Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch
ruft meinen Abschnitt als Nächstes auf und ich denke böse Dinge über sie, während sie meine Karte durch ihren Apparat schiebt. Immerhin habe ich einen Fensterplatz. Auf dem mittleren und dem Gangplatz sitzen noch mehr Geschäftsleute. Ich greife wieder zu meinem Buch – es wird ein langer Flug –, als ich eine höfliche Stimme mit britischem Akzent höre, die den Mann neben mir anspricht.
»Entschuldigung, aber ich wollte Sie fragen, ob es Ihnen etwas ausmacht, mit mir den Platz zu tauschen. Wissen Sie, das da ist meine Freundin und sie ist schwanger. Und weil ihr immer ein bisschen schlecht wird im Flugzeug, dachte ich, sie braucht vielleicht jemanden, der ihre Haare festhält, wenn sie … na ja …« St. Clair hält die Kotztüte hoch, die immer in der Netztasche im Sitz vor einem steckt, und wirbelt sie herum. Das Papier raschelt dramatisch.
Der Mann springt vom Sitz auf und ich laufe dunkelrot an. Seine schwangere Freundin?
»Danke. Mein Platz ist in Reihe 45G.« Er lässt sich auf dem frei gewordenen Platz nieder und spricht erst weiter, als der Mann verschwunden ist. Der Typ auf der anderen Seite starrt uns entsetzt an, aber St. Clair ist das egal. »Ich saß neben einem furchtbaren Pärchen im Partnerlook – beide das gleiche Hawaiihemd. Warum sollen wir den Flug jeder für sich ertragen, wenn wir ihn doch zusammen ertragen können?«
»Wie schmeichelhaft. Danke.« Aber ich muss lachen und er sieht sehr zufrieden aus – bis zum Start, als er die Armlehne umklammert und sein Gesicht eine Farbe annimmt, die alarmierend an Limettenkuchen erinnert. Ich lenke ihn mit einer Geschichte darüber ab, wie ich mal Peter Pan gespielt und mir dabei den Arm gebrochen habe. Wie sich damals herausstellte, gehört mehr zum Fliegen, als nur frohe Gedanken und ein Sprung aus dem Fenster. St. Clair entspannt sich wieder, als wir über den Wolken sind.
Für einen achtstündigen Flug vergeht die Zeit erstaunlich schnell.
Wir reden nicht darüber, was uns auf der anderen Seite des Ozeans erwartet. Nicht über seine Mutter. Nicht über Toph. Stattdessen blättern wir im Skymall -Katalog. Wir spielen, jeder einen Artikel von jeder Seite kaufen muss. St. Clair lacht, als ich den Hotdog-Toaster nehme, und ich lästere über seinen Antibeschlag-Duschspiegel und das größte Kreuzworträtsel der Welt.
»Die sind immerhin praktisch«, sagt er.
»Was willst du denn mit einem riesigen Kreuzworträtselposter? ›Oh, tut mir leid, Anna. Ich kann heute nicht mit dir ins Kino gehen. Ich bin mit zweitausend waagrecht beschäftigt, norwegischer Vogelruf .‹«
»Immerhin kaufe ich keinen großen Kunststofffelsen, um unschöne Reinigungsöffnungen zu verstecken. Du weißt schon, dass du gar keinen Rasen hast?«
»Ich kann ja auch was anderes verstecken. Nicht bestandene Französischtests zum Beispiel. Oder einen illegalen Schnapsbrennkessel.« St. Clair krümmt sich vor Lachen – es ist dieses wundervolle jungenhafte Lachen, das ich von ihm kenne, und ich muss grinsen. »Aber was machst du mit einem motorisierten Snacktablett für den Swimmingpool?«
»Es in der Badewanne benutzen.« Er wischt sich eine Träne von der Wange. »Oooh, guck mal! Eine Mount-Rushmore-Gartenstatue. Genau das hat dir noch gefehlt, Anna. Und nur vierzig Dollar. Was für ein Schnäppchen!«
Auf der Seite mit Golfzubehör sind wir ratlos, deshalb gehen wir dazu über, gemeine Bilder von anderen Leuten im Flugzeug zu malen. Als Nächstes malen wir gemeine Bilder von dem Typen im Euro-Disney-Sweatshirt. St. Clairs Augen blitzen auf, als er den Mann dabei zeichnet, wie er die Wendeltreppe im Panthéon runterfällt.
Er malt ziemlich viel Blut. Und Micky-Maus-Ohren.
Nach ein paar Stunden wird St. Clair müde. Sein Kopf fällt an meine Schulter. Ich wage es nicht, mich zu bewegen. Die Sonne geht auf und der Himmel ist rosa und orange und erinnert mich an Fruchteis. Ich rieche an St. Clairs Haar. Nicht weil ich einen Tick habe. Sondern einfach, weil es da ist.
Er muss früher aufgestanden sein, als ich dachte, denn es riecht wie frisch gewaschen. Sauber. Gesund. Mmm. Ich schlummere ein und habe einen friedlichen Traum, wache wieder auf und auf einmal kommt schon die Stimme des Kapitäns knisternd aus dem Lautsprecher. Wir sind da.
Ich bin zu Hause.
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Kapitel vierundzwanzig
I ch bin wahnsinnig hibbelig. Es fühlt sich an, als würde die animatronische Band aus der Indoor-Freizeitpark-Kette Chuck E. Cheese in meinem Magen eine Party schmeißen. Ich habe
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