Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch
Buntglasfenstern sehen sie aus wie winzige gotische Villen. Außen herum verläuft eine Steinmauer mit Wachen und Eisentoren. Reife Kastanien strecken über uns die Äste aus und schwenken ihre letzten goldenen Blätter hin und her.
Diese Stadt ist ruhiger als Paris, aber nicht minder eindrucksvoll.
»Hey, habt ihr gehört, mit was für einem Akzent Anna auf einmal spricht, wenn es um etwas Amerikanisches wie Halloween geht?«, fragt Josh.
»O nein, hab ich überhaupt nicht.«
»Und ob«, bestätigt Rashmi. Sie rückt ihr Bündel auf dem Rücken gerade und biegt hinter Mer in einen weiterführenden Weg ein. Ich bin froh, dass sich meine Freunde hier auskennen, denn ich habe vollkommen die Orientierung verloren. »Ich hab dir doch gesagt, dass du einen Akzent hast.«
»Eigentlich kommt Halloween nicht aus Amerika, sondern eher aus Irland«, wirft St. Clair ein.
»Wirklich?«, frage ich und bin dankbar für die Gelegenheit, unser Pärchen ignorieren zu können.
»Es wurde erst von irischen Einwanderern in die USA gebracht und zum Andenken an ihre europäische Heimat gefeiert. Und von da aus ist es wieder nach Europa zurückgekommen …«
»Du weißt lauter nutzloses Zeug, St. Clair. Gut, dass du so schnuckelig aussiehst«, sagt Josh.
»Ich finde es ganz interessant«, mischt sich Mer ein.
St. Clair lächelt. »Und weil mit Halloween ursprünglich der Abend vor Allerheiligen gemeint war und da an Allerheiligen ja der Toten gedacht wird, passt dieser Ort hier doch ganz gut, findet ihr nicht? Oder …« Er dreht sich wieder zu mir um. »Wärst du lieber auf der Party im Wohnheim? Ich hab gehört, Dave Higgenbums bringt seine Bierbong mit.«
»Higgenbaum.«
»Higgenbums. Sag ich doch.«
»Ach, lass ihn in Ruhe. Außerdem haben wir immer noch reichlich Zeit, zur Party zu gehen, wenn der Friedhof schließt.« Ich verdrehe die Augen bei dem Wort »Party«. Keiner von uns hat vor hinzugehen, auch wenn ich Dave gestern beim Mittagessen etwas anderes erzählt habe.
St. Clair stupst mich mit einer großen Thermosflasche an. »Vielleicht bist du ja bloß sauer, weil er dann nicht dazu kommt, dich mit seinem beeindruckenden Wissen über illegale Straßenrennen zu umwerben.«
Ich muss lachen. »Hör schon auf.«
»Und wie ich höre, besitzt er auch einen ganz ausgezeichneten Filmgeschmack. Vielleicht nimmt er dich zu einer Mitternachtsvorführung von Scooby Doo 2 mit.«
Ich versuche ihm mit meiner Tasche eins überzubraten, doch er weicht lachend zur Seite aus.
»Ah! Hier!«, ruft Mer, die gerade das passende Fleckchen Grün entdeckt hat. Sie breitet eine Decke auf dem kleinen Rasenstück aus, während Rashmi und ich winzige Äpfel, Schinkensandwiches und Stinkekäse aus unseren Rucksäcken holen. Josh und St. Clair spielen Fangen zwischen den Grabsteinen in der Nähe. Sie erinnern mich an die kleinen französischen Schuljungen, die ich immer in unserem Viertel sehe. Es fehlen nur noch die einheitlichen Wollpullis.
Mer gießt uns allen Kaffee aus St. Clairs Thermosflasche ein. Ich nippe zufrieden daran und genieße die angenehme Wärme, die durch meinen Körper strömt. Früher fand ich Kaffee bitter und eklig, aber jetzt trinke ich wie alle anderen mehrere Tassen am Tag. Wir stürzen uns auf das Essen und wie durch Zauberei sind die Jungs plötzlich zurück. Josh lässt sich im Schneidersitz neben Rashmi nieder, während St. Clair zwischen mich und Meredith schlüpft.
»Du hast Laub im Haar.« Mer kichert und zieht eines der braunen Blattskelette aus St. Clairs Wuschelkopf. Er nimmt es, zerbröselt es und pustet es in ihre Locken. Sie lachen und mein Magen zieht sich zusammen.
»Vielleicht solltest du Die Mütze aufsetzen«, schlage ich vor. Bevor wir aufgebrochen sind, hat er mich gebeten, sie zu tragen. Ich werfe ihm meine Tasche in den Schoß, vielleicht ein wenig zu kräftig. St. Clair stöhnt auf und beugt sich ruckartig vor.
»Pass auf.« Josh beißt in einen hellroten Apfel und spricht mit vollem Mund. »Er hat Teile da unten, die du nicht hast.«
»Wow, Teile«, entgegne ich. »Wie spannend. Erzähl mir mehr davon.«
Josh grinst mitleidig. »Tut mir leid. Das ist streng vertraulich. Nur Leute mit Teilen dürfen über besagte Teile Bescheid wissen.«
St. Clair schüttelt sich das restliche Laub aus den Haaren und setzt Die Mütze auf. Rashmi verzieht das Gesicht. »Ist das dein Ernst? Heute? In aller Öffentlichkeit?«, fragt sie.
»Jeden Tag«, antwortet er. »Solange ihr nur bei mir seid.«
Sie
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