Herzgrab: Thriller (German Edition)
welcher Beziehung stand König zu den Del Vecchios? Da sollten wir nachhaken. Womöglich sind wir knapp davor, Teresa zu finden « , sagte er, obwohl er nur diesen einen leisen Verdacht hatte.
» Ein Womöglich ist mir zu wenig « , antwortete sie. » Eure Dienstreise war schon gestern Abend zu Ende. In dieser Zeit habt ihr weiß Gott genug angerichtet. «
Seelenruhig hatte Lisa sich Gerinks Bericht über ihren Einbruch in die Familiengruft der Del Vecchios, den Gebrauch von Scatozzas Waffe und Lyashenkos, Königs und Salvatores Tod angehört. Dass König beinahe Elena und Monica erstochen hatte, war eines der Details, das ihr besonders naheging.
» Du hattest recht « , sagte sie. » Es war ein Fehler, dich mit Dino nach Italien zu schicken. «
» Aber wir haben mehr herausgefunden als die lahmarschigen Carabinieri. Gib uns noch einen Tag und … «
» Damit ihr den Rest der Florentiner umlegen könnt? « , unterbrach sie ihn. » Zuerst willst du nicht nach Italien fahren, dann willst du nicht zurück. «
» Die Lage hat sich geändert, wir könnten … «
» Zu spät. Mittlerweile ist es eine politische Entscheidung geworden, die ich nicht mehr allein treffen kann. Wir sehen uns am späten Nachmittag. Ihr schreibt euren Bericht, danach kläre ich mit unserer Staatsanwaltschaft, wie das BKA in dieser Angelegenheit weiter vorgeht. « Sie legte auf.
Nun war Teresa also nur noch eine bloße Angelegenheit, dachte er bitter. Bald nur noch ein Aktenvermerk in einem staubigen Ordner. Gerink konnte sich nicht erinnern, dass er einen Fall jemals so persönlich genommen hatte.
Elena kam mit nassen Haaren und einem unter den Achseln zusammengebundenen Handtuch aus dem Bad. » Wie ist mein Schwesterherz gelaunt? «
Er warf das Handy aufs Bett. » Giftig wie eine Kobra. «
» Hat sie euch von dem Fall abgezogen? «
Gerink gab keine Antwort. Er starrte auf die grauen Hausdächer.
Sie näherte sich ihm von hinten, legte ihm die Hände auf die Schultern und begann, seinen Nacken zu massieren. » Woran denkst du? «
» Zenobia ist doch kein italienischer Vorname « , überlegte er laut.
» Richtig, Herr Entführungsspezialist « , antwortete sie. » Zenobia ist ein polnischer Name. «
Das klang merkwürdig; aber Elena sollte es schließlich wissen.
» Wir müssen nach Wien zurück. Aber du könntest einen Tag länger hierbleiben, um eine Spur zu Teresa zu finden. «
» Ich brauche zumindest einen Anhaltspunkt, und den haben wir nicht. «
Sie hatte recht. » König ist unsere einzige Spur gewesen « , seufzte er. » Trotzdem … Dino wird allein nach Wien fahren. Ich bleibe hier. « Er drehte sich um und blickte Elena in die Augen.
» Okay « , sagte sie. » Gemeinsam finden wir Teresa. «
Auf der Wachstube der Carabinieri trafen sie Scatozza. Er hatte die Nacht in einem Gästezimmer in Beatrice’ Villa in Florenz verbracht und Monica am Morgen zum Revier begleitet. Er war ebenso wenig begeistert von der Idee wie Gerink, den Fall an die italienischen Behörden abzugeben.
Der Tag verging mit erneuten Gesprächen, einem Besuch in Lyashenkos Wohnhaus und im Del-Vecchio-Museum, wo die Spurensicherung noch arbeitete. Weil Gerink und Scatozza unmissverständlich auf Kooperation drängten, erhielten sie vom Maresciallo sogar einige Informationen, die die Italiener in den letzten zwölf Stunden über Viktor König zusammengetragen hatten. Allerdings waren die Daten nicht gerade aufschlussreich. König stammte aus einem preußischen Adels- und Militärgeschlecht. Sein Vater war als junger Mann in den frühen Fünfzigerjahren am Aufbau des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR beteiligt gewesen, und König war in seine Fußstapfen getreten. Nach dem Mauerfall wurde er wegen Beteiligung an einigen Mordanschlägen gesucht, tauchte unter und setzte seine unrühmliche Karriere als » Freelancer « fort. Er hatte eine Frau, die jedoch mit einem Italiener durchgebrannt war. Gerink hätte es ihm nicht verdenken könnten, wenn König – genauso wie er – die Italiener hassen gelernt hatte. Nun lag Königs Leiche im Keller der Gerichtsmedizin in Florenz neben der von Lyashenko und Del Vecchio, wo sie abends obduziert werden sollte.
Am späten Nachmittag unterzeichneten Gerink und Scatozza schließlich die zweisprachigen Protokolle. Ihnen wurden die Pässe und die Waffe ausgehändigt, allerdings ohne Magazin. Damit war ihr Auslandsaufenthalt offiziell beendet. Für alles, was sie jetzt noch anstellten, würden sie sich
Weitere Kostenlose Bücher