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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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verlieben. Von ihm zu hören, dass er nicht ohne mich leben wollte und ob ich nicht sähe, dass das in den Sternen stünde und er nichts dagegen machen könnte. Wie in einer von Ruths Geschichten. Ja. Genau so war es. Genau das Gegenteil von dem Geschwafel über »entschuldigen«, »nicht angebracht« oder »kein Schaden entstanden«.
    Doch ich konnte nichts davon tun. Ich war verheiratet. Ich hatte einen Mann. Ich sollte noch nicht einmal daran denken. Ich musste auf meiner Bank sitzen, schuldbewusst, zitterig, schuldbewusst, nervös, schuldbewusst, reuevoll. Und schuldbewusst. Ich konnte nicht. Sollte nicht. Würde nicht.
    Ich trank den letzten Schluck Pimm’s und überdachte meine Situation. Äußerst betrunken. Also ging ich ins Bett.
    In dieser Nacht schlief ich nicht. Nicht eine Minute lang. Gar nicht. Und als Kate schließlich am nächsten Morgen müde zum Frühstück herunterkam, hatte ich alle Wäsche im Haus gewaschen. Einschließlich des Oberteils, das sie am vorherigen Abend getragen hatte und in dem sich das Konzertticket für irgendeine böse klingende Band befand, das sie einem Freund auf der Tanzprobe für sage und schreibe einundzwanzig Pfund fünfzig abgekauft hatte. Sie verlangte von mir, dass ich sie dafür entschädigen sollte. Ihr ganzes Leben und die Welt, so wie wir sie kennen, läge schließlich in Scherben.
    Und zwar auf der Stelle.
    Das war besser. Das war Normalität. Das war mein Leben. Damit konnte ich umgehen.
    Damit konnte ich umgehen.
    »O Mann«, rief Ruth, als ich um zwanzig vor acht mit dicken Augen und einem furchtbaren Geschmack im Mund zur Arbeit erschien. »Ist deine Uhr vorgegangen oder was?«
    Ich hatte heftige Kopfschmerzen. Unter der Woche sollte ich besser nicht trinken. »Haha«, erwiderte ich. »Nein, ich will nur guten Willen zeigen. Gestern musste ich früher gehen, deshalb wollte ich heute besonders früh kommen, damit niemand sich beschweren kann. Du siehst hübsch aus.«
    Das tat sie auch. Sie trug ein geblümtes Sommerkleid mit einer Borte am Saum. In der Taille wurde das Kleid von einem rosa Band eingefasst, was ihre Brüste betonte. Ich stellte mir vor, dass Nick Brown sein Gesicht darin vergrub. Beinahe wurde mir übel.
    »Ja, natürlich sehe ich hübsch aus«, plapperte sie und tänzelte vor mir herum. »Ich habe die halbe Nacht vor dem Spiegel verbracht.« Sie blickte an sich herunter. »Aber so ganz sicher bin ich mir nicht. Ist das nicht ein bisschen zu züchtig, was meinst du? Aber um sieben kam mir meine Satinhüfthose zu knallig vor.« Ich stellte mir Nicks Gesicht in ihrem Schritt vor. Zwischen den einzelnen Gängen vielleicht. Unter dem Tisch.
    Ruth schien nicht zu merken, dass ich ganz grau im Gesicht wurde. »Und, na ja, Mittagessen, du weißt schon. Tageslicht. Für alle Fälle habe ich die schwarze Jacke und die rosa Caprihose mitgebracht. Was meinst du? Ich will auf keinen Fall die falschen Signale senden.«
    Tja, dachte ich. Geblümtes Kleid, Bänder, rosige Wangen. Sie sah echt hübsch aus. Ich hasste sie. Zumindest an diesem Morgen. »Ich finde, du siehst genau richtig aus«, gurrte ich.
    Als er kurz vor halb eins auftauchte, stand ich im Laden und erklärte der älteren Dame, bei der ich gerade einen Sehtest gemacht hatte, dass Gleitsichtgläser nicht bedeuteten, dass man damit nur in die Ferne sehen konnte. Er nickte mir zu, als er an mir vorbeikam und signalisierte mir, er würde gern mit mir reden, bevor er mit Ruth zum Essen ging.
    Alarmiert stellte ich fest, dass mein Puls bei seinem Anblick schneller schlug und mein Magen eine Pirouette drehte.
    »Nur kurz«, sagte er, als ich bebend an seinen Schreibtisch trat. Er hatte eine Hand auf der Maus und scrollte durch eine Liste von Verkaufszahlen. Dann blickte er auf und lächelte. »Alles okay?«
    Mir war völlig klar, dass ich angeschlagen aussah. Deshalb war die kleine Falte zwischen seinen Augenbrauen völlig überflüssig.
    »Ja, mir geht es gut«, sagte ich und drückte mein Klemmbrett an die Brust.
    »Ich wollte nur …« Das Telefon auf seinem Schreibtisch begann zu klingeln. »Oh, einen Moment bitte.« Er nahm ab und lächelte mich an, während er lauschte. »Ja. Ja. Klar. Hm. Kein Problem. Aber wissen Sie, ich bin nicht der richtige Gesprächspartner für Sie. Ich stelle Sie zu einer der Optikerinnen durch, ja?« Er legte die Hand über den Hörer. »Die Sekretärin von Dr. Falstaff. Sie möchte mit jemandem über den Mann sprechen, der am Dienstag hier war. Das Glaukom?« Ich

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