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Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch

Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch

Titel: Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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    Die Sorge schwindet allmählich beim Abendessen. Unser Restaurant ist mit Efeu bedeckt und in den Kaminen brennt beschaulich das Holz. Danach schlendern wir zufrieden von dannen, die Bäuche voller Mousse au chocolat. »Gehen wir nach Hause«, sagt St. Clair und bei den Worten schlägt mein Herz höher.
    Nach Hause. Mein Zuhause ist auch seines.
    Als wir ankommen, ist immer noch niemand am Empfang, aber Nate steckt den Kopf aus seiner Tür. »Anna! Étienne!«
    »Hallo, Nate«, antworten wir.
    »Hattet ihr ein schönes Thanksgiving?«
    »Ja, danke, Nate«, antworten wir.
    »Muss ich nachher noch nach euch sehen? Ihr kennt die Regeln. Kein Übernachten in Zimmern des anderen Geschlechts.«
    Mein Gesicht flammt auf und St. Clairs Wangen bekommen Flecken. Er hat recht. Es gibt diese Regel. Eine, die mein Hirn – mein regelverliebtes, regeltreues Hirn – gestern Nacht praktischerweise ausgeblendet hat. Und die vom Aufsichtspersonal ebenfalls ignoriert wird.
    »Nein, Nate«, antworten wir.
    Er schüttelt den rasierten Kopf und zieht sich in seine Wohnung zurück. Kurz darauf öffnet er noch einmal die Tür, wirft eine Handvoll von irgendwas zu uns herüber und knallt sie wieder zu.
    Kondome. O Mann, wie demütigend.
    St. Clairs ganzes Gesicht ist jetzt puterrot, als er die kleinen silbernen Quadrate vom Boden aufhebt und sich in die Manteltaschen stopft. Wir sagen kein Wort und sehen uns nicht einmal an, als wir die Treppe zu meinem Flur hinaufsteigen. Mein Puls wird mit jeder Stufe schneller. Folgt er mir zu meinem Zimmer oder hat Nate jede Chance darauf vermasselt?
    Wir erreichen den Absatz und St. Clair kratzt sich am Kopf. »Äh …«
    »Dann …«
    »Ich ziehe mich zum Schlafen um, ist das okay?« Seine Stimme klingt ernst und er wartet aufmerksam auf meine Reaktion.
    »Ja. Ich auch. Ich … mache mich auch fürs Bett fertig.«
    »Dann sehen wir uns gleich?«
    Ich platze fast vor Erleichterung. »Oben oder hier unten?«
    »Glaub mir, du willst bestimmt nicht in meinem Bett schlafen.« Er lacht, und ich muss mich abwenden, denn genau das will ich, und wie ich das will. Aber ich weiß, was er meint. Mein Bett ist mit Sicherheit sauberer. Ich eile in mein Zimmer und schlüpfe in meine Erdbeerhose und ein T-Shirt vom Atlanta Film Festival. Ich habe nicht vor, ihn zu verführen.
    Als ob ich überhaupt wüsste, wie ich das anstellen sollte.
    Ein paar Minuten später klopft St. Clair an die Tür. Er trägt wieder die weiß-blau gestreifte Hose und ein schwarzes T-Shirt. Das Logo darauf gehört zu der französischen Band, die er sich vorhin angehört hat. Ich kriege kaum noch Luft.
    »Zimmerservice«, sagt er.
    Mein Kopf ist … leer. »Haha«, sage ich lahm.
    Er lächelt und knipst das Licht aus. Wir klettern ins Bett und es ist eine absolut total unglaublich komische Situation. Wie gewöhnlich. Ich rutsche auf meiner Seite rüber bis zur Bettkante. Wir liegen beide ganz steif und gerade da und achten darauf, den anderen nicht zu berühren. Ich muss eine Masochistin sein, mich ständig in diese Situationen zu bringen. Ich brauche Hilfe. Ich muss zum Psychiater, in eine Gummizelle eingesperrt werden oder eine Zwangsjacke verpasst bekommen oder sonst irgendwas.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit atmet St. Clair geräuschvoll aus und legt sich anders hin. Sein Bein stößt an meines und ich zucke zusammen. »’tschuldigung«, sagt er.
    »Schon okay.«
    »…«
    »…«
    »Anna?«
    »Ja?«
    »Danke, dass ich wieder hier schlafen darf. Letzte Nacht …«
    Der Druck in meinem Brustkorb ist eine Qual. Was? Was was was ?
    »Ich habe seit einer Ewigkeit nicht mehr so gut geschlafen.«
    Stille. Nach einer Weile drehe ich mich auf die andere Seite. Ich strecke ganz langsam das Bein aus, bis mein Fuß seinen Knöchel streift. St. Clair atmet scharf ein. Und dann lächle ich, weil ich weiß, dass er mein Gesicht im Dunkeln nicht sehen kann.


    Kapitel zweiundzwanzig
    A uch den Samstag verbringen wir mit Spazierengehen, Essen und Kino, gefolgt von einer unbeholfenen Unterhaltung im Treppenhaus. Gefolgt von einem warmen Körper in meinem Bett. Gefolgt von zaghaften Berührungen. Gefolgt von Schlafen.
    Trotz der peinlichen Momente hatte ich noch nie ein so schönes verlängertes Wochenende.
    Aber am Sonntagmorgen ändert sich alles. Als wir aufwachen, streckt sich St. Clair und stößt dabei unabsichtlich gegen meine Brust. Was nicht nur wehtut, sondern uns beide gleichermaßen beschämt. Beim Frühstück wird er wieder so unnahbar.

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