Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch
sein?«
»Sonnenuntergang, meine kleine katholische Freundin, Sonnenuntergang. Aber«, er sieht Rashmi an, »wir müssen tatsächlich weg, wenn wir rechtzeitig zum Abendessen im Marais sein wollen. Ich stehe tierisch auf die Latkes.«
Sie wirft einen Blick auf die Uhr in ihrem Handy. »Du hast recht. Wir müssen uns beeilen.«
Sie verabschieden sich und wir sind nur noch zu dritt. Ich bin froh, dass Meredith noch da ist. Seit Thanksgiving haben sich die Dinge zwischen St. Clair und mir zurückentwickelt. Ellie ist seine Freundin, und ich bin sein Kumpel, der zufällig ein Mädchen ist, und ich habe das Gefühl, er hat ein schlechtes Gewissen, weil er diese Grenze überschritten hat. Ich selbst habe ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn dazu ermutigt habe. Keiner von uns hat einen Ton über dieses Wochenende verlauten lassen, und obwohl wir bei den Mahlzeiten noch nebeneinander sitzen, ist da jetzt diese Sache zwischen uns. Unsere Freundschaft ist nicht mehr so ungezwungen wie früher.
Zum Glück hat es niemand bemerkt. Glaube ich. Einmal habe ich Josh dabei ertappt, wie er lautlos etwas zu St. Clair sagte und dann mit dem Kopf auf mich zeigte. Ich weiß nicht, was er gesagt hat, aber St. Clair schüttelte daraufhin den Kopf auf eine Weise, die nach »Halt’s Maul!« aussah. Aber es hätte auch wegen sonst was sein können.
Etwas dringt an mein Ohr. »Ist das nicht die Erkennungsmusik von Looney Tunes ?«
Mer und St. Clair spitzen die Ohren.
»Kann sein, ja, ich glaube schon«, sagt St. Clair.
»Vor ein paar Minuten hab ich Love Shack gehört«, wirft Mer ein.
»Dann ist es jetzt offiziell«, stelle ich fest. »Amerika hat Frankreich endgültig verdorben.«
»Können wir jetzt gehen?« St. Clair hält eine kleine Tüte hoch. »Ich bin fertig.«
»Oooh, was hast du denn gekauft?«, fragt Mer. Sie nimmt ihm die Tüte ab und zieht ein feines, schimmerndes Tuch heraus. »Ist das für Ellie?«
»Mist.«
Mer hält inne. »Du hast nichts für Ellie besorgt?«
»Nein, das ist für Mum. Shit.« Er fährt sich mit der Hand durchs Haar. »Macht es euch was aus, wenn wir vor dem Rückweg kurz bei Sennelier reinspringen?« Sennelier ist ein wunderbarer kleiner Laden für Künstlerbedarf, in dem man sich eine Ausrede dafür wünscht, Ölfarben und Pastellstifte kaufen zu können. Mer und ich waren letztes Wochenende mit Rashmi da. Sie hat Josh zu Chanukka ein neues Skizzenbuch besorgt.
»Wow. Herzlichen Glückwunsch, St. Clair«, sage ich. »Du hast heute den Preis für den beschissensten Freund gewonnen. Und ich dachte, Steve wäre übel – habt ihr gesehen, was heute in Analysis passiert ist?«
»Du meinst, als Amanda ihn dabei erwischt hat, wie er Nicole irgendwelche versauten SMS geschickt hat?«, fragt Mer. »Ich dachte, sie rammt ihm gleich ihren Bleistift in den Hals.«
»Ich hatte zu tun«, rechtfertigt sich St. Clair.
Ich schaue ihn kurz an. »Ich wollte dich bloß aufziehen.«
»Du brauchst ja nicht gleich so ein Geschiss darum machen.«
»Hab ich doch gar nicht. Wenn du nicht mal einen kleinen Witz verstehen kannst. Ich dachte, ihr Engländer habt so einen tollen Humor …«
»Du kannst mich mal.« Er entreißt Mer seine Tüte und funkelt mich böse an.
» HEY !«, mischt sich Mer ein. »Es ist Weihnachten. Ho ho ho. Schmückt die Flure. Hört auf zu streiten.«
»Wir haben uns nicht gestritten«, sagen St. Clair und ich wie aus einem Mund.
Sie schüttelt den Kopf. »Jetzt komm, St. Clair hat recht. Gehen wir lieber. Hier gruselt’s mich.«
»Ich finde es ganz hübsch«, entgegne ich. »Außerdem gucke ich mir lieber schöne Bänder als tote Kaninchen an.«
»Nicht schon wieder die Langohren«, sagt St. Clair. »Du bist schon genauso schlimm wie Rashmi.«
Wir kämpfen uns durch die Weihnachtsscharen. »Ich kann gut verstehen, warum sie sich so aufgeregt hat! Wie sie aufgehängt sind, als wären sie an Nasenbluten gestorben. Furchtbar. Arme Isis.« Die Geschäfte in Paris haben sich mit ihren aufwendigen Fensterdekorationen selbst übertroffen und der Metzger bildet keine Ausnahme. Jedes Mal, wenn ich ins Kino gehe, komme ich an den toten Häschen vorbei.
»Falls du es nicht bemerkt hast«, sagt St. Clair, »Isis hockt immer noch quicklebendig im sechsten Stock.«
Wir drängen uns durch die Glastüren auf die Straße. Mit Tüten bepackte Menschen eilen vorbei, und einen Moment lang habe ich das Gefühl, meinen Vater in Manhattan zu besuchen. Dann tauchen die vertrauten Laternenpfähle,
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