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Herzgrab: Thriller (German Edition)

Herzgrab: Thriller (German Edition)

Titel: Herzgrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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einem stumpfen Gegenstand ausgeführt oder von einem Faustknöchel mit der Härte eines Schlagrings. Durch den Aufprall wurde das Gehirn so schwer erschüttert, dass es zu Verletzungen der Blutgefäße kam, was zur sofortigen Bewusstlosigkeit führte. Die Computertomografie zeigt keine Knochenbrüche oder Verletzungen der Schädeldecke. Wäre es nur bei diesem Schlag geblieben, ohne tödlichen Stich mit der Nagelschere, wären als Spätfolgen der Prellung vermutlich eine Gehirnblutung, ein postkontusionelles Syndrom oder ein bleibender Ausfall der Gehirnnerven eingetreten.
    Gerink fragte sich, wie dieser robuste und breit gebaute Mann so einfach hatte überwältigt werden können. Weder auf dem Teppich noch auf dem Steinboden waren Schleif- oder Blutspuren gefunden worden. Teresas Entführer musste den Koloss also an der Eingangstür bewusstlos geschlagen, von dort quer durchs Zimmer bis zum Bett geschleppt, auf die Matratze gehievt und dort ermordet haben.
    Die Fotos von Robertos Kopfwunde zeigten, dass der Schlag nicht wahllos, sondern gezielt gegen das sensitive Nervenzentrum ausgeführt worden war. Ebenso der kraftvolle Stich mit der Nagelschere in den Nacken.
    Die Scherenblätter drangen exakt zwischen dem Okziptialknochen und dem ersten Halswirbel in den Körper ein. Dort wurde die Medulla oblongata verletzt, das verlängerte Mark, jener Teil des zentralen Nervensystems, wo die lebenswichtigen Zentren für Atmung und Kontrolle des Blutkreislaufs liegen. Um dort hinzukommen, musste der Kopf nach vorn gebeugt werden. Der Spalt ist eng, und es musste enorm viel Kraft aufgewendet werden, um dort einzudringen.
    Die Schere hatte also das Rückenmark durchtrennt und damit denselben Effekt erzielt, als hätte man Roberto in den Mund geschossen. Allerdings war diese Methode eleganter gewesen, und Gerink sah das Bild eines Matadors vor sich, der dem Stier mit seiner Klinge den letzten tödlichen Stich in den Nacken versetzte.
    Als das Dienstmädchen Robertos Leiche gefunden hatte, wurde Teresa bereits vermisst – und das während einer Trauerfeier, die am selben Tag mit etwa hundert Gästen in der Kapelle auf dem Grundstück stattgefunden hatte. In den Protokollen wurde der Name des Verstorbenen mit keinem Wort erwähnt, aber auch den würde Gerink noch erfahren. Allerdings fand er in den Aussagen einiger Bediensteter den Hinweis auf einen glatzköpfigen Mann mit breiten Schultern, der anscheinend kein Mitglied der Gesellschaft gewesen war. Das Personal hatte den Mann im Treppenhaus aber nur kurz von hinten gesehen, weshalb kein Phantombild angefertigt werden konnte. Sie suchten also nach einem kräftigen Glatzkopf, der genau wusste, wie man jemanden effizient außer Gefecht setzte.
    Je länger Scatozza und Cristina sich unterhielten, umso weicher wurde Scatozzas Stimme. Manchmal lachte er sogar etwas schäbig, und bei diesem Lachen kam Gerink die Galle hoch. Dino, mach deinen Job und lass deinen Schwanz in der Hose.
    Er sah sich im Zimmer um. Die Balkontür war gekippt, die Vorhänge wehten im Wind. Der Geruch von Putzmitteln und Mottenkugeln lag in der Luft. An der Decke drehten sich Traumfänger und Holzmobiles im Luftzug. Die Tür zum begehbaren Schrank stand offen. Das blaue Himmelbett schien unbenutzt, ebenso der Kommodentisch mit der Spiegelablage. Neben einem Schminkset lag eine Packung Kleenex. Laut Protokoll der Telefonzentrale hatte Teresa noch Zeit gehabt, über ihr Handy die internationale Notrufnummer 112 zu wählen.
    Samstag, 24. April, 16.11 Uhr:
    » Hier spricht Teresa Del Vecchio … Ich bin in San Michele und … «
    Pause.
    » Pronto? «
    Danach folgte ein Schrei, und kurz darauf wurde die Verbindung unterbrochen. Die Beamten fanden das Handy unter dem Bett. Laut Telefonliste waren damit bis auf den Notruf nur Gespräche mit Teresas Nichte Monica in Wien geführt worden.
    Die Spurensicherung hatte sowohl auf Bett und Teppichboden als auch im großen Kleiderschrank Rückstände von Chloroform entdeckt. Aber keine fremden Fingerabdrücke.
    Handelsübliches Trichlormethan, 0,7% Ethanolanteil, 119,35 g/mol, 1,47 g/cm3
    Möglicherweise hatte sich der Entführer im Schrank versteckt. Weshalb aber hatte er sich mit der Entführung so lange Zeit gelassen, dass Teresa noch die Gelegenheit blieb, ein Telefonat zu führen? Vielleicht war er ein Spanner und hatte sie durch die Lamellen des Schranks beobachtet. Demnach müsste sich Teresa im Badezimmer befunden haben.
    Gerink warf einen Blick ins Bad. Weiße

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