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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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Wegbeschreibung zum Gemeindezentrum. Danach brachen wir auf. Starlight Express. Am liebsten wäre ich selbst zu den Sternen unterwegs. Mit Nick. Zweiter Stern von rechts bitte, Fahrer. Und dann immer geradeaus, in eine andere Welt.
    Ich hatte Starlight Express noch nie gesehen. Es erwies sich als vergnüglicher, als ich es nach der letzten Aufführung der Tanztruppe erwartet hatte, einer ehrgeizigen Neubearbeitung von Der Sturm. Das Stück hatte in London nach dem Holocaust gespielt, und die Kostüme aus Plastikflaschen hatten so heftig gerappelt, dass sie das Drehbuch völlig übertönten. Ach ja, und im zweiten Akt fiel die Stereoanlage aus.
    Es konnte also nur besser werden. Alle machten ihre Sache großartig. Das Bühnenbild blieb stehen, niemand vergaß den Text, die Kostüme blieben heil, kein Hinterteil wurde entblößt und nichts ging spontan in Flammen auf. Im Gegenteil, die Inszenierung verlief so professionell, dass der einzige Makel mitten in der großen Szene zwischen Dinah und Diesel die Tatsache war, dass mein Handy klingelte.
    Nach der Aufführung zog ich es aus der Tasche. Der Anruf war von Morgan gewesen. Sie hatte eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen.
    »Sie kommt nicht«, sagte ich zu meiner Mutter, als wir uns kurz darauf mit Kates Kostüm auf dem Weg zu meinem Auto befanden. Sie selbst kam nicht, weil sie sich noch im Applaus ihrer Freunde sonnen wollte. Amandas Dad würde sie nach Hause bringen. Ihr wundervoller Auftritt hatte mich zu Tränen gerührt.
    »Na ja, jetzt hätte es ja sowieso keinen Zweck mehr, oder?« Sie wartete, während ich den Kofferraum öffnete und Kates Kostüm vorsichtig hineinlegte. Den Hut legte ich obendrauf. »Egal«, fügte sie fröhlich hinzu. »Ich glaube, Kate hat es nicht so viel ausgemacht. Und vielleicht kann sie morgen kommen.«
    »Davon hat sie nichts gesagt.«
    »Du kannst sie morgen früh anrufen, nicht wahr? Mach dir keine Gedanken.« Sie blieb am Auto stehen und blickte mich an. Die Straßenlaterne hinter ihr ließ ihre Haare orangerot schimmern. »Ist alles in Ordnung, Liebes?«, fragte sie plötzlich. »In der letzten Zeit warst du gar nicht richtig bei dir. Ist es wegen Ruth?«
    »Ruth?« Es dauerte einen Moment, bis mir aufging, was sie meinte.
    So ist das eben bei Lügnern. Ich steckte den Schlüssel in die Zündung.
    »Machst du dir Sorgen ihretwegen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Meine Mutter blickte mich nachdenklich an. »Ist sonst irgendetwas vorgefallen?«
    Wieder schüttelte ich den Kopf. »Nein, Mum. Nichts. Nichts Besonderes.«
    »Tja«, sagte sie. Ihr Gesichtsausdruck ließ deutlich erkennen, dass sie sich nicht im Mindesten täuschen ließ. »Du arbeitest viel zu viel.«
    »Mum, mir geht es gut. Und du hast gut reden.«
    »Ich bin pensioniert, Sally. Ich brauche mich um niemanden zu kümmern, habe kein Haus zu versorgen, keine Familie, keinen Job und auch sonst nichts zu tun. Ich beobachte dich, weißt du, was du machst und dass du nie eine Minute für dich hast. Du musst ein bisschen herunterschalten. Hör auf, hinter allen herzuräumen.« Sie lächelte. »Auch hinter mir, muss ich leider zugeben. Ich weiß, es gibt im Moment viel zu erledigen, aber du musst nicht alles selbst machen. Liebling, die Welt geht nicht unter, wenn du dir fünf Minuten Zeit für dich nimmst.«
    Ich nickte und schluckte. Woher sollte sie wissen, dass ich das schon getan hatte?

25
    Wie gern hätte ich meiner Mutter alles erzählt. Wie gern hätte ich ihr in diesem Moment im Auto mein Herz ausgeschüttet. Nicht, weil ich das Gefühl hatte, es würde etwas ändern. Nicht, weil ich dachte, es würde etwas nützen, sondern einfach, weil ich wusste, sie würde mir vergeben. Sie würde mich nicht weniger lieben, wenn ich es ihr erzählte.
    Wie sich herausstellte, würde Nick zum Dinner kommen. Ich wusste das, weil Mr Monroe, der Bezirksdirektor, der auch bei meinem Bewerbungsgespräch dabei gewesen war, mich am Samstagmorgen in der Arbeit anrief. Er fragte mich, ob ich etwas dagegen hätte, wenn er mich am Direktorentisch platzieren würde, da wir beide »solo« erscheinen würden, wie er es formulierte. Wir würden gemeinsam mit einem Kleinbus dorthin fahren. Ich sagte, das sei in Ordnung und gab ihm meine Adresse. Mein Herz klopfte heftig, als ich diese beunruhigenden Nachrichten vernahm. Ohne sein Erscheinen hätte ich mich sicherer gefühlt. Hätte er an meinem Tisch gesessen, wäre es gefährlich geworden. So würde es nur frustrierend, schwierig und

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