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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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Mädchen geworden, seit sie mit diesem Carl zusammen ist. Bestimmt hat er sie auf die Idee gebracht. Wir werden ein Auge auf sie haben müssen.«
    »Wir« bedeutete natürlich ich, denn mit den Tränen und dem Gezeter musste ich umgehen. Ich musste die Drecksarbeit machen.
    »Er sieht schlimmer aus, als er tatsächlich ist«, log ich. »Außerdem wird sie ihn bestimmt bald leid sein.«
    Das stimmte meiner Meinung nach. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, dass für die sechzehnjährige Sally Bradshaw (ebenfalls mit einem Vater gesegnet, den Charles Dickens nicht besser hätte erfinden können) nichts so reizvoll erschien wie ein Freund, den ihr Vater heftig ablehnte. Loyalität war für die meisten Teenager ein Fremdwort. Je mehr Jonathan wütete, desto widerspenstiger würde Kate reagieren. Und so schlimm kam er mir nun auch nicht vor. Seine Mutter war sehr nett. Er war nur nicht gut genug für Kate. Basta.
    »Hmpf«, machte Jonathan. »Besonders tröstlich ist das nicht. Was mag alles noch herauskommen, bevor dieser glückliche Tag zu Ende ist? Hä?«
    Und so ging es den ganzen Abend. Ich räumte den Tisch ab. (Gott! Die jungen Leute heutzutage!) Ich packte das Geschirr in die Spülmaschine. (Man sollte wieder ein soziales Jahr einführen.) Ich stellte die Maschine an. (Er nimmt wahrscheinlich Drogen.) Ich fütterte Merlin. (Und sollte sie nicht eigentlich längst wieder zu Hause sein?) Ich nahm die Zeitungen aus dem Korb und brachte sie zur Papiertonne. (Du bist viel zu nachsichtig mit ihr.) Ich brachte den Müll hinaus. (Schweigen. Endlich.) Ich setzte mich, um ein wenig fernzusehen.
    »Und da ist noch was«, verkündete Jonathan. »Ich bin diese verdammte Hochzeit leid. Ständig gibt es deswegen Streit. Und dabei sind es bis dahin noch vier Monate. Ich hatte wirklich keine Ahnung, dass das ein solcher Aufwand wird. Warum können die Leute nicht einfach heiraten, ohne so einen blödsinnigen Wirbel zu veranstalten?«
    Es war eine rhetorische Frage, also versuchte ich gar nicht erst, darauf zu antworten. Mir fehlten zwar nicht die Worte, aber mittlerweile war ich viel zu müde.
    Unsere eigene Hochzeit war aus allen möglichen wichtigen Gründen, von denen allerdings kein einziger mit mir zu tun hatte, eine gedämpfte Angelegenheit gewesen. Meine Mutter hatte Vorbehalte. Sie fragte sich, ob es so klug von mir war, einen Mann mit einer kleinen Tochter zu heiraten. Dennoch machte sie sich engagiert an die Vorbereitungen. Sie nähte sogar die Kleider für Morgan und mich – aus elfenbeinfarbener Seide. Wir waren ein hübsches Paar. Allerdings erinnere ich mich noch gut daran, dass über dem gesamten Tag wie ein Schleier eine gewisse Traurigkeit lag. Zahllose Gäste, die ich damals kaum kannte, gratulierten freundlich und liebenswürdig, aber sie alle hatten Tricia geliebt und gekannt und waren anderthalb Jahre zuvor auf ihrer Beerdigung gewesen. Die Trauer um sie überschattete alles. Sanft tätschelten sie Morgans Kopf. Lächelnde Gesichter. Irgendwann sagte jemand zu Jonathan: »Wie geht es ihr? Findet sie es sehr schwierig? Es muss ein entsetzlicher Stress für euch sein.«
    Und dann waren auch Tricias Eltern da. Jonathan hatte sie gedrängt zu kommen, weil sie schließlich, wie er mir erklärte, Morgans Großeltern waren. Das waren meine Erinnerungen an diesen Tag. Es handelte sich um genau dieselben Leute, die mit strahlenden Gesichtern auf dem Hochzeitsfoto zu sehen waren, das Jonathan wie einen Talisman auf seinem Klavier stehen hatte – bis zu dem Tag, als wir deswegen einen Riesenstreit bekamen und es endlich verschwand. Allerdings nicht vollständig, denn es blieb oben in Jonathans Schrank, zusammen mit den anderen Erinnerungen an Tricia.
    Ich hatte nichts gegen Jonathans erste Frau – ich kannte sie gar nicht –, aber ich beneidete Morgan darum, dass sie vollkommen frei von ihr war. Außer in biologischer Hinsicht war ich in jeder Beziehung ihre Mutter und nicht Tricia. Und ich würde sicherstellen, dass sie eine perfekte Hochzeit bekam. Voller Freude. Die Hochzeit, die ich nicht gehabt hatte.
    »Weil«, sagte ich jetzt, »die meisten Leute ihre Hochzeit feiern wollen. Sie wollen ihr Glück mit anderen Menschen teilen und sich nicht davonschleichen und es allein erledigen.«
    »Hmpf«, murrte er und warf seine Zeitung in den Korb. »Na ja, wahrscheinlich sollte ich dankbar sein, dass sie nicht irgendeinen Idioten heiratet. Cody ist zumindest respektabel, aufrecht und sauber. Warum kann Kate sich

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