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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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der andere verpasste Anruf. Wer um alles in der Welt war Mr Poselthwaite?
    »Ich bin bei Ruth«, sagte ich ein bisschen zu schnell, während Nick unsere Teller in die Küche trug. Wer war der Mann bloß? Wer war er? Ach ja! Jetzt fiel endlich der Groschen. Der Zeltverleiher! Er wollte heute Abend bei mir vorbeikommen, um das Zelt zu vermessen und mir einen Kostenvoranschlag zu machen. »Oh, Morgan, es tut mir leid. Das habe ich völlig vergessen!«
    »Mum, wie konntest du nur?«
    Wir waren vor einer Stunde verabredet gewesen. Vor einer Stunde! Ach, du liebe Güte! Ich hörte Morgan gereizt seufzen. Warum wurde mit einem schlechten Gewissen alles nur noch schlimmer? »Hör mal, ich rufe ihn an, ja?«
    »Wann bist du zu Hause? Vielleicht kann er sich noch mal melden. Ach, Mum, ehrlich! Wie konntest du das nur vergessen?«
    Zwanzig Minuten später setzte Nick mich am Ende der Straße ab. Ich ging die fünfzig Meter bis zu unserem Haus zu Fuß. Die Blumen, die ich nirgendwo in eine Vase würde stellen können, hielt ich umklammert, und in Gedanken war ich bei Mr Poselthwaite und fragte mich, wie ich ihn nur hatte vergessen können.
    Eine halbe Stunde später läutete es an der Tür.
    Aber es war nicht der arme Zeltverleiher mit seinem Maßband. Ruth stand vor der Tür.
    »Ich habe dich gesehen«, sagte sie.

21
    Ich hatte, schätzte ich, etwa drei Sekunden, um meine entgleisten Gesichtszüge wieder zu ordnen und eine glaubhafte Antwort zu formulieren, aber ich scheiterte. Stattdessen wurde ich knallrot.
    »Ich habe dich in seinem Auto gesehen«, fügte sie hinzu. Sie trat ein und blickte mich mit einem Ausdruck an, der eine Mischung aus wollüstigem Entzücken und strenger Missbilligung war. Bisher hatte ich Missbilligung bei Ruth noch nie erlebt, aber vielleicht gab es ja auch bei ihr Dinge, die sie nicht billigte. Mich zum Beispiel, jedenfalls im Moment. Das »sein Auto« brauchte sie nicht näher zu erläutern.
    Wir wechselten einen Blick.
    Es war eine Tatsache. Oh ja.
    Sie ging an mir vorbei, zog ihre Jacke aus und hängte sie über den Pfosten an der Treppe.
    »Ich fuhr gerade vom Supermarkt nach Hause und habe sein Auto gesehen. Und du hast darin gesessen, Sal. Und ich dachte noch, komisch. Was macht Sally denn um halb acht an einem Dienstagabend in Nick Browns Auto? Und dann – frag mich nicht, warum, vielleicht war es schriftstellerische Intuition –, auf jeden Fall wusste ich, dass es nichts mit der Arbeit zu tun hatte. Das stimmt doch, oder? Das stimmt doch? Sal, was hast du da gemacht?«
    Ich schloss die Tür hinter ihr. Mir fiel keine Antwort ein.
    »Ruth, ich …«
    Sie legte mir die Hand auf den Unterarm.
    »Sal, du kannst mir gern sagen, dass mich das nichts angeht, aber du liebe Güte! Was zum Teufel geht da vor?«
    Mir fiel immer noch nichts ein, also fragte ich sie, ob sie ein Glas Wein oder einen Kaffee wollte. Auf schweren Beinen ging ich in die Küche. Sie folgte mir.
    Sie warf ihre Handtasche auf den Küchentisch.
    »Und, Sal«, sagte sie im Plauderton. »Dann stimmt es also?«
    Ich hatte ihr den Rücken zugewandt, weil ich die Weingläser aus dem Schrank holte. Vielleicht war es noch nicht zu spät. Vielleicht konnte ich ihr ja vormachen, ich hätte ihm bei irgendetwas geholfen. Vielleicht sollte ich ganz empört und von oben herab tun – ja, das würde ich tun. Das würde funktionieren. Ich drehte mich um.
    »Was soll das heißen?«, stieß ich hervor. »Dann stimmt es also? Was stimmt also? Was denn? Wovon redest du?«
    Ich stellte die Gläser auf den Tisch und nahm eine Flasche Wein aus dem Regal. Leider war es einer von Jonathans Angeberweinen, deshalb legte ich ihn wieder zurück und nahm stattdessen einen Merlot aus dem Supermarkt. Das musste reichen.
    »Ehrlich, Ruth, du bist gut. Was soll das? Er hat mich nur mitgenommen, mehr nicht. Er hat mich am Bahnhof gesehen und angehalten, um mich zu fragen, ob er mich mitnehmen kann. Ist das gegen das Gesetz oder was?« Ich brach ab, zum einen, weil ich fand, dass das ein bisschen zu viel Protest war, zum anderen weil ich ihr ansah, dass sie mir kein Wort glaubte.
    Sie stand mit verschränkten Armen mitten in der Küche, eine Augenbraue leicht hochgezogen. Und dann nickte sie. Es war ein jämmerlicher Versuch, und wir wussten es beide.
    »Na gut. Ja. Ja», sagte ich traurig. »Du hast recht. Es stimmt.«
    Ruth zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. Sie sah sehr zufrieden mit sich aus.
    »Na, schöne Scheiße.«
    »Ja.«
    »Wie lange geht das

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