Herzklopfen für Anfänger
wegen eines anderen Mannes hyperventiliere? Es ist zwar nichts dagegen einzuwenden, dass glücklich verheiratete Frauen gelegentlich beim Anblick von George Clooney oder Brad Pitt Atemnot bekommen, aber dies hier sollte uns beiden Sorgen machen.« Nein, ganz bestimmt nicht. Denn Jonathan würde unwirsch: »Was ist denn?«, knurren, noch bevor ich auch nur das erste Wort über die Lippen gebracht hätte.
Ich könnte ihn natürlich beim Frühstück damit konfrontieren. Ihm seinen Toast reichen und das Thema über der Margarinepackung ansprechen. Das geht natürlich nicht. Er würde sofort sagen: »Um Gottes willen, Sally, du weißt doch, was ich heute für einen Tag vor mir habe. Können wir nicht ein anderes Mal darüber sprechen?« Oder ganz anders. Ich könnte sagen: »Mir ist gerade klar geworden, dass ich nicht glücklich bin und gefährliche Gefühle habe und nicht weiß, was ich tun soll.« Dann würde er sofort beleidigt und verletzt reagieren und erwidern: »Na toll. Du bist nicht glücklich und musst mir das gerade jetzt erzählen. Meine Güte, du weißt doch …«
Das ist wahrscheinlich der Grund, warum Leute in schlechten Ehen nicht über ihre Probleme reden und stattdessen ihre Aufmerksamkeit anderen, kommunikativeren Beziehungen widmen. Sie haben es einfach verlernt.
Manche Formen der Kommunikation scheinen jedoch im Laufe der Zeit besser zu werden. »O Gott. Er ist noch in der Reinigung«, sagte ich zu Jonathan.
»Was?«
»Es tut mir leid. Ich habe völlig vergessen, ihn abzuholen.«
»Vergessen? Wie kannst du das nur vergessen? Ich habe dich doch gestern noch daran erinnert.« Das stimmte. »Na toll«, sagte er. »Und was soll ich jetzt machen?«
»Ach«, erwiderte ich. »Ich weiß nicht. „Kannst du nicht einen anderen Anzug anziehen?«
»Wie soll ich denn einen anderen anziehen? Ich habe keinen anderen.«
»Hm, dann leih dir einen.«
»Wo soll ich denn so schnell einen Anzug leihen? Ich muss in einer Stunde zum Flughafen.«
»Ja, ich weiß auch nicht. Dann kauf dir einen in Gatwick.«
Er schnaubte ins Telefon. »Lass die dummen Bemerkungen, Sally! Also ehrlich! Wie konntest du das nur vergessen? Wie?«
Darauf wusste ich keine Antwort. »Hör zu«, sagte ich schließlich. »Es tut mir echt leid. Okay?«
Er ignorierte meine Entschuldigung. »Na gut. Du wirst eben früher von der Arbeit weggehen müssen. Wenn du gleich aufbrichst, schaffst du es noch rechtzeitig zum Abflug.«
»Das geht nicht.«
»Doch, du musst.«
»Das geht nicht«, wiederholte ich. »Ich arbeite. Gott, warum kannst du nicht einfach einen ganz normalen Anzug anziehen?«
»Hörst du mir eigentlich jemals zu? Das ist ein Abendessen am Royal College. Ich halte eine Rede! Du liebe Güte, Sally, du musst mir meinen Anzug bringen.«
»Warum holst du ihn nicht einfach selbst ab? Das dauert für mich einfach zu lange.«
»Weil ich einchecken muss! Ich weiß nicht einmal, wo die Reinigung ist.«
Jetzt schnaubte ich. »Das ist mal wieder typisch.«
»Was soll das denn heißen?«
»Das soll gar nichts heißen. Wenn du es wüsstest, dann würde so etwas nicht passieren. Ich habe schließlich auch einen Job, und ich habe anderes zu tun, als mich ständig auch noch um eure Angelegenheiten zu kümmern. Ich kann nicht an alles denken. An deinen Anzug und Kates Steppschuhe, die Impftermine für den Hund und ob wir noch Brot haben, an die Autoversicherung und den Geburtstag deiner Mutter, die Abschiedsparty deiner Sprechstundenhilfe und den Klempner und … und … und … Es ist einfach zu viel. Du hättest mich heute früh daran erinnern sollen.«
Schweigen. Dann sagte er: »Ich habe dich gestern daran erinnert.«
»Na, dann hättest du mich eben noch einmal erinnern müssen. Ich hätte ihn heute Mittag zu Hause vorbeibringen können. Warum muss eigentlich immer ich an alles denken? Ich bin doch kein elektronischer Terminkalender.«
»Ja, gut«, sagte er ruhig.
»Was?«
»Gut. Ich habe die Botschaft verstanden.«
»Was für eine Botschaft?«
»Das es dir offensichtlich zu viel Mühe bereitet. Gut. Kein Problem. Du hast zu viel zu tun? Kein Problem. Wir bürden dir zu viel auf? Kein Problem. Ich werde mich in Zukunft selbst um meine Anzüge kümmern. Aber es wäre sehr hilfreich gewesen, wenn du dir die Mühe gemacht hättest, mir Bescheid zu sagen, bevor du beschlossen hast, dass du zu viel zu tun hast, um dich um deine Familie zu kümmern. Dann hätte ich nämlich Vorsorge treffen können. Holst du jetzt meinen Anzug ab
Weitere Kostenlose Bücher