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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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»Oh, gut«, erwiderte ich, schloss die Tür und ließ die Scheibe herunter. »Dann ist ja alles in Butter, oder? Auf Wiedersehen.« Ich ließ die Scheibe wieder hinaufgleiten.
    Im Rückspiegel beobachtete ich ihn, während ich vom Parkplatz fuhr. Er war drei Wagen hinter mir und telefonierte. Da er eine Freisprechanlage hatte, sah es so aus, als würde er Selbstgespräche führen. Mir wurde klar, dass ich so gut wie nichts über ihn wusste. Rein theoretisch konnte er ein Irrer sein. Ein Arschloch, und das war er ja laut Ruth auch. Aber ganz gleich, wie leid mir Ruth im Moment tat, ich wusste, dass sie sich in dieser Beziehung irrte. Ach herrje. Ich war mit Sicherheit krank. Krank und sauer.
    Ich hielt, um zu tanken, und stopfte mir zwei Schokoriegel hinein, was meine Laune ein wenig hob.
    Eigentlich, dachte ich, hatte er recht. Es war nicht seine Schuld. Vielleicht sollte ich ihm später eine SMS schicken und mich dafür entschuldigen, dass ich ihn so angebrüllt hatte. Und vielleicht würde ich ihm auch von der Zwiebelkur erzählen, die ich im Internet auf der neuen Website über Schlaflosigkeit gefunden hatte, und nach seiner Rippe musste ich ihn auch noch fragen, und …
    Ich war noch dabei, mir Gründe für mögliche SMS an Nick Brown zu überlegen, als sich das Thema von selbst erledigte.
    Mittlerweile war ich seit einer Stunde zu Hause. Jonathan befand sich im Bad – er wollte zu einer Party im Tennisclub, zu der ich ebenfalls gehen sollte, wozu ich aber keine Lust hatte. In Jonathans Tennisclub gab es jede Menge alte Leute und pickelige Teenager. Vor allem jede Menge Leute, die ihn von klein auf kannten. Tricia war ebenfalls Mitglied gewesen, und ihre Namen standen bei den Siegern im gemischten Doppel 1975. Ich konnte nicht Tennis spielen. Ich hatte es versucht – schließlich wollte ich Jonathan unbedingt gefallen. Am Anfang unserer Ehe war ich jeden Sonntagmorgen mit ihm auf den Platz gegangen. Ich rannte begeistert hin und her, schlug hoffnungsvoll nach den Bällen, die er so elegant übers Netz beförderte, und schürfte mir Arme und Beine auf. Aber er regte sich nur über meine Unfähigkeit auf, und nach einer Weile nahm er mich nicht mehr mit.
    Ich hatte keinen Anruf erwartet, deshalb dauerte es ein paar Sekunden, bis ich registrierte, dass ein merkwürdiges Klingeln aus meiner Handtasche drang. Auf dem Display tauchte kein Name auf. (Nick Brown hatte noch keinen Eingang in mein Adressbuch gefunden.) Deshalb dachte ich, Kate riefe an, weil sie irgendwo abgeholt werden wollte.
    »Lass mich in Frieden! Ich habe zu tun«, brüllte ich ins Handy.
    »Sally? Ich bin es, Nick Brown«, sagte er.
    »Oh«, stieß ich hervor. Mein Magen schlug einen Salto rückwärts. »Oh, Entschuldigung. Wir …«
    »Kein Problem«, erwiderte er. »Entschuldige, dass ich dich zu Hause anrufe, aber wir müssen uns treffen.« Er klang wie bei einem dieser Anrufe, die zur Qualitätsüberprüfung und/ oder zu Trainingszwecken aufgenommen werden. Gemurmelte Halbsätze waren auf einmal nicht mehr sein Ding.
    »Ja?«, fragte ich. Jetzt hatte ich schon zwei hervorstechende Punkte. Verheiratet. Zu Hause. Natürlich. Und dann noch ein weiterer. Meine wütende Reaktion vor einer Stunde. Rief er deshalb an? »Hör mal«, sagte ich, »wegen Ruth. Es tut mir leid, dass ich …«
    »Kein Problem, Sally«, sagte er. »Okay? Nein, ich rufe an, weil wir einen Termin für unser Bewertungstreffen machen müssen. Wir sind gar nicht dazu gekommen.«
    Oh, dachte ich. Nun bin ich an der Reihe. Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden.
    »Du weißt schon«, fuhr er fort. »Ich habe es heute früh erwähnt, aber dann sind wir irgendwie davon abgekommen. Und morgen früh fahre ich nach Brighton. Deshalb dachte ich, wir könnten das gleich erledigen. Es macht dir doch nichts aus, oder? Dass ich dich zu Hause anrufe, meine ich.«
    »Äh, nein«, sagte ich und fächelte mir Luft zu.
    »Ich dachte, wir könnten uns vielleicht am Dienstagmorgen zusammensetzen. Mittags habe ich eine große Personalsitzung, und vorher sollte ich mit dir gesprochen haben. Vielleicht können wir zusammen frühstücken? Im Meridien?«
    »Frühstück? Das ist für mich keine zivile Zeit. Morgens sehe ich aus wie gerade überfahren.«
    Er lachte. Ich konnte es kaum glauben, dass ich tatsächlich so mit ihm redete, in meiner eigenen Küche, um acht Uhr am Freitagabend, während Jonathan in der Wanne lag. Aber es war wohl völlig legitim.
    »Na, dann sind wir schon zwei«,

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