
    »Ich … ach, liebster Schatz, ich wollte doch nicht …«
    Mit einer brüsken Bewegung entreißt sie mir ihre Hand und hält sich das Kissen wie einen Schutzschild vor die Brust.
    »Du hast alles versaut!«
    »Nein, das siehst du zu schwarz, der Mann hat Humor …«
    »Hat er nicht !«
    »Hat er wohl !« Ich muss glucksen, wenn ich daran denke, dass ich ihn mit »Sehr geehrter Herr Rottweiler« angeredet habe. Wie cool er den Ball

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