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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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hatte. Am Nachmittag ist er dann noch einmal am Haus vorbeigefahren. Traceys Mann – oder Partner – fährt so einen. Sie ist ein bisschen nervös geworden, deshalb habe ich ihr vorgeschlagen, sie solle über Nacht bei mir bleiben. Er hatte Leitern auf dem Dach, weißt du.«
    Ich holte Milch aus dem Kühlschrank und schüttete etwas in zwei Becher. »Leitern?«
    »Er ist Dekorateur.«
    »Ach so.«
    »Und er arbeitet in der Gegend.« Sie ließ das Messer sinken. »Ich hatte, ehrlich gesagt, ein schlechtes Gewissen. Damals habe ich nicht daran gedacht, aber wir hätten die kleine Megan nicht für das Foto posieren lassen dürfen, nicht wahr? Aber Tracey hat gerade mit dem Reporter geredet, und na ja, von uns hat keiner wirklich nachgedacht. Ich hätte es verhindern sollen.«
    »Ach, du liebe Güte. Das klingt schon besorgniserregend. Hast du der Polizei Bescheid gesagt?«
    Sie nickte. »Es ist ihm bereits verboten worden, in ihre Nähe zu kommen, aber die Polizei meinte, es sei gut, dass wir sie auf dem Laufenden hielten. Wir passen alle auf sie auf. Ich bin sicher, dass alles gut wird.«
    Sie lächelte, aber ich war nicht überzeugt.

14
    Ruths Freundin Demelza war ein Meter achtzig groß, trug rote Stilettostiefel, ein Kleid aus Stoffresten, und kam bewaffnet mit einem Ventilator und einer kleinen Flasche Gin an.
    »Ciao«, sagte sie und reichte mir die Flasche. »Ruth fährt. Hast du Tonicwater?«
    Wir waren ein zusammengewürfelter Haufen. Briony hatte mit ihrer Mutter vorbeigeschaut. Da ich so kurzfristig Bescheid sagte, war es mir nicht gelungen, viele Leute aufzutreiben. Nur das Mädchen aus unserer Straße, die ich manchmal mit ihrem Hund traf, und ein paar Kolleginnen. Veronique, die ebenfalls direkt von der Arbeit kam, hatte ihre Produkte schon auf dem Esstisch ausgebreitet. Öle, Salz-Peelings, Nachtcremes, Tagcremes. Cremes, die man sich zu jeder Tages- und Nachtzeit ins Gesicht schmieren konnte. Cremes, die man nur ganz sparsam verwenden durfte, wenn überhaupt. Duschgel, Augencreme, Lippenbalsam und Fußbalsam. Mikrofeiner Puder zum Abdecken von Flecken, feinporige Wattepads zum Abschminken. Demelza paradierte am Tisch vorbei, als sei sie ein General, der seine Truppen inspiziert, und setzte sich dann neben Briony.
    »Warum heißt es ›Kosmetik to go‹?«, wollte sie wissen, warf die Haare zurück und nahm sich ein paar Nüsse. Ein wenig erinnerte sie mich an Morticia Adams. Kate wäre bestimmt hingerissen gewesen.
    »Nun«, antwortete Veronique, »das sind Mitnahmeprodukte, die man so im Vorbeigehen kaufen kann.«
    »Ah ja«, erwiderte Demelza. »Verstehe. Aber bedeutet das nicht, dass der Kunde zu dir – also in deinen Laden kommt und die Waren mitnimmt? Ist es nicht ein Widerspruch in sich, Waren, die man zu Hause anbietet als ›to go‹ zu bezeichnen?« Sie zog fragend eine Augenbraue hoch.
    »Ich sehe nicht, was an ›to go‹ falsch sein soll«, sagte ich. »Du kommst hierher, kaufst das Produkt und gehst damit nach Hause. Wo ist das Problem?«
    »Per se kein Problem«, erwiderte sie. »Aber gehe ich recht in der Annahme, dass Gunk der Name des Ladens ist, für den du arbeitest, Veronika?«
    Veronique blickte sie verwirrt an. »Äh … ja.«
    »Sollte dann deine Verkaufsveranstaltung nicht anders heißen als ›Gunk to go‹? Schließlich können die Cremes nicht selbst laufen. Müsste es nicht eher heißen ›Gunk to come‹? Natürlich ist das nicht so wichtig. Ich spiele nur mit Worten, stelle nur die Idee in den Raum. Hm?«
    »Oh, ich verstehe«, warf Briony ein. »Wie …«
    Demelza hob den Arm und verdeckte Briony (und ihren Beitrag) mit dem violetten Stofflappen, der von ihrem Ärmel herunterhing. »Und was ist das für ein Folterwerkzeug?«
    Veronique, der schon der Schweiß auf der Stirn stand, verzog erleichtert das Gesicht.
    »Ah«, sagte sie und erhob sich, um mit ihrem Vortrag zu beginnen. »Dieses Folterwerkzeug ist die Gunk Wundermaske. Sie ist revolutionär. Sie ist …«
    »Sieht wie eine Plastik-Augenmaske aus«, sagte Ruth und drehte sie zwischen den Fingern. »Gefüllt mit Glitzerwasser. Was soll sie angeblich bewirken?«
    Veronique räusperte sich. »Wie gesagt, sie ist revolutionär. Wenn du dir die Innenseite anschaust, wirst du sehen, dass diese nicht aus Plastik besteht, sondern aus einem neuartigen feinporigen Material, das mit natürlichen, wohltuenden Ingredienzien gefüllt ist. Diese wohltuenden Nährstoffe wirken quasi durch … äh … Osmose, während man

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