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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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dem fertig geworden? Kein Wunder, dass sie so ängstlich jede meiner Bewegungen beobachtet hatte. »Ich glaube, sie hat ihm das Messer auf die Brust gesetzt. Sie oder ich.« Morgan blickte auf ihren Teller. »Und dann war es vorbei.«
    Ich trank mein Weinglas aus und mein Wasserglas ebenfalls. »Na, da habe ich aber Glück gehabt, was?«, sagte ich. Wie großmütig von Jonathan.
    Morgan legte mir die Hand auf den Arm. »Mum, du kannst ihn nicht verlassen. Du kannst nicht. Er liebt dich. Er braucht dich. Es würde ihn umbringen, wenn du ihn verlässt. Mum, er wollte das nie. Niemals. Es war nur so eine verrückte Geschichte …«
    »Hat er dir das gesagt?«
    »Ich glaube, er konnte nicht anders.«
    »Hat er dir das auch gesagt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Was, Morgan?«
    Sie schlug die Augen nieder. »Weißt du, was mir an ihr sofort aufgefallen ist? Dass sie so aussah wie … na ja, wie meine Mutter.«
    Wir besuchten die Ausstellung, weil wir nicht wussten, was wir sonst tun sollten. Und sie war wirklich gut. Eine Retrospektive – so heißt das doch, oder? – eines toten abstrakten Malers, der wieder in Mode gekommen war. Seine riesigen, düsteren Gemälde bildeten den perfekten Hintergrund für das Drama, das sich in mir abspielte. Aber den schlimmsten Schock an diesem Tag hatte wahrscheinlich Morgan erlitten.
    Sie war sich so sicher gewesen, dass ich es gewusst hatte. So überzeugt, dass alles, was sie seitdem in unserer Ehe beobachtet hatte, nur eine Konsequenz dessen war. Nun hatte sie schreckliche Angst, dass sie mich veranlasst hatte, die Scheidung einzureichen. Es kostete mich einige Mühe, sie davon zu überzeugen, dass das nicht der Fall war. Dass es keinen Unterschied machte. Dass alles Schnee von gestern war und nicht mehr relevant. Und dass ich es ganz bestimmt nicht als Anlass nehmen würde, es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen. Ich würde Jonathan nicht verlassen.
    Und Nick? Nun, so etwas passierte, oder nicht? Genau wie bei ihrem Vater. Ich hatte eben auch eine Affäre gehabt. Hahaha.
    Und so log ich erneut.
    Ach so, und ich kaufte Kate ein Poster.
    Zu Hause blickte ich ins Fernsehprogramm. Da war es. An vier Tagen in der Woche lief Parker’s Yard. So auch heute. Ich blickte auf die Küchenuhr. Es fing gleich an. Ich hatte das Gefühl, ein Dinosaurier wäre mir über den Kopf getrampelt.
    Wasser. Ich brauchte mehr Wasser.
    Ich rannte zum Waschbecken und füllte ein Glas mit Leitungswasser, aber nach den ersten zwei Schlucken konnte ich nicht mehr weitertrinken. Ich brauchte etwas Alkoholisches. Genau, ich wollte mich betrinken. Noch betrunkener werden. Das wäre das Beste. Ich schenkte mir ein großes Glas Pimm’s ein, zerteilte eine Zitrone, gab sie ins Glas und rührte mit dem Finger um. Dann trank ich einen Schluck, schlüpfte aus meinen Schuhen, rief Merlin, ging ins Wohnzimmer und setzte mich auf das Sofa, auf dem Nick und ich – nein, daran durfte ich jetzt nicht denken!
    Ich zog mir die Füße unter den Hintern, trank noch einen Schluck, und dann wartete ich. Mit meinem Hund.

28
    Sie hätte viele Namen haben können. Susan. Joyce. Tabitha. Dolores. Aber nein. Sie hieß Constance. Das fand ich ziemlich unheimlich. Constance war nämlich auch der Vorname von Lady Chatterley, die berühmt dafür gewesen war, dass sie einen Liebhaber hatte. Wie hatte der denn geheißen? Ich konnte mich nicht erinnern. Und natürlich war er überhaupt nicht so wie Jonathan gewesen. Ein Gärtner mit einer Hütte im Wald, einer flachen Kappe und einer Schnur um die Hosenbeine. Auf jeden Fall ging er nicht im Anzug zur Arbeit. Constance Chatterley einerseits, Rebecca de Winter andererseits. Und ich, dachte ich, die zweite Mrs de Winter. Die natürlich genauso berühmt war, aber keinen Vornamen hatte.
    Es liegt mir nicht, über andere herzuziehen. Ich kann nicht über jemanden urteilen, den ich nur aus dem Fernsehen kenne, aber noch nie persönlich getroffen habe. So etwas tue ich nicht. Und doch glaube ich, dass ich an jenem Abend genauso einen Gesichtsausdruck hatte, als ich die zweite Hälfte von Parker’s Yard ansah. Zuvor hatte es eine Werbeunterbrechung gegeben, in der ich erfuhr, dass mein Hund lebhafter, verspielter, kräftiger und hündischer werden würde, bekäme er ab sofort Binga-Bonga-Hundefutter. Einen Moment lang überlegte ich, ob ich die Zutaten aufschreiben und sie Androulla schicken sollte, um sie ihr als neue Diät anzubieten. Solche Gedanken fand ich an jenem Abend

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