Herzgrab: Thriller (German Edition)
«
» Was ist? « , drängte Gerink.
» Ich mach ja schon. Halt ruhig! « , knurrte Scatozza.
» Ich bin ruhig! Du zitterst wie ein nasser Chihuahua im Wind. «
» He, seid doch mal leise! « , rief Elena. » Ja, ich bin noch dran. Wer ist der Eigentümer des Grundstücks? « Unvermittelt schmunzelte sie. » Nun eignen Sie sich ja doch als Juniorpartner, wie ich es scherzhaft vorgeschlagen hatte … Wie geht es übrigens Ihrer Tochter? Was? Sie ist jetzt sogar bei Ihnen? Darf ich sie kurz sprechen … «
Gerink schielte zur Tür. Soeben waren Schritte im Gang zu hören gewesen. » Elena, beeil dich! « , zischte er.
Sie riss die Augen auf und warf ihm einen Blick zu, wie sie es immer tat, wenn sie nicht unterbrochen werden wollte.
Im nächsten Moment war sie wieder freundlich. » Hallo, hier spricht Elena Gerink, ich … « Sie lauschte. » Ihr Vater hat Ihnen also alles gesagt. Es ist wohl das Beste, mit offenen Karten zu spielen. Es tut mir leid, dass ich Sie im Auktionshaus angelogen habe, aber ich konnte den Namen meines Klienten nicht preisgeben … Ich möchte Sie bloß noch um einen Gefallen bitten … Ja, schon wieder « , seufzte sie. » Versuchen Sie, sich an Salvatore Del Vecchios Vernissage vor fünf Jahren in Wien zu erinnern. Seine Frau Isabella und Franco Citti waren anwesend. Aber auch Thomas Dunek, nicht wahr? Ja, es ist wichtig! Hatten Sie den Eindruck, dass Dunek und Isabella sich gut verstanden oder vielleicht sogar schon länger kannten? « Sie hörte angespannt zu, ohne eine Miene zu verziehen.
Scatozza saß tatenlos neben Gerink und lauschte ebenfalls.
» In der Zwischenzeit könntest du ruhig weiter versuchen, meine Handschellen zu öffnen « , flüsterte Gerink.
» Der Dietrich ist abgebrochen. Die Spitze steckt im Schloss. «
» Du Blödmann! «
Scatozza hatte noch nie gut mit dem Pick-Set umgehen können. Es wäre besser gewesen, Elena hätte es versucht.
Schließlich bedankte sie sich und legte auf.
» Scheinst eine nette Freundschaft mit der Frau geschlossen zu haben « , sagte Gerink.
» Es ist eher ein Nichtangriffspakt « , erwiderte Elena. » Uns fehlt eine dritte Frau, gegen die wir uns verbünden können. « Sie baute sich triumphierend vor Gerink auf, der noch immer als Einziger gefesselt auf der Couch saß. » Was ist? Los, macht hin, ihr beiden! « , rief sie.
Gerink stieß genervt die Luft raus. Scatozza griff zum Set und fummelte mit einer neuen Nadel die abgebrochene Spitze aus dem Schloss.
In der Zwischenzeit lief Elena zur abgesperrten Tür des Salons und lauschte. » Da draußen ist sicher jemand postiert. «
» Eher zwei « , sagte Gerink. » Was hast du …? Au! Pass doch auf! « Er verzog das Gesicht. » Was hast du erfahren? «
» Halt still! « , knurrte Scatozza.
» Thomas Dunek war auf der Vernissage. Dort hat er Isabella offiziell kennengelernt. « Beim Wort » offiziell « deutete sie mit den Fingern Gänsefüßchen an. » Was auf die damalige Vizedirektorin von Rinaldi’s allerdings ziemlich intim gewirkt hat. Soweit sie weiß, studierte Dunek früher genauso wie Isabella an der Luttenberg Akademie, obwohl er heute Manager und Börsenspekulant ist. Laut Grundbuch gehört ihm das Grundstück, auf dem die Del-Vecchio-Galerie steht. Bestimmt hat er sie gegründet, möglicherweise aus Verehrung für Isabella oder um einfach nur in ihrer Nähe zu sein. «
» Oder um seinem Rivalen näher zu sein « , ergänzte Gerink.
» Das würde auch erklären, warum er das Museum nach ihrem Tod schließen und verkommen ließ, ohne Sicherheitsvorkehrungen, und die wertvollen Gemälde sich selbst überließ, als interessierte ihn nur noch eines – grausame und blutige Rache! «
Endlich gelang es Scatozza, die Handschellen zu öffnen. Er steckte die Teile des Pick-Sets, die noch heil waren, wieder ein. » Falls du recht hast, ist dieser Dunek mindestens genauso geisteskrank wie Zenobia. In Wahrheit hat natürlich er das Gemälde von seiner Geliebten in Auftrag gegeben. «
» Das muss Salvatore ziemlich merkwürdig vorgekommen sein « , vermutete Elena. » Welcher Künstler malt schon seine eigene Frau für einen Millionär? Darum hat er den Auftrag abgelehnt, und als er seiner Frau davon erzählte, reagierte sie vielleicht eigenartig. «
Gerink runzelte die Stirn.
» Na ja, wie Frauen eben reagieren « , antwortete Elena. » Sie ist vielleicht rot geworden, hat sich unnatürlich verhalten oder versprochen. Das hat Salvatores Verdacht geweckt, und er begann
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