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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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gesagt, Ruth. Warum hast du mir nichts erzählt? Kann ich dir irgendwie helfen?«
    »Ach, das ist keine große Sache, Sal. Er hat es gut überstanden. Aber mit seinem künstlichen Darmausgang – na ja, bei mir kann die Party auf keinen Fall stattfinden. Deshalb habe ich gedacht, du könntest vielleicht einspringen?«
    »Ich?«
    »Es ist kein großer Aufwand. Ein bisschen was zu knabbern, Wein, der übliche Kram. Ich bringe natürlich alles mit. Es sind etwa ein halbes Dutzend Leute von der Arbeit eingeladen, und außerdem noch Demelza aus meiner Schreibgruppe. Wenn du willst, kannst du noch ein paar Nachbarn einladen. Ich möchte Veronique nicht im Stich lassen, weil sie ihr Botox bezahlen muss. Sie braucht das Geld wirklich. Wenn du Gastgeberin bist, bekommst du einen Geschenk-Gutschein. Zehn Pfund, glaube ich. Machst du es? Bitte!«
    Ich hatte eigentlich vorgehabt, mir ein paar Duftkerzen anzuzünden und mich den vernachlässigten Teilen meines Körpers zu widmen, aber so eine Party war auch keine schlechte Idee. Jonathan war nicht da, und Kate übernachtete bei Amanda. Das müsste eigentlich gehen. Ich würde Ruth helfen und mich vor mir selbst retten. Und ich konnte ein paar Cremes kaufen. »Na gut«, sagte ich. »Um wie viel Uhr? Um acht?«
    »Halb acht. Aber ich sage dir am Montag noch mal Bescheid, okay?«
    »Okay.«
    »Ist bei dir alles in Ordnung?«
    »Ja, warum?«
    »Weil du so komisch klingst.«
    »Ja?«
    »Ja. Bist du krank?«
    Samstagmorgen, die Sonne scheint, und Eastbourne platzt aus allen Nähten vor Leuten, die es nicht fassen können, dass es heiß, sonnig und Samstag ist.
    Und ich stehe in den dämmerigen Tiefen des Arndale Einkaufszentrums, Merlin neben mir auf dem Boden, und halte eine Rettet-das-Frauenhaus-Petition in der Hand.
    »Ich habe die Frau im Café gefragt, ob wir einen ihrer Tische ausleihen könnten«, sagte Polly entschuldigend. »Aber sie war nicht dazu bereit. Besonders willkommen scheinen wir hier nicht zu sein.«
    Ich warf Polly einen Blick zu. Sie wirkte ein bisschen bedrohlich mit ihrem tätowierten Bizeps und ihren schwarzen Springerstiefeln, und ich fragte mich unwillkürlich, ob sie sich überhaupt jemals irgendwo willkommen fühlte. Ich glaubte nicht.
    Welcher persönliche Umstand mochte wohl zu ihrem selbstlosen Leben geführt haben? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand versucht hatte, sie zu verprügeln. Aber was wusste ich schon? Vielleicht war sie ja erst deshalb so geworden, wie sie heute war.
    »Es macht mir nichts aus zu stehen«, versicherte ich ihr. »Ich habe lange genug im Auto gesessen, da ist es gut, dass ich mir die Beine vertreten kann. Ich hätte allerdings dran denken sollen, eine Schüssel mit Wasser für Merlin mitzubringen. Er wird Durst haben.«
    »Das ist kein Problem«, erwiderte sie und winkte einer der anderen Frauen. Da die Mädchen aus dem Frauenhaus sich nicht in der Öffentlichkeit zeigen durften, hatte meine Mutter die halbe Nachbarschaft engagiert. »Ich bitte Hetty, im Schuhgeschäft vorbeizugehen. Ich bin sicher, Kayleigh findet etwas Passendes.«
    »Vielen Dank.«
    »Nein, nein. Ich danke Ihnen. Ihre Unterstützung ist wertvoller, als Sie glauben.« Sie schlug mir so fest auf den Rücken, dass ich beinahe das Gleichgewicht verlor. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar wir Ihnen sind.«
    Zwei Stunden und etwa dreihundert Unterschriften später beschloss ich, mit Merlin Gassi zu gehen.
    »Wir fahren rasch zu Hause vorbei«, schlug Mum vor. Sie war ganz aufgeregt, weil sie so viele volle Unterschriftenlisten hatte. »Dann können wir ein Sandwich essen. Ich habe Leberwurst da.«
    Bei ihr zu Hause ging ich rasch ins Badezimmer, um mir kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Als ich ins Wohnzimmer zurückkam, rollte Merlin sich auf dem Fußboden herum, eine Art bunten Ball im Maul. Ich nahm ihn ihm ab. Es war ein abgenutzter Tele-Tubby.
    »Was ist das denn?«, fragte ich Mum und folgte ihr in die Küche.
    »Oh, das gehört sicher Megan. Danke, dass du es gerettet hast. Sie haben gestern bei mir übernachtet, und du weißt ja, wie so kleine Kinder sind. Sie haben so viel Kram.«
    »Wer hat hier übernachtet?«, fragte ich und tupfte Merlins Speichel von dem Püppchen ab. »Die Kinder?«
    Sie nickte. »Tracey auch.«
    »Warum?«
    Eifrig bestrich sie Brotscheiben mit Butter. »Ach, es war wahrscheinlich nichts. Aber eine der anderen Mütter hatte einen blauen Wagen gesehen, der gestern Morgen auf der anderen Straßenseite geparkt

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