Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch
Gestank von Kinopopcorn in den Haaren und Butteraroma auf den Armen verdient habe. Ich habe es nach meiner Lieblingsregisseurin Sofia Coppola benannt. Sofia erschafft diese atmosphärischen, impressionistischen Filme mit einem bestimmten leisen, aber vollkommenen Stil. Außerdem ist sie eine von nur zwei amerikanischen Frauen, die für den Oscar in der Kategorie »Beste Regie« nominiert worden sind, nämlich für Lost in Translation .
Sie hätte ihn bekommen sollen.
»Warum fährst du nicht mit deinen Freunden zusammen?«, fragt Mom, als ich mich darüber beschwere, dass ich mit ihrem Van zum Konzert der Penny Dreadfuls fahren muss.
»Weil Bridge und Toph schon da sein werden. Sie müssen sich um den Aufbau kümmern.« Captain Jack piepst, weil er Meerschweinchenleckerlis haben will, deshalb lasse ich ein orangenes Pellet in seinen Käfig fallen und kraule den feinen Flaum hinter seinen Ohren.
»Kann Matt dich nicht fahren?«
Mit Matt habe ich seit Monaten nicht gesprochen. Er fährt bestimmt hin, aber das bedeutet leider, dass Cherrie Milliken auch mitkommt. Nein, danke. »Ich rufe Matt nicht an.«
»Tja, Anna, Entweder Matt oder der Van. Die Entscheidung liegt ganz bei dir.«
Ich entscheide mich für meinen Ex. Wir waren ja gute Freunde, also freue ich mich auch irgendwie, ihn wiederzusehen. Und vielleicht ist Cherrie ja gar nicht so schlimm, wie ich sie in Erinnerung habe. Leider ist sie es doch. Und wie. Nach nur fünf Minuten in ihrer Gegenwart ist mir völlig schleierhaft, wie Bridge es schafft, jeden Tag mit ihr beim Mittagessen zusammenzusitzen. Ich hocke auf dem Rücksitz, sie dreht sich zu mir um und ihr Haar fliegt wie ein vitaminangereicherter Vorhang aus der Shampoowerbung über ihre Schulter nach vorne. »Na, wie sind die Jungs in Paris?«
Ich zucke die Achseln. »Parisisch.«
»Ha ha. Du bist witzig.«
Ihr lebloses Lachen gehört zu ihren schwächeren Eigenschaften. Was findet Matt bloß an ihr?
»Gibt es jemand Besonderen?« Matt lächelt und wirft mir einen Blick im Rückspiegel zu. Keine Ahnung, wieso, aber ich habe ganz vergessen, dass er braune Augen hat. Warum lassen sie manche Menschen fantastisch aussehen und andere nur durchschnittlich? Das Gleiche gilt für braune Haare. Statistisch gesehen sind sich St. Clair und Matt ziemlich ähnlich. Augen: braun. Haare: braun. Hautfarbe: weiß. Die Körpergröße ist recht unterschiedlich, aber trotzdem. Es ist so, als würde man eine Gourmetpraline mit einem Schokoriegel vergleichen.
Ich denke an die Gourmetpraline. Und deren Freundin. »Eigentlich nicht.«
Cherrie nimmt Matt mit einer Geschichte über irgendetwas, das im Chor passiert ist, in Beschlag, weil sie weiß, dass ich bei diesem Thema nicht mitreden kann. Der Schokoriegel erklärt mir genau, wer wer ist, aber meine Gedanken schweifen ab. Bridgette und Toph. Sieht Bridge noch so aus wie früher? Werden Toph und ich da weitermachen, wo wir aufgehört haben?
Jetzt begreife ich es erst richtig. Ich werde Toph gleich sehen.
Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, haben wir uns geküsst. Unwillkürlich male ich mir aus, wie unser Wiedersehen ablaufen könnte. Toph sieht mich in der Menge stehen, kann die Augen nicht von mir lassen, spielt Songs für mich. Ich treffe ihn backstage. Küsse ihn in dunklen Ecken. Vielleicht stehe ich kurz davor, die ganzen Weihnachtsferien mit Toph herumzuknutschen. Bis wir am Club ankommen, hat sich mein Magen ganz verkrampft, aber aus einem positiven Grund.
Doch dann öffnet Matt meine Tür, und ich merke, dass wir gar nicht an einem Club sind. Sieht eher aus wie … ein Bowlingcenter. »Sind wir hier richtig?«
Cherrie nickt. »Alle guten Bands mit minderjährigen Mitgliedern spielen hier.«
»Oh.« Dass sie in einem Bowlingcenter spielen, hatte Bridge nicht erwähnt. Aber das ist okay, es ist trotzdem eine tolle Sache. Das mit der Minderjährigkeit hatte ich ganz vergessen. Was natürlich albern ist, denn so lange bin ich ja auch wieder nicht in Frankreich.
Drinnen sagt man uns, dass wir eine Bahn nehmen müssen, um das Konzert sehen zu können. Was wiederum bedeutet, dass wir auch Bowlingschuhe ausleihen müssen. Ähm, nein. Auf keinen Fall ziehe ich Bowlingschuhe an. Hunderte von Leuten haben die Dinger schon getragen. Ein einziger Spritzer Desinfiziermittel soll all die widerlichen Keime ihrer Stinkefüße abtöten? Kann ich mir nicht vorstellen.
»Schon gut«, sage ich, als sie der Angestellte auf die Theke legt. »Die können Sie
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