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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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es kommt. Die bloße Vorstellung vom Universum. Wie mochte es gewesen sein, vor tausend Jahren zu den Sternen zu blicken? Wie mochte es sich anfühlen, ein Stern zu sein und eine Welt zu erleuchten, die sich so schnell veränderte?
    Ich starrte hinauf, bis mir der Nacken wehtat. Dann setzte ich mich auf die Bank unter das Küchenfenster und drehte das Handy unschlüssig in der Hand. Und begann nachzudenken.
    Sollte ich ihm auch eine SMS schreiben? Sollte ich? Der Cursor, der die ganze Zeit über geblinkt hatte, schien ungeduldig und fordernd genau darauf zu warten.
    Danke, schrieb ich. Gerade gesehen. Wirklich wow. S.
    Wieder blickte ich zum Himmel, wobei ich den Hinterkopf an die Hauswand lehnte. Ich fand die Wega. Den Großen Wagen. Pegasus. Der Cursor blinkte immer noch nach dem S. Ich drückte erneut auf die Taste. Senden?, stand auf dem Display. Sollte ich es wagen?
    Lieber Himmel! Ich wusste es nicht. Plötzlich kam es mir so vor, als ob von allen albernen, unnützen, gefährlichen und dummen Dingen, die ich im Laufe meines Lebens gemacht hatte, dieser Tastendruck das Dümmste wäre. Aber wem schadete es denn? Was war schon schlimm daran, ihm eine SMS zu schicken? Wem schadete unser gemeinsames Interesse für Astronomie? Ein unschuldiger Austausch zwischen zwei Gleichgesinnten.
    Ich dachte an ihn, wie er schlaflos immer noch zu den Sternen emporschaute. Wie er an seinem Fenster oder in seinem Garten in Oxted stand, und den gleichen Himmel bewunderte, der sich auch über mir spannte. Ich dachte an unsere kleine Unterhaltung per SMS, verbunden in unserer Einsamkeit, während um uns herum alle anderen schliefen.
    Und dann dachte ich an Ruth.
    Ich dachte Mittagessen. Ich dachte Freitag. Ich dachte daran, wie ich mich gefühlt hatte, als ich davon erfahren hatte. Das war die Antwort. Ich scrollte herunter. Löschen.

12
    Seltsamerweise dachte ich nicht an Jonathan. Damals nicht. Nicht so, wie ich an ihn hätte denken müssen, also schuldbewusst.
    An Jonathan dachte ich erst zwei Tage später, um kurz nach vier am Donnerstagnachmittag, als ich mitten in einem Sehtest einen ärgerlichen Anruf von ihm bekam, weil er seinen Abendanzug nicht finden konnte.
    Streng genommen stimmt das so nicht ganz, denn ich dachte damals schon an Jonathan, allerdings auf eine völlig selbstgerechte, abfällige Weise, die mir nicht gerade zu Ruhm gereicht. Schlimmer noch, ich nahm es ihm übel, dass er mir dieses Gefühl gab. Was war aus unserer Ehe geworden? Wie hatte ich es nur so weit kommen lassen, ohne zu merken, worauf es hinauslief? Warum brauchte ich die vorsichtigen, zurückhaltenden Halb-Aufmerksamkeiten eines Mannes mit einer abwesenden Frau und Gott weiß was für Gepäck auf dem Buckel, um mir klarzumachen, dass ich keineswegs so glücklich verheiratet war, wie ich immer geglaubt hatte. Wussten erwachsene Menschen so etwas nicht einfach?
    Natürlich hatte ich mich auch vorher schon in Männer verliebt. Wer nicht? Kleine Oasen von Fantasiesehnsüchten waren die Farbtupfer in einem langen Eheleben. Aber nie zuvor hatte eine solche Katastrophe gedroht. Nie zuvor hatte ich diesen Zustand ständig analysiert. Dieser unablässige angstvolle Dialog, den ich mit mir führte.
    Auf Jonathan hatte es nie Auswirkungen gehabt. Nie. Aber vielleicht lag das auch nur daran, dass keiner der Männer, die ich begehrte, vorgehabt hatte fremdzugehen. Diejenigen, die ernsthaft hinter mir her gewesen waren, hatten einfach nicht die richtigen Knöpfe gedrückt. War es tatsächlich reines Glück, diese unerwartete Konstellation? Schicksal, zwischen Nick und mir? Hatte meine Ehe einfach nur deswegen so lange gedauert, weil ich zur richtigen Zeit nicht am richtigen Ort gewesen war?
    Um Gottes willen. So viele Gedanken. Für den Rest der Nacht schlief ich keine Sekunde mehr. Ich saß im Gästezimmer und strafte mich selbst mit Schlaflosigkeit. Am liebsten hätte ich Jonathan geweckt und mir von ihm erklären lassen, warum seine Frau so nahe daran war, einem Mann, der mitten in der Nacht Frauen überfuhr, eine SMS zu schicken. Kurz gesagt, ich hätte das Thema ansprechen sollen. Aber ich tat es nicht.
    Zum einen wagte ich mir nicht vorzustellen, wie ein solches Gespräch ablaufen würde. Mittlerweile war es fünf Uhr morgens, und Jonathan würde wahrscheinlich hochgehen wie eine Rakete, wenn ich mich um diese Uhrzeit auch nur räusperte. Und zum anderen, was sollte ich sagen? Sollte ich sagen: »Jonathan, ich bin ein bisschen nervös, weil ich auf einmal

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