Herzklopfen für Anfänger
auf die Knie.
»Ach, du lieber Himmel«, sagte ich und spähte in die Dunkelheit. »Nick? Nick? Ist alles in Ordnung?«
»Äh … nein«, kam die Antwort aus der Ferne. »Ich habe mich an der Seite verletzt, und ich glaube, mit meinem Knöchel ist auch irgendwas passiert.«
Russell kam zu mir gekrabbelt. Das Laubdach war so dicht, dass wir Nick kaum erkennen konnten. Platt gedrückte Blätter markierten seinen Weg, und ein starker Geruch nach Erde erfüllte die kühle Luft. Er lag etwa sechs Meter unter uns. Nahe am Wasser. Teilweise sogar darin.
»Wie meinst du das?«, fragte Russell. »Ist er gebrochen?«
»Ich weiß nicht«, rief Nick atemlos. »Ich habe ihn mir verdreht, als ich gestürzt bin.«
Stöhnend drehte er sich um. Sein Sturz war von der dichten Uferbewachsung abgemildert worden. Wenn nicht alles voller Schösslinge gewesen wäre, wäre er direkt ins Wasser gefallen.
»Wir müssen hinunterklettern und ihm heraufhelfen«, sagte ich zu Russell.
»Grundgütiger! Orientierungmärsche sind die Hölle«, erwiderte er.
Vorsichtig rutschten wir nach unten. Der Abhang war steil, und halb verrottete Blätter verdeckten zahlreiche felsige Stellen.
Russell war als Erster bei Nick und hockte sich neben ihn. Ich stolperte ebenfalls dorthin. Selbst in der zunehmenden Dunkelheit sah Nick grau aus. Seine Füße waren nass, und er war mit Erde und Laub bedeckt.
»Wie schlimm ist es?«, fragte ich. Ich war es langsam wirklich leid. Er biss die Zähne zusammen und verzog das Gesicht zu einem schwachen Lächeln. »Also, Rollschuhlaufen kann ich in der nächsten Zeit wohl eher nicht. O Mann, wie blöd von mir.«
Wir brauchten ewig, um ihn den Abhang hinaufzuschleppen. Als wir schwitzend und keuchend oben ankamen, war es fast völlig dunkel. Die ersten Sterne schimmerten am Himmel, und am Horizont kündete nur noch ein schmaler rosiger Streifen vom vergangenen Tag.
»Gut«, sagte er und übernahm wieder die Führung. Wir saßen am Wegrand im Gras. Schweißperlen bedeckten seine Stirn, und er atmete schwer. Er sah aus, als hätte er ernsthafte Schmerzen. »Wir müssen einen Plan machen«, sagte er. »Am besten wird es sein, ich bleibe hier, und ihr zwei geht wieder zurück bis zu dem Kilometerstein. Ja. Das wird das Beste sein. Wir wissen, dass der Wanderweg dort auf eine Straße mündet. Und das ist die Straße, auf der wir gekommen sind. Richtig?«
Er schwieg.
Wir warteten.
»Richtig?«, sagte er noch einmal.
»Richtig«, echoten wir.
»Okay«, fuhr er fort. »Auf der Straße muss irgendwann ein Auto kommen, oder wenn nicht, gibt es zumindest ein Haus oder eine Farm oder so etwas. Irgendwas, wo ihr Hilfe holen könnt. Und ihr habt auch ein Handy, oder, Russell? Wenn ihr ein bisschen höher kommt, habt ihr bestimmt ein Netz, und dann könnt ihr im Zentrum anrufen und Hilfe holen. In der Zwischenzeit hüpfe ich ein bisschen höher den Hügel hinauf, damit ich euch im Auge behalten kann. Okay?« Mittlerweile bedeckte eine dünne Schweißschicht sein Gesicht. Er blinzelte ständig. »Und ihr nehmt besser die Taschenlampe mit«, murmelte er. »Oh, und natürlich die Nummer des Zentrums. In meinem … in meinem …«
Und dann stöhnte er und sein Kopf sank zwischen seine Beine.
»Ach, du lieber Himmel«, blökte Russell. »Meine Güte! Was jetzt?«
Nick bewegte sich nicht, aber ich konnte ihn atmen hören. Die Haare an seinem Nacken waren nass.
»Russell, gib mir den Rucksack. Da ist Wasser drin.«
Russell kramte eine Flasche aus dem Rucksack.
»Soll ich sie ihm zuwerfen?«
Nick hob den Kopf. »Wag das bloß nicht! Mir geht es gut, okay? Mir war nur ein bisschen schwindlig. Mist, aber meine Seite tut echt weh.«
Ich ergriff die Flasche, öffnete sie und reichte sie Nick.
»Hier, trink etwas«, sagte ich zu ihm. »Das sind wahrscheinlich die Schmerzen. Und du bist vermutlich auch dehydriert. Besser?«
Er nickte. Aber so ganz glaubte ich ihm nicht. Ich hatte im Stillen gehofft, es wäre doch nicht so schlimm, und er würde uns sagen, es sei alles in Ordnung, und er habe ein Feldtelefon oder einen Notfallwagen im Hintergrund. Aber im Moment machte mir sein Gesichtsausdruck ernsthaft Angst. Er sah so aus, als würde er jeden Moment ohnmächtig werden. Vielleicht sollten wir ihm aufhelfen. Ich hatte auf einmal Visionen von diesen schrecklichen Filmen, in denen der Held stirbt, sobald er stehen bleibt. Mir war eigentlich nie ganz klar gewesen, warum das so sein sollte, aber es jagte mir doch einen
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