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Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch

Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch

Titel: Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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still.
    Ich setze mich neben ihn auf die Bank. Es ist eine Gedenkstätte für Antoine de Saint-Exupéry, der Der kleine Prinz geschrieben hat. Er ist bei einem Flugzeugabsturz gestorben, daher gibt es wahrscheinlich keine Überreste für ein Grab unten in der Krypta. Ich sehe zu, wie die Besucher die Fresken fotografieren. Ich sehe dem Wächter zu, der uns vorher zurechtgewiesen hat. Ich sehe nicht zu St. Clair.
    Schließlich hebt er den Kopf. Seine Stimme klingt ruhig. »Sollen wir versuchen, irgendwo einen Truthahn zum Abendessen zu bekommen?«
    Um etwas Passendes zu finden, müssen wir erst stundenlang Speisekarten lesen. Die Suche wird zu einem Spiel, einer Mission, in die wir uns vertiefen. Wir müssen den Mann in der Krypta vergessen. Wir müssen vergessen, dass wir nicht zu Hause sind.
    Als wir endlich ein Restaurant entdecken, das ein »amerikanisches Thanksgiving-Dinner« anpreist, jubeln wir und ich führe einen Siegestanz auf. Den Oberkellner scheint unsere Begeisterung zu beunruhigen, aber er gibt uns trotzdem einen Tisch. »Hervorragend«, sagt St. Clair, als der Hauptgang serviert wird. Er erhebt lächelnd sein Sprudelglas. »Ich trinke darauf, dass wir ein richtiges Truthahnessen in Paris gefunden haben.«
    Ich lächle zurück. »Auf deine Mom.«
    Sein Lächeln verschwindet einen Moment lang und kehrt danach sanfter zurück. »Auf Mum.« Wir stoßen an.
    »Also, ähm. Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst, aber wie geht es ihr denn?« Die Wörter purzeln aus mir heraus, bevor ich sie aufhalten kann. »Ist sie erschöpft von der Strahlentherapie? Isst sie genug? Ich hab gelesen, wenn man sich nicht jeden Abend eincremt, kann man Verbrennungen bekommen, und ich hab mich gefragt …« Ich verstumme, als ich seinen Gesichtsausdruck bemerke. Er sieht aus, als wären mir Stoßzähne gewachsen. »Tut mir leid. Ich bin zu neugierig, ich höre sofort …«
    »Nein«, unterbricht er mich. »Das ist es nicht. Es ist bloß … Du bist die Erste, die irgendeine Ahnung davon hat. Wieso … Woher weißt du …?«
    »Oh. Ähm. Ich habe mir nur Sorgen gemacht, also habe ich ein bisschen recherchiert. Damit ich … Bescheid weiß«, ergänze ich schwach.
    Er schweigt einen Moment. »Danke.«
    Ich blicke auf die Serviette, die auf meinem Schoß liegt. »Doch nicht für so was …«
    »Doch, genau dafür. Das ist nämlich ziemlich viel. Wenn ich versuche, mit Ellie darüber zu reden, hat sie keinen Schimmer …« Er hält sich zurück, als hätte er schon zu viel gesagt. »Egal. Ich danke dir.«
    Ich sehe wieder zu ihm auf und er guckt mich verwundert an. »Keine Ursache«, sage ich.
    Den Rest des Abendessens sprechen wir über seine Mutter. Und als wir das Restaurant verlassen, sprechen wir immer noch über sie. Wir spazieren an der Seine entlang. Es ist Vollmond und die Lampen sind an. St. Clair redet, bis das Gewicht eines ganzen Menschen von ihm abgefallen zu sein scheint.
    Er hält inne. »Das wollte ich nicht.«
    Ich atme tief ein und sauge den angenehmen Geruch des Flusses ein. »Ich bin froh darüber.«
    Wir sind an der Straße angekommen, in die wir einbiegen müssen, wenn wir zum Wohnheim zurückwollen. Er blickt zögernd die Straße entlang und platzt dann heraus: »Lass uns ins Kino gehen. Ich will noch nicht zurück.«
    Mich muss man nicht zweimal darum bitten. Wir finden ein Kino, in dem ein neuer Film gezeigt wird, eine amerikanische Slacker-Komödie, und bezahlen gleich für eine Doppelvorstellung. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so gelacht habe, und St. Clair lacht noch lauter. Es ist zwei Uhr morgens, als wir wieder im Wohnheim sind. Am Empfang ist niemand und bei Nate brennt kein Licht.
    »Ich glaube, wir sind ganz allein im Gebäude«, sagt St. Clair.
    »Dann stört es ja niemanden, wenn ich das hier mache!« Ich springe auf den Empfangstisch und marschiere auf und ab. St. Clair schmettert ein Lied und ich tanze Shimmy dazu. Als er fertig ist, verbeuge ich mich mit einer schwungvollen Handbewegung.
    »Schnell!«, sagt er.
    »Was ist denn?« Ich hüpfe vom Tisch. Ist Nate da? Hat er mich gesehen?
    Aber St. Clair läuft zum Treppenhaus. Er wirft die Tür auf und schreit los. Das Echo ist so laut, dass wir zusammenzucken, und dann schreien wir beide aus Leibeskräften. Es ist total befreiend. St. Clair verfolgt mich bis zum Aufzug und wir fahren rauf aufs Dach. Er bleibt an der Tür stehen, lacht aber, als ich runterspucke und versuche, eine Dessousreklame zu treffen. Es weht ein

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