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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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Rückspiegel funkelte mir das teuflische Lächeln einer gefallenen Frau entgegen. Erneut lächelte ich und spürte, wie meine Erregung wuchs. Wieder durchströmte mich die köstliche Hitze der Erwartung.
    Ich dachte an Nick. Wo mochte er sein? Auf dem Weg zur Arbeit? Beim Frühstück in einem Hotel? Schon in einer Sitzung? Höchstwahrscheinlich. Sein Handy steckte bestimmt in der Innentasche seines Jacketts. Der kleine Briefumschlag, das Zeichen für eine SMS, wartete schon auf ihn.
    Ich steckte in seiner Tasche. Ich küsste das Telefon, bevor ich es wieder verstaute.
    Als ich aus dem Auto stieg, kam Dennis auf mich zu. Er trug seinen Regenmantel über dem Arm, die Aktentasche baumelte an der anderen Hand.
    »Du siehst so munter aus«, stellte er fest. »Die Katze hat wohl an der Sahne geschleckt, was?«
    O Gott. Das ging so nicht weiter.

19
    Aber es musste weitergehen. Mrs Sally Matthews kehrte in ihre Küche und zu ihren täglichen Pflichten zurück.
    Und es erwies sich als überraschend einfach. Obwohl in meinem Inneren chaotische Zustände herrschten, ging das Leben nach außen hin ganz normal weiter.
    Am Samstagmorgen bekam ich einen Brief vom Hauptsitz von Drug-U-Like Großbritannien, in dem sie mir mitteilten, dass ich vom Personalchef Nicholas Brown empfohlen worden wäre und am nächsten Freitag um elf Uhr fünfzehn zu einem Bewerbungsgespräch wegen des Managerpostens der Optikabteilung von Amberley Park gebeten wurde. Es würde im Büro der südlichen Bereichsleitung (Anfahrtsskizze beigefügt) stattfinden. Ich sollte einen aktuellen Lebenslauf mitbringen und mich an einen Mr Monroe wenden.
    Sowohl Kate als auch Jonathan bekundeten in etwa so viel Interesse wie damals, als ich Abteilungsleiterin geworden war, also kein übermäßiges. Kate tat etwas überrascht, Jonathan etwas desinteressiert. Mein Job war mein Job. Er machte in Zähnen. Ich machte in Augen. Und abgesehen von einer – in seinen Augen – bescheidenen Gehaltserhöhung änderte sich nicht viel. Allerdings hätte ich auch nicht gut damit umgehen können, wenn er großes Interesse an den Tag gelegt hätte. Im Augenblick jedoch wurde die kleinste Vernachlässigung als Ausgleich zu meinen Schuldgefühlen herangezogen. Doch bald würde sich die Waage zu meinen Ungunsten senken, was mir ein bisschen Angst machte. Aber so war das eben.
    Bis zu einem gewissen Grad hatte ich mich vernünftig verhalten. Ich hatte Nick nicht erzählt, dass Jonathan und Kate am Sonntagabend nach Malta flogen. Trotz meiner Manie war mir klar, dass ich Nick lieber nicht verriet, dass ich die nächsten vier Tage allein zu Hause war. Das schien mir viel zu gefährlich, nicht zuletzt wegen meiner eigenen schmutzigen Gedanken.
    Ich machte mir in dieser Hinsicht keine Illusionen. So sicher, wie die Nacht auf den Tag folgt, zogen böse Menschen Böses an. Das war Karma, ob man nun daran glaubte oder nicht.
    Aber vernünftig war ich eben nur bis zu einem gewissen Grad. Die Aussetzer überwogen. Wir hatten uns die ganze Woche über SMS geschrieben. Ich kam mir vor wie ein Kind mit einem neuen Spielzeug. Und es war ein wundervolles Spiel.
    Ich wusste gar nicht so recht, wie es mir gelang, mich nach außen hin wie eine Vierzigjährige zu benehmen, während ich gleichzeitig diese jugendliche SMS-Korrespondenz führte. Zwei Dinge jedoch wusste ich. Erstens: Wenn ich auf Kates Handy so einen Schwachsinn entdeckt hätte, wäre mir bestimmt übel geworden. Zweitens: Ich sollte mich lieber auf schlechtes Karma vorbereiten, denn ich war sehr, sehr schlimm geworden.
    Sally, hatte er samstagmorgens um 3 Uhr 45 geschrieben. Morgen bin ich wieder zu Hause. Montag in Amberley. Montagabend? Vielleicht? Wann/Wo? Ja/nein?
    »Du lieber Himmel, Kate.« Jonathan verzog übertrieben das Gesicht. »Was hast du da drin? Steine?«
    Es war Sonntagnachmittag, kurz nach fünf. Wir gingen gerade zum Südterminal in Gatwick. Kate hatte Kopfhörer in den Ohren, aber ein Teil des Lärms, mit dem sie ihre Trommelfelle bedröhnte, folgte ihr wie ein Schwarm wütender Bienen. Jonathan zog beide Koffer.
    »Bücher«, brüllte sie, ohne die Kopfhörer herauszunehmen. »Ich dachte, ich nehme mir besser etwas zum Beschäftigen mit.«
    »Kate«, schalt ich sie. »Es wird bestimmt schön. Ganz sicher.«
    Sie drehte sich zu mir um und warf mir einen finsteren Blick zu. »Ja, klar, Mum. Warum fährst du nicht an meiner Stelle?«
    Aber trotz ihrer spöttischen Arroganz sind Teenager eigentlich leicht zu beeindrucken.

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