Herzgrab: Thriller (German Edition)
wurde zwar eingeladen … aber ich kann nicht. «
» Nicht doch. « Elena rückte näher und griff nach Monicas Hand. Sie war eiskalt. » Natürlich können Sie. «
» Dieser ganze Rummel macht mich krank. Man wird mich erkennen, und die bohrenden Fragen werden mich umbringen … «
» Nichts von alldem … «
Monica sah hoch. » Übernehmen Sie die Suche nach meinem Vater? «
» Ja, und ich beginne damit, dass ich Sie morgen zur Versteigerung begleite. «
Einen Monat vorher
Teresa Del Vecchio öffnete die Augen, aber das grelle Licht fuhr ihr schmerzhaft durch den Kopf, sodass sie die Lider gleich wieder schloss. Allerdings verschwanden die Schmerzen dadurch nicht.
Der Druck, der sich wie ein Bohrer hinter ihren Schläfen in den Schädel schraubte, drohte ihren Kopf zu sprengen.
Wo war sie?
Sie registrierte den Geruch von Chloroform. Sie kannte diesen intensiven Gestank von ihrer Tätigkeit im Krankenhaus. Er haftete an ihren Wangen, Lippen und Kleidern.
Ihr Magen rebellierte. Sie würgte und wollte sich aufsetzen, um den galligen Geschmack im Rachen auszuspucken, doch sie hatte keine Kraft.
Tief durchatmen. Bloß keine Panik! Lass die Augen geschlossen und atme langsam durch. Alles wird wieder gut.
Würde es das werden?
Merkwürdigerweise dachte sie an einen Song von den Cranberries, der ihr im Kopf herumspukte. Warum ausgerechnet der?
What’s in your heeeaaaeeed,
in your heeeaaaeeed,
zombie, zombie, zombie …ie …ie?
Diese Zeilen waren das Einzige, woran sie sich erinnern konnte. Bestimmt hatte sie den Song kürzlich gehört, und nun saß er als Ohrwurm in ihrem Kopf fest – gemeinsam mit den Schmerzen.
Wo gehört?
Sie zermarterte sich das Gehirn. Schlagartig entstand eine Assoziationskette, die wie eine Dominoreihe umfiel: Cranberries … CD … Autoradio … italienischer Radiosender … Grenzübergang. Plötzlich wusste sie, was geschehen war. Sie hatte in ihrem ehemaligen Kinderzimmer in der Toskana geduscht und war aus dem Bad gekommen. Die blaue Schwellung an Robertos Stirn! Der dünne Blutfaden im Genick! Die blutige Decke. Die Nagelschere in seinem Nacken! Sie hatte fliehen wollen, doch jemand war aus dem begehbaren Schrank gekommen … Danach setzte ihre Erinnerung aus. Sie fühlte nur noch Schmerzen.
Befand sie sich immer noch in ihrem Elternhaus in San Mic hel e? Erneut versuchte sie, sich aufzusetzen. Erfolglos. Sie öffnete die Augen und blinzelte ins Licht. Der grelle Schein schnitt ihr wie ein Sägeblatt durch den Schädel. Trotzdem sah sie ins Licht. Die Lampe musste sich unmittelbar über ihrem Kopf befinden. Hinzu kam das Gefühl, als drehte sich der Raum langsam im Uhrzeigersinn.
Da bemerkte sie den Schweiß auf ihrer Stirn. Er lief ihr in einem kleinen Rinnsal über die Schläfe in die Ohrmuschel, wo er sich sammelte. Für einen Moment entstand ein hässlicher Druck in ihrem Ohr wie bei der Landung eines Flugzeugs.
Verdammt! Sie musste von hier weg.
Sie umklammerte die metallene Kante des Betts, auf dem sie lag, und versuchte, sich hochzustemmen. Es war zwecklos. Ihre Arme lagen bleiern an der Seite. Sie konnte weder Arme noch Beine oder Kopf bewegen.
» Hilfe … « , krächzte sie.
Ihre Stimme klang so kraftlos, fremd und weit entfernt, dass bestimmt niemand kommen würde, weil sie ihren Ruf ja selbst kaum hörte.
» Hilfe … «
Mund und Rachen waren entsetzlich trocken. Sie hatte das Gefühl, als wäre ihre Zunge dicker als sonst, und sie müsste daran ersticken. Wieder würgte sie.
Bestimmt war sie noch in der Toskana. Niemand würde sie verstehen.
» Aiuto! Aiuto! « , presste sie hervor.
Die Schmerzen im Kopf blieben, ebenso die Krämpfe im Magen, doch langsam stellte sich ihr Blick scharf. Das Licht stammte von einer Glühlampe unter einem rostigen Blechschirm, der etwa einen Meter über ihr von der Decke baumelte. Das Drehen des Zimmers beruhigte sich etwas. Sie konnte den Kopf zwar nicht wenden, doch wenn sie zur Seite schielte, sah sie, dass der unverputzte Raum nicht größer als drei oder vier Quadratmeter war. Wohin hatte man sie verschleppt?
Kein Fenster.
Möglicherweise befand sie sich in einem Keller. An der Wand stand eine Werkbank mit mehreren Schubladen. Aus einer Nierenschale ragten das Ende eines Kunststoffschlauchs, eine Kanüle und der Griff eines Skalpells. Verflucht, warum hatte sie nur hingesehen? Das alles wirkte wie der Albtraum eines Wahnsinnigen. Trotzdem blickte sie noch einmal hin. Neben der Schale lehnte ein Handspiegel.
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