Herzklopfen in Virgin River (German Edition)

und mich erneut zur Kasse bitten! Erin, ich liebe dich! Diese Frau – Annalee – isteinfach nur eine Meisterin des Betrugs! Ich regele das alles! Ich schwöre es dir bei Gott, ich kriege diese …“
    „Aiden, Aiden“, sagte Erin leise. „Bitte, du tust mir weh.“
    Sofort löste er seinen Griff. „Oh Gott, das tut mir leid“, entschuldigte er sich und trat einen Schritt zurück. Er durchquerte den Raum, ehe er sich umdrehte und sie erneut anschaute. „Siehst du?“, fragte er. „Ich stehe hier in Unterwäsche und versuche, dich davon zu überzeugen, dass sie verrückt ist. Dass ich diese vielen blöden Fehler vermutlich nicht begangen hätte, wenn nicht ein großer Betrug im Gange gewesen wäre, der mich eine Menge Geld und den Respekt meiner Kollegen gekostet hat. Komm, Erin. Ich bin klüger, als dieser ganze Mist dich vielleicht annehmen lässt. Im Zweifel für den Angeklagten.“
    Erin holte tief Luft. Dann nahm sie den Stapel Unterlagen von der Lederottomane und streckte die Hand nach ihrer Kaffeetasse aus. „Wir haben in unserer Kanzlei einen Anwalt, er heißt Roland Preston. Wir nennen ihn Arnie Becker, nach diesem Scheidungswinkeladvokaten aus L. A. Law . Soweit es sich beurteilen lässt, ist er ein Ass, was Scheidungen betrifft. Er handelt da immer Sachen aus, die ziemlich fabelhaft sind … und unglaublich vorteilhaft für seine Mandanten. Und das ist mein Vertrauensbeweis. Ich würde es mir nämlich nicht wünschen, dass jemand wie Ron mich bei meiner Scheidung vertritt, es sei denn, ich wollte mich von einem total skrupellosen, gierigen, schrecklichen und gefährlichen Menschen scheiden lassen, der versucht, mich hereinzulegen. Ron arbeitet in Chico, doch seine Mandanten kommen von überallher. Und er hat eine Menge Assistenten, Sekretärinnen und Ermittler.“
    Aiden schwieg einen kurzen Augenblick lang. Dann sagte er: „Danke.“
    „Nun, wenn du wirklich komplett ehrlich zu mir warst, gerne geschehen. Falls du mir nicht die volle Wahrheit gesagt hast, bin ich mir sicher, dass ich nichts mehr mit dir zu tun haben will.“
    „Erin, ich schwöre, dass alles wahr ist. Vor allem der Teil mit dem ‚ich liebe dich‘.“
    Erin wollte sich eigentlich nicht damit beschäftigen, wie Aiden mit Schwierigkeiten in seinem Leben umging, trotzdem konnte sie nicht aufhören, daran zu denken. Nachdem sie ihm Ron Prestons Namen genannt und ihm Telefonnummern und Adresse ihrer Kanzlei in Chico gegeben hatte, hatte Aiden ihr versprochen, dort anzurufen. Er sagte ihr aber auch, dass er befürchtete, dass die ganze Sache viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Zeit, die er lieber mit ihr verbracht hätte. Erin hatte ihm geantwortet, dass diese Zeit gut genutzt würde. Sie war sich sicher, dass sich ihre Gefühle für Aiden niemals ändern würden. Doch sie war auch davon überzeugt, dass es in ihrer beider Interesse lag, ihre Beziehung erst dann zu vertiefen, wenn er sein Leben in Ordnung gebracht hatte.
    Die größere Frage war – ob sie ihm je verzeihen könnte, falls diese Sache nicht gut ausging? Da romantische Beziehungen bisher Mangelware in Erins Leben gewesen waren, hatte man ihr bisher auch noch nie das Herz gebrochen. Oh, sie hatte natürlich Enttäuschungen erlebt. Das schien unvermeidlich. Doch diese waren im Großen und Ganzen verhältnismäßig harmlos geblieben. Einmal hatte es einen Mann gegeben, der ihr gesagt hatte, dass sie nicht zueinanderpassten, weil die Chemie zwischen ihnen nicht stimmte. Sie war eigentlich derselben Meinung gewesen. Es tat ihr aber leid, dass sie sich nicht noch ein paarmal getroffen hatten, um endgültig herauszufinden, ob er recht hatte. Bei einem anderen Mann war, kurz nachdem sie begonnen hatten, sich öfter zu sehen, plötzlich die Exverlobte wieder auf der Bildfläche erschienen. Und noch ein anderer fand, dass sie wegen ihrer anspruchsvollen Arbeit in der Kanzlei und ihrer familiären Verpflichtungen bei Weitem zu wenig Zeit für ihn hatte – er wollte eine Frau, für die er an erster Stelle stand.
    Das hatte Erin allerdings nicht das Herz gebrochen, sondern ihr höchstens kleine Stiche versetzt. Kleinere Enttäuschungen. Außerdem hatte sie gewusst, dass sie sich nicht mit Haut und Haaren auf diese Männer eingelassen hatte. Sie hatten weder Erins Leidenschaft entfacht, noch hatten sie ihr weiche Knie verschafft, geschweige denn, dass Erin ihretwegen den Kopf verloren hätte. Sie hatte sich lange gefragt, ob sie zu anspruchsvoll war oder ob sie einfach niemandem