Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch
schnaubt verächtlich. »Was macht denn Ellen heute Abend?«
»Uah. Ellie geht auf irgend so eine furchtbare Kostümparty.«
»Magst du deine Kostümpartys?«, will Mer wissen.
»Ich mag keine Kostüme.«
»Nur Mützen«, ergänzt Rashmi.
»Ich wusste gar nicht, dass irgendjemand außerhalb der SOAP Halloween feiert«, werfe ich ein.
»So viele sind es gar nicht«, sagt Josh. »Die Ladenbesitzer haben vor ein paar Jahren versucht, Geld damit zu machen. Hat sich aber nicht durchgesetzt. Aber gib einem Collegemädchen die Gelegenheit, sich als nuttige Krankenschwester zu verkleiden, dann nutzt sie sie auch.«
St. Clair bewirft Josh mit einem großen Stück Ziegenkäse und trifft klatschend seine Wange. »Blödmann. Sie geht nicht als nuttige Krankenschwester.«
»Nur als ganz normale?«, frage ich mit gespielter Unschuld. »Mit tiefem Ausschnitt und richtig großen Brüsten?«
Josh und Rashmi biegen sich vor Lachen und St. Clair zieht sich Die Mütze über die Augen. »Uaaahh, ich hasse euch alle.«
»Hey.« Meredith klingt gekränkt. »Ich hab nichts gesagt.«
»Uaaahh, ich hasse euch alle außer Mer.«
Eine kleine Gruppe amerikanischer Touristen steht unschlüssig hinter uns. Sie machen einen verwirrten Eindruck. Ein bärtiger Typ um die zwanzig macht den Mund auf und will etwas sagen, aber Rashmi kommt ihm zuvor. »Zu Jim Morrison geht’s da lang.« Sie zeigt den Weg hinunter. Der Bärtige lächelt erleichtert, bedankt sich und sie ziehen weiter.
»Woher wusstest du, was sie wollen?«, frage ich.
»Sie wollen alle das Gleiche.«
»Wo sie doch eigentlich nach Victor Noir suchen sollten«, sagte Josh. Alle lachen.
»Nach wem?« Es ist frustrierend, im Dunkeln zu tappen.
»Victor Noir. Er war ein Journalist, der von Pierre Bonaparte erschossen wurde«, erklärt St. Clair, als würde ich dadurch schlauer. Er zieht sich Die Mütze von den Augen. »Die Statue auf seinem Grab soll helfen … der Fruchtbarkeit.«
»Sein Teil ist blank gerieben«, lässt mich Josh wissen. »Soll Glück bringen.«
»Warum reden wir schon wieder über Teile?«, beschwert sich Mer. »Können wir nicht mal über was anderes reden?«
»Echt?«, frage ich. »Ein glänzendes Teil?«
»Sehr glänzend«, antwortet St. Clair.
»Also das muss ich mir ansehen.« Ich stürze meinen Kaffeerest hinunter, wische mir die Brotkrümel vom Mund und springe auf. »Wo ist dieser Victor?«
»Ich zeig ihn dir.« St. Clair hüpft auf die Füße und rennt los. Ich laufe ihm nach. Er rast durch eine kahle Baumgruppe und ich stürme hinter ihm durch die Zweige. Wir lachen beide, als wir wieder auf dem Weg landen und geradewegs in einen Wächter hineinlaufen. Er sieht uns unter seiner Uniformmütze tadelnd an. St. Clair schenkt ihm ein engelhaftes Lächeln und zuckt nur mit den Achseln. Der Wächter schüttelt den Kopf, lässt uns aber weitergehen.
St. Clair kann sich einfach alles erlauben.
Wir spazieren übertrieben gemächlich weiter und er zeigt auf ein Grab, an dem lauter fotografierende Leute stehen. Wir halten uns im Hintergrund und warten, bis wir an der Reihe sind. Eine magere schwarze Katze schießt hinter einem mit Rosen und Weinflaschen übersäten Altar hervor und verschwindet im Gebüsch.
»Also das fand ich jetzt relativ gruselig. Happy Halloween.«
»Wusstest du, dass dreitausend Katzen auf diesem Friedhof leben?«, fragt St. Clair.
»Klar. Hat mein Hirn unter ›Katzen, Paris‹ gespeichert.«
Er lacht. Die Touristen ziehen zur nächsten Fotogelegenheit weiter und wir gehen beide lächelnd zu Victor Noir. Seine Statue ist lebensgroß und liegt flach auf dem Boden über seinem Grab. Die Augen sind geschlossen, sein Zylinder steht neben ihm. Und obwohl die mit graugrüner Patina überzogene Figur vollständig angezogen ist, hat seine Hose eine bemerkenswerte Wölbung, die tatsächlich so abgerieben ist, dass man die blanke Bronze sehen kann.
»Darf ich mir wieder was wünschen, wenn ich ihn berühre?«, frage ich und denke dabei an Point Zéro.
»Leider nein. Victor ist nur für Fruchtbarkeit zuständig.«
»Mach schon. Reib daran.«
St. Clair weicht zurück und landet fast in einem anderen Grab. »Nein, danke.« Er lacht erneut. »Auf die Art Problem kann ich gut verzichten.« Mein eigenes Lachen bleibt mir im Halse stecken, als ich begreife, was er meint. Vergiss es, Anna. Das sollte dich nicht kümmern. Lass ihn nicht merken, dass es dich kümmert.
»Na gut. Wenn du ihn nicht anfassen willst, tu ich es. Die Gefahr
Weitere Kostenlose Bücher